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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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Wenn Ihr es so einrichten könntet, dass das Mädchen in unseren Handel eingeschlossen wird, würdet Ihr diesem armen Jungen einen großen Gefallen tun.«
    »Und Matty«, fuhr Rob schnell dazwischen. »Matty Pengelly.«
    Marschall warf ihm einen giftigen Blick zu. »Halt den Mund, Rob.«
    Sidi Mohammed wirkte gekränkt. »Will der Junge etwa um Seelen feilschen? Du solltest ihm sagen, dass es um Geschäfte geht, die man besser den Älteren und Weiseren unter uns überlässt, und dass ich nur mit Männern verhandele, die ich gut genug kenne, um ihnen zu vertrauen. Es schmerzt mein Herz außerordentlich, dass ich nicht im Stande bin, deinen Wunsch zu erfüllen, Master Marshall, doch Hassan hat mir erzählt, dass das Mädchen mit dem Haar wie Feuer bereits an einen Herrn verkauft wurde, der sehr viel mehr für sie bezahlt hat, als ihr ihm möglicherweise erstatten könnt.«
    Rob rappelte sich von seinem Platz am Tisch hoch. Im gleichen Augenblick sprang auch Hassan auf, und seine Hand fuhr zum Griff seines Dolchs. »Ich habe Geld!«, rief Rob. Er zog den
Beutel mit dem gesammelten Gold aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch. Beim Aufprall klirrte sein Inhalt vernehmlich.
    Der Marabout starrte ihn an, als hätte Rob ihm einen toten Hund vor die Füße geworfen. Dann wandte er sich an Marshall: »Mir ist klar, dass er noch jung und unreif ist, aber du bist verantwortlich für seine Manieren, Master Marshall, und die lassen erheblich zu wünschen übrig. Er hat mich zutiefst beleidigt. Vielleicht sollte ich euch beide in Ketten legen lassen und Hassan mit Al-Andalusi losschicken, um euer Schiff und seine Mannschaft von Ungläubigen abzuholen. Wie viele Seelen würde das wohl für unsere Sache einbringen? Sechzig, achtzig oder gar einhundert? Zu meinen Lebzeiten allein haben die Korsaren und ich dem Teufel 7643 Christen übergeben, und ich würde gerne runde zehntausend daraus machen, bevor ich sterbe. Alhamdulillah .« Er hielt inne, fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, küsste die Handflächen und legte sie auf sein Herz. »Dieses Haus verfügt über einen besonders schönen, symmetrisch angelegten Innenhof. Hier herrscht vollkommene Ruhe. Es ist ein perfekter Ort, um die Aufmerksamkeit von den komplexen Angelegenheiten der Welt auf die Schlichtheit der spirituellen Wahrheit zu lenken. Im Zentrum meines Hofes habe ich einen Brunnen aufstellen lassen, der aus den Schädeln mehrerer Nazarener besteht. Ich finde großen Gefallen daran, ihn jeden Tag nach dem Morgengebet zu betrachten, um seine subtile Beziehung zwischen Form und Funktion zu bewundern. Wasser klingt ganz besonders hübsch, wenn es durch die Augenhöhle eines toten Ungläubigen plätschert, Master Marshall. Vielleicht hast du Lust, mir bei meiner Kontemplation Gesellschaft zu leisten? Ich denke, ich könnte noch ein Plätzchen für einen weiteren Schädel in der Mitte finden.«
    Marshall wurde leichenblass. »Nein, Sidi, ich bitte Euch. Vergesst die Gefangenen. Sie sind keine Voraussetzung für unseren Handel. Die vier Kanonen, über die Ihr verfügen werdet, haben so viel Kugeln und so viel Pulver, wie Ihr braucht. Überdies sind
sie von höchster Qualität, wie Ihr sehen werdet - darauf gebe ich Euch mein Wort. Und ihre Herkunft ist besonders interessant. Ich glaube, dass Ihr die Ironie zu schätzen wisst, denn sie wurden auf Kosten der Krone zur Verteidigung der kornischen Küste geschmiedet, Herr. Sie waren für die Wiederbewaffnung von Pendennis Castle und St. Michael’s Mount bestimmt. Sir John Killigrew empfiehlt sie Euch und lässt Euch ausrichten, dass Eure Korsaren ihnen und der verdammten Bevölkerung von Cornwall höchst willkommen seid.«
    Sidi Mohammed Al-Ayyachi nickte würdevoll. »Eine Ironie des Schicksals, in der Tat. Bitte übermittle Sir John meinen Dank.« Er berührte sein Herz. Dann beugte er sich vor, ergriff den Beutel, den Rob auf den Tisch geworfen hatte, und wog ihn nachdenklich in der Hand. »Dies fühlt sich ganz so an, als könnte es dem Preis einer christlichen Seele entsprechen. Schließen wir unser Geschäft ab, Master Marshall.« Rasch und kräftig wie eine Kobra warf er dem Engländer den Beutel zu.
    Überrascht versuchte Marshall ihn aufzufangen. Das Gold fiel heraus und rollte durch das ganze Zimmer, wo es im Schein der Sonne, die durch ein hochgelegenes Fenster hereinfiel, funkelte und glänzte.
    »Vier Kanonen, so viele Kugeln und so viel Pulver, wie wir brauchen, und diesen tapferen jungen Mann für

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