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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.‹ Schande über dich, Catherine Anne Tregenna, mit deinem scharlachroten Kleid, mit deiner unzüchtigen Art, denn du bist wahrhaftig die Hure Babylon!«
    »Was ist hier los?«
    Die Herrin von Kenegie stand im Rahmen der Tür, die Hände zu festen weißen Fäusten geballt. Sie begriff die Szene mit einem Blick - John Killigrew, der mit der Pfeife in der Hand auf die Stallungen zuschritt, Catherine auf dem Boden kauernd, mit zerzaustem Haar und einem Gesicht, das so rot war wie ihr Kleid, und Nell Chigwine, Inbegriff rechtschaffenen Triumphs. »Was für ein gottloses Durcheinander«, schimpfte sie an beide gewandt, »und das, während Sir Arthur versucht, ein zivilisiertes Gespräch zu führen.«
    »Gottlos ist nur Eure Zofe«, schnaubte Nell verächtlich. »Das Kleid, das diese Versucherin trägt, würde selbst den Teufel reizen.«
    »Die Gäste meines Mannes sind wahrlich nicht alle Engel«, sagte Margaret Harris leise, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen so schlimm ist. Am besten drückst du dich etwas deutlicher aus, Eleanor, und erklärst mir, was dein Geschrei zu bedeuten hat.«
    Nells Augen wurden so klein und schwarz wie Schlehen. »Ich kam aus dem Haus, um einen Krug Wasser zu holen, und sah, wie Catherine Unzucht mit diesem Mann trieb, so dreist und öffentlich, dass alle Welt es sehen konnte.«
    Cat sprang auf. »Das ist nicht wahr!«, rief sie heftig.
    »Bei allem, was heilig ist«, entgegnete Nell prüde und legte
die Hand aufs Herz. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Und jeder weiß, dass sie alles Mögliche tun würde, um sich einen reichen Ehemann zu angeln.« Sie lächelte durchtrieben. »Sogar einen, der sich versündigt hat, indem er eine gottlose Scheidung erwirkte.«
    »Geh an deine Arbeit, Eleanor«, sagte Lady Harris scharf. »Und sprich mit niemandem darüber. Sollte mir auch nur ein Wort von dem, was hier passiert ist, zu Ohren kommen, werde ich sofort wissen, woher es stammt.«
    Nell warf Cat zum Abschied einen boshaften Blick zu, nahm den Krug, ging damit zur Pumpe, füllte ihn aufreizend langsam und stolzierte zurück ins Haus. Kein Wort fiel während der zwei endlosen Minuten, die es dauerte.
    Als die Tür sich fest hinter ihr geschlossen hatte, wandte sich Margaret Harris blass und erschöpft um. »Ich will nicht in allen Einzelheiten von dir wissen, was hier geschehen ist, Catherine. Aber ich sage dir, dass dieser Mann einen sehr schlechten Ruf hat.« Ihr Blick folgte John Killigrew, der sich weiter entfernte. Sein rotes Haar schimmerte durch eine Wolke von Rauch an der nächsten Einfriedung. »Es wäre jedenfalls aus vielerlei Gründen besser, wenn du ihm in Zukunft aus dem Weg gehen würdest.«
    »Ich habe ihn nicht dazu ermutigt, was auch immer Nell Chigwine behauptet«, sagte Cat leise.
    »Du bist jung, Catherine, und längst nicht so weltgewandt, wie du glaubst. Nicht jeder so genannte Gentleman ist tatsächlich einer, und Killigrew ist es weiß Gott nicht. Die einzige Erklärung liegt darin, dass er nicht weiß, wer du bist …«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich Catherine Tregenna heiße.«
    Lady Harris’ Augen funkelten. »Hättest du ihm Coode gesagt, hätte er auf der Stelle kehrtgemacht, und das wäre auch besser so gewesen. Jetzt geh nach oben und zieh dir dieses Kleid aus. Scharlachrot hat in der Garderobe einer anständigen Frau nichts verloren.«
    »Es war das Kleid meiner Mutter«, sagte Cat verstockt.

    »Das überrascht mich nicht, muss ich sagen. Es ist vielleicht nicht gerecht, dass sich die Sünden der Väter auf ihre Kinder übertragen, aber im Fall deiner Mutter kam zur Erbsünde ihre persönliche Schuld, und das lastet schwer auf dir, Catherine, obwohl du es nicht weißt. Es ist nur zu deinem Besten, wenn ich dir jetzt sage, dass es Männer ohne Titel oder Vermögen gibt, die einen wie John Killigrew hundert Mal aufwiegen. Dein Vetter Robert ist so ein Mann, und du solltest dich auf ihn konzentrieren, bevor dein Ruf endgültig ruiniert ist.«
    Cat hatte nicht viel Zeit, um über diese seltsame Rede nachzudenken. Nach dem Abendessen klopfte Polly, die Kammerjungfer, an Cats Zimmertür. Ihre Augen waren so groß wie Untertassen, die Nase rot vom Niesen. »Mylady sagt, du sollst sofort in den kleinen Salon kommen. Sir Arthur ist auch da. Er hat seine Gäste allein im großen Salon zurückgelassen.«
    Doch als Cat den Raum mit der niedrigen Decke betrat, den die Dame des Hauses als

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