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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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beleidigen, wie?«
    »Nein, Sir. Aber -«
    »Bei mir gibt es kein ›aber‹, verstanden?«, rief Killigrew plötzlich. »Mach, dass du wegkommst, und lass das arme Ding in Ruhe. Ich werde Sir Arthur von deinem Verhalten berichten. Und jetzt verschwinde!«
    Rob warf Cat einen Blick zu, damit sie ein gutes Wort für ihn einlegte, doch sie war damit beschäftigt, aufmerksam ihre Füße zu betrachten, ausnahmsweise ungewöhnlich schweigsam.
Schließlich marschierte er ärgerlich quer über den Hof davon.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Sir John. »Er hat dich doch nicht verletzt, dein … Vetter?«
    Cat schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Vielen Dank, Sir, nein, nicht im Geringsten. Rob hat nur versucht, mir Manieren beizubringen.«
    »Du scheinst mir eine sehr manierliche junge Frau zu sein, Catherine. Catherine und wie weiter? Ich muss den Namen der Dame wissen, die ich gerettet habe.« Er kam einen Schritt näher und grinste träge, gelassen, wie ein Fuchs. Viele kleine Runzeln umrahmten seine strahlend blauen Augen: Er war älter, als sie auf den ersten Blick gedacht hatte.
    »Tregenna, Sir.«
    »Catherine Tregenna. Ein hübscher Name für ein hübsches Mädchen.«
    Cat biss sich in die Innenseiten der Wangen, um nicht laut herauszuplatzen. »Vielen Dank, Sir.«
    Er steckte die Pfeife weg, ohne zu rauchen, und ergriff ihre Hand. Sie spürte die harten Schwielen seiner Finger und erinnerte sich an gewisse Gerüchte, dass er in seinen Schmugglerjahren das Boot selbst gerudert hätte. Unklugerweise brachte sie diese nun zur Sprache.
    Killigrew brüllte vor Lachen. »Dann gefallen dir also Schmuggler und Diebe, Mistress Catherine? Träumst du in deinem schmalen jungfräulichen Bett etwa von wilden Abenteuern?«
    Cat versuchte, ihre Hand zurückzuziehen. »Nein, Sir«, antwortete sie, doch ihre Schamesröte sprach Bände.
    Er packte sie fester. »Ich glaube, dass unsere Gespräche länger andauern werden als erwartet und ich über Nacht auf Kenegie bleiben werde«, sagte er leise. »Ich hoffe, dass ich Gelegenheit habe, dich besser kennen zu lernen, Catherine Tregenna. Hier ist ein kleiner Schuldschein für dich, den ich später
einlösen werde.« Und bevor sie auch nur daran denken konnte zu protestieren, hatte er sie an sich gezogen und seine vollen roten Lippen auf ihren Mund gepresst. Der Dunst des Weins stieg ihr in die Nase, als seine Zunge versuchte, sich Zugang zu ihrem Mund zu erzwingen. Cat zappelte und wehrte sich, doch vergebens. Seine rechte Hand drehte ihr die Arme auf den Rücken und hielt sie fest; die linke Hand legte sich um ihre Brust und drückte zu. Niemand hatte sie je so berührt: Einen Augenblick glaubte sie, das Bewusstsein zu verlieren. Sie trat um sich, aber er trug derbe Lederstiefel, und ihr Angriff auf seine Beine hatte nur den Effekt, dass er sie noch fester an sich presste. Sie spürte, wie ihr Brustbein unter seinem Gelächter bebte: Ihr Widerstand schien die Situation nur noch zu verschärfen.
    Die Rettung kam in der unvorstellbarsten Gestalt.
    Eine schroffe Stimme brach den Zauber. »›Und er führte mich im Geiste hinweg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voll Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte!‹«
    Nell Chigwine stand auf der Schwelle der Tür zum Hof, mit einem Krug unter dem Arm, die andere Hand war ausgestreckt, ein Finger zeigte anklagend auf das sündige Paar vor ihr.
    Überrascht von dieser bizarren Unterbrechung, ließ Sir John Killigrew von seiner Beute ab. »Hinweg mit dir, bleichgesichtiges Ungeheuer!«, schleuderte er Nell entgegen. »Lass deinen Wahn an den Hennen und Schweinen aus, die wissen ihn sicher mehr zu schätzen als ich!« Damit schritt er von dannen, ohne noch einen Blick auf Catherine zu werfen, die mitten auf dem Hof auf die Knie sank, ohne auf Schmutz und Staub zu achten.
    Doch Nell interessierte sich nicht für den noblen Herrn. Ihre ganze Verachtung richtete sich gegen Cat. Sie hatte den Krug abgestellt, trat einen Schritt auf sie zu und beugte sich vor, die Hände in die Hüften gestemmt, um in voller Lautstärke, wie einer
der Aufwiegler, die so regelmäßig durch die Region kamen, zu deklamieren: »›Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinheit ihrer Unzucht.
    Und sie hatte an ihrer Stirn einen Namen geschrieben, ein Geheimnis: Babylon,

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