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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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seine Stimme so laut und hart, wie Cat sie noch nie gehört hatte. »Ich weiß nicht, ob ich Kenegie je wiedersehen werde, und wenn ja, ob ich dann noch eine Arbeit habe. Ich bin ohne Sir Arthurs Erlaubnis aufgebrochen. Ich habe die erste Überfahrt genommen, die mir angeboten wurde, obwohl ich genau wusste, dass ich mich mit Verbrechern einließ, die mich berauben und meine namenlose Leiche über Bord hätten werfen können. Genau das hätten sie lieber auch tun sollen, nach all dem, was mich das Überleben gekostet hat! Sogar den Ring meiner Großmutter hatte ich dabei. Immer wieder sagte ich mir, dass ich ihn dir an den Finger stecken würde, wenn ich dich das nächste Mal sähe, als Versprechen, dass dir nie wieder etwas zustoßen sollte, doch -« Seine Stimme erstickte. »Sie haben ihn mir geraubt, Cat, so wie sie mir das Geld und meine Freiheit geraubt haben. Ich habe dich mein ganzes Leben lang geliebt, und ich weiß, dass auch du mich liebst. Es ist mir egal, dass du gesündigt hast, ich nehme dich so, wie du bist. Ich will dich heiraten und dich weiter in Ehren halten, und wenn ein Kind kommt, und es hat dunkle Haut und dunkle Augen, dann ist es eben unser Kreuz, und wir werden es tragen. Du siehst, ich habe an alles gedacht, und ich spreche es laut aus, denn ich habe keinen Funken Stolz mehr in mir. Egal, was er dir angetan hat, egal, was passiert ist, ich vergebe dir.«
    Cat ballte die Hände zu Fäusten. »Wie kannst du es wagen, mir aus Barmherzigkeit eine Ehe anzubieten, Robert Bolitho! Ich brauche deine Vergebung nicht! Ich habe nichts getan, dessen ich mich schämen müsste. Du siehst mich an, als hätte ich dich betrogen, aber ich habe dich nie geliebt, außer als meinen Vetter. Es ist schwer, dir das unter derart bitteren Umständen zu sagen, Rob, aber es ist besser, wenn du es weißt.«

    Das Schweigen zwischen ihnen war erfüllt von Missverständnissen und unausgesprochenen Vorwürfen. Schließlich schrie Rob sie an: »Wie kannst du da stehen, ohne dass dir das Herz bricht, wenn du mich so siehst? Du bist genauso dreist wie die Versucherin, als die Nell dich bezeichnet hat, und jetzt hast du einen reicheren Mann umgarnt als mich, obendrein einen Heiden. Du hast den Verstand verloren, Catherine Anne Tregenna, ganz zu schweigen von deiner Seele.«
    In diesem Moment sprang der Korsarenkapitän auf.
    »Nein, Qasem!«
    Die Art, wie sie ihm die Hand auf den Arm legte, und die Art, wie er sie ansah und dann nachgab, war zu viel für Rob. Die Wut, die ihn die ganze Zeit über Wasser gehalten hatte, verflog und ließ ihn hilflos zurück. Ein großes Schluchzen schüttelte ihn, dann stieß er einen erstickten Schrei aus.
    Mit Tränen in den Augen sprach Cat sanft auf ihn ein: »Du findest mich grausam und herzlos, Rob. Trotzdem schätze ich, was du für mich getan hast, welches Risiko du auf dich genommen, welches unvorstellbare Grauen du ertragen hast. Es tut mir so leid, was dir zugestoßen ist. Ich hätte dich nie darum gebeten, mir zu folgen. Es war sehr mutig von dir …«
    Er hob abwehrend die Hand: Auf ihr Mitgefühl konnte er verzichten.
    »Das spielt keine Rolle, ich habe es nicht nur für dich getan, es gibt auch noch andere, die gerettet werden müssen.« Eine glatte Lüge und obendrein die erste große Unwahrheit, die er in seinem Leben ausgesprochen hatte. »Ich hoffe, dass du hier ein gutes Leben findest, Catherine«, fuhr er fort, und das war die zweite. Er sah, wie sich ihr Ausdruck veränderte. War es Überraschung, was er darin las, Erleichterung oder Enttäuschung? Sie sah vollkommen anders aus als das Mädchen, auf dessen Spuren er einen Ozean überquert hatte. Dieses Mädchen war für ihn jetzt tot. Mühsam wandte er den Blick von ihr ab und richtete ihn auf den Mann.

    »Ich möchte Euch bitten, mir eine Gunst zu erweisen, Sidi Qasem.«
    »Sprich.«
    »Es gibt noch jemand, den ich retten möchte, wenn es sich einrichten lässt. Das Gold, das Sidi Mohammed mir abgenommen hat, würde gewiss ausreichen, um das Lösegeld für sie zu bezahlen.«
    Der Pirat wirkte überrascht. »Wen soll ich suchen?«
    »Sie heißt Matty Pengelly und wurde bei demselben Überfall in Penzance verschleppt wie Catherine. Sie ist ein einfaches, anständiges Mädchen und hat etwas Besseres verdient als in diesem Land als Sklavin zu enden.«
    Sidi Qasem nickte. »Wenn es mir möglich ist, werde ich dir diese Gefälligkeit erweisen. Du hast mein Wort. Ich werde dir Platz auf einem Schiff nach England besorgen und

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