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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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Haus verschwunden. Cat blieb angespannt und neugierig zurück. Es kostete sie einige Mühe, sich erneut der Arbeit an der Unterwäsche zuzuwenden.
    Am Ende, nachdem sie alle Nähte aufgetrennt, den Fleck herausgeschnitten und die Teile neu zusammengenäht hatte, ohne allzu viel Stoff zu verlieren, legte Cat die Garnitur beiseite und dankte Gott, dass Lady Harris so mager war und wahrscheinlich den Unterschied zwischen diesem Höschen und den anderen, die Cat für sie genäht hatte, gar nicht bemerken würde. Sie packte Nadel und Faden weg, stand auf und streckte sich, bis ihre Gelenke knackten. Draußen sah sie, wie ihr Vetter Robin über den Hof ging. Cat klopfte gegen das Fenster und rannte dann leise die Treppe hinab. Doch statt den Gang zum Abort zu nehmen, was ihr einen vernünftigen Vorwand für die Unterbrechung ihrer Aufgabe geliefert hätte, stahl sie sich an der Küche vorbei auf den Speisesaal zu, wo die Gäste versammelt waren. Das Murmeln ihrer Stimmen erfüllte die Luft, aber die Tür war fest verschlossen. Ein paar Augenblicke lang lauschte sie an der Türritze, hörte jedoch nichts Außergewöhnliches. Die Männer unterhielten sich offenbar über die Vorteile verschiedener Kanonenarten und machten zwischendurch höfliche Bemerkungen über das Essen. Als die Konversation einen Augenblick verstummte, flüchtete Cat, aus Angst, entdeckt zu werden. Robert würde sicher mehr wissen, als sie mit ein paar Sekunden Lauschen herausbekommen konnte. Er hatte eine Gabe dafür, er wusste immer alles, was sich im Haus oder auf dem Mount abspielte. Die Menschen vertrauten Rob, egal, ob es um Informationen, schwierige Aufgaben oder ihr eigenes Wohlergehen ging. So war er eben: zuverlässig, entschlossen und tüchtig. Kein Zweifel, dass er ein wunderbarer Ehemann wäre - allerdings für eine andere.
    »Robert!« Sie stahl sich in den Hof und bedeutete ihm, ihr zu folgen, bis keiner aus dem Haus sie mehr hören konnte.

    Er kam mit verwirrtem Gesicht hinter ihr her. »Was ist los, Cat- … Catherine?«
    »Wer sind diese Männer, die vier, die mit Sir Arthur gekommen sind und jetzt mit ihm zu Abend essen?«
    Rob warf ihr einen schrägen Blick zu. »Warum fragst du das?«
    »Darf ich etwa nicht ein kleines bisschen neugierig sein, wenn diese Gäste den ganzen Morgen für einen solchen Aufruhr im Haus sorgen und wir uns auf Geheiß von Mylady die Füße wundlaufen, weil wir tausend Dinge zu erledigen haben?«
    Er grinste. »Die Füße wundlaufen, wie? Und das in deinem besten roten Kleid?«
    »Das ist keineswegs mein bestes Kleid«, log sie. »Und außerdem, was verstehst du schon von solchen Dingen, Robert Bolitho?«
    »Nicht besonders viel«, gab er zu und lief rot an.
    »Wer sind sie also, und warum sind sie hier?«, drängte sie. »Ich weiß, dass Sir Richard Robartes aus Lanhydrock dabei ist«, setzte sie rasch hinzu, um mit ihrem wenigen Wissen zu prahlen. »Und natürlich habe ich Sir Francis erkannt. Aber die anderen beiden kenne ich nicht.«
    »Der Ältere der beiden ist der Politiker und Höfling Sir John Eliot. Er ist von weither gekommen, aus Port Eliot«, sagte er respektvoll. »Er ist bekannt dafür, dass er sogar vor dem König offen seine Meinung sagt und großen Einfluss in London hat.«
    Cat nickte und merkte sich den Namen. Ein Hauch von London auf Kenegie: Das war wirklich aufregend, und dass Sir John durch die ganze Grafschaft geritten war, um den Herrn zu sehen, konnte nur bedeuten, dass ihre Unterhaltung überaus wichtig sein musste. »Und der andere?«, bohrte sie weiter. »Der mit dem roten Haar und dem schönen Hut?«
    »John Killigrew aus Arwenack«, sagte Robert ohne nähere Erklärung.
    »Der Pirat?«, rief Cat aufgeregt.

    »Der Gouverneur von Pendennis Castle«, berichtigte Rob sie steif, obwohl alle Welt wusste, dass die Killigrews Freibeuter waren, Diebe und Taugenichtse, die von einem großen Haufen veruntreuten Goldes aus die gesellschaftliche Hierarchie bis ganz nach oben geklettert waren. Dies machte sie für viele Bewohner von Cornwall natürlich zu großen Helden, besonders bei jenen, die noch immer das Ableben von Queen Bess betrauerten und den Jahren nachweinten, in denen die Krone bei einem kleinen Seefahrer-Abenteuer so oft ein Auge zugedrückt hatte.
    Cats Mutter hatte drei Jahre in der Nähe von Arwenack gearbeitet, am Helford River, und von nichts anderem gesprochen, als wäre diese kurze Zeit ein goldenes Zeitalter für sie gewesen, als gehörten die anschließenden zwanzig

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