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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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Jahre zum Leben einer anderen Frau. Weit davon entfernt, sich zu schämen, weil sie für Menschen gearbeitet hatte, die allzu nahe am Wind segelten, schwärmte Jane Tregenna im Gegenteil von den wilden Geschichten, die die Killigrews umgaben. Sie genoss es, ihrer Tochter immer wieder und von Mal zu Mal reicher ausgeschmückt die Geschichte von Jane Killigrew zu erzählen, Frau des ersten Sir John, der sein Leben im Londoner Fleet-Gefängnis beendet hatte. Seiner Witwe hatte er nichts als Schulden hinterlassen, die sie nicht begleichen konnte, sodass die resolute Frau beschloss, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Als dann zwei holländische Galeonen mit spanischem Gold an Bord bei einem Sturm in Seenot geraten und in den Schutz von Pendennis gebracht worden waren, hatte Jane Killigrew an der Spitze ihrer Dienstboten - bewaffnet mit Piken und Schwertern - die Schiffe gestürmt, die Mannschaft überwältigt, die beiden spanischen Kommissionäre an Bord getötet und mehrere Fässer voll Gold erbeutet. Wegen des Mordes an den spanischen Granden waren viele Beteiligte zum Tod durch den Strang in Launceston verurteilt worden, trotzdem munkelte man, dass Elisabeth persönlich sich für Lady Jane eingesetzt habe. Bestimmt hatte sie eine königliche Begnadigung ausgesprochen,
jedenfalls war Jane Killigrew dem Galgen entkommen. Der jetzige Sir John war ihr Sohn.
    »Ist er derjenige, der den Leuchtturm auf Lizard Point hat bauen lassen?«, fragte Cat, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Genau der«, antwortete Robert knapp.
    Rob hatte nichts für Sir John Killigrew übrig, und Cat hatte Lust, ihn ein wenig zu ärgern. Mit funkelnden Augen sagte sie: »Wie großzügig und christlich, einen Leuchtturm zu bauen, um die Seefahrer vor den tückischen Felsen an dieser schwarzen Küste zu warnen.«
    Rob schnaubte verächtlich. »Von wegen großzügig! Er verlangt eine Gebühr für jedes Schiff, das diesen Punkt passiert.« Oder löscht das Licht des Leuchtturms, wenn es aussieht, als könnten ein scharfer Wind aus Südwesten und eine besonders fette Beute zusammentreffen, dachte er, sprach es aber nicht aus.
    »Ein Mann von bewundernswertem Weitblick«, bemerkte Cat vergnügt. »Vielleicht denkt Sir Arthur darüber nach, ebenfalls einen Leuchtturm auf dem Mount errichten zu lassen und will seinen Rat einholen.«
    »Ich glaube nicht, dass unser Herr seine Nachbarn und Landsleute offiziell ausrauben will«, gab Rob bissig zurück. »Ganz im Gegenteil, er versucht, uns alle zu beschützen. Er hat seine Verbündeten zu sich gerufen, damit sie ihm helfen, beim Kronrat eine bessere Bewaffnung des Mounts zu beantragen. Irgendwie hat Killigrew es geschafft, sich bei der Krone derart einzuschmeicheln, dass man ihm dieselben Waffen für Pendennis zugebilligt hat, obwohl er behauptet, sie reichten niemals aus.«
    »Werden die Spanier uns erneut angreifen?«, fragte Cat. »Oder will er uns vor den Franzosen beschützen?«
    »Oder den Türken, Freibeutern, den skrupellosen Holländern? Es gibt viele Feinde, die sich vom Anblick eines ungeschützten Küstenstreifens wie diesem angezogen fühlen könnten.«

    »Aber hier gibt es doch nichts zu stehlen! Was wollen sie mitnehmen, unsere Sardinen vielleicht?« Cat lachte und beugte sich vor. »Nell Chigwine und ihre Mutter? Ich wäre begeistert, wenn man sie ins Haus irgendwelcher katholischen Adligen entführen würde. Kannst du dir ihr Grauen vorstellen bei all dem schrecklichen papistischen Drum und Dran oder gar der lateinischen Messe?«
    »Du solltest dich über den Glauben der anderen nicht lustig machen, Cat«, sagte Rob streng, obgleich die Belustigung hinter seinen Worten nicht zu überhören war. »Das ist nicht besonders christlich.«
    »Ehrlich gesagt, fühle ich mich oft tatsächlich wie die böse kleine Heidin, als die sie mich beschimpft«, erklärte Cat allen Ernstes.
    Entsetzt legte Rob ihr eine Hand auf den Mund.
    »Lass sofort die Dame frei, Freundchen!«
    Schuldbewusst fuhren die beiden auseinander. Der rothaarige Mann stand vor ihnen, mit einer langen Tonpfeife in einer und einem Lederbeutel in der anderen Hand. Er stopfte etwas von dem Inhalt des Beutels in den Pfeifenkopf und betrachtete ihn interessiert, während Rob und Cat schweigend zusahen. Dann verbeugte sich Rob. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Das ist meine Base Catherine.«
    »Ach ja?« Sir John Killigrew musterte Cat langsam von oben bis unten, offenkundig abschätzend. »Und das gibt dir das Recht, sie zu

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