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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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Himmelsrichtungen zu entkommen, merkten jedoch, dass wir keine Chance hatten, egal, was wir anstellten. Das Schiff blieb Tag und Nacht hinter uns, und am Morgen hisste es die türkische Flagge, daher antworteten wir mit der englischen, aber da unsere Pulverfässer leer waren, blieb uns schließlich nichts anderes übrig, als aufzugeben. Daraufhin enterten sie unser Schiff und kamen mit ein paar hundert Männern an Deck, die sich sofort daranmachten, unsere Takelage zu zerfetzen, bis das Schiff fahruntüchtig war. Wir mussten uns ergeben. Sie nahmen uns an Bord, versenkten unser tapferes Schiff und brachten uns nach Salé, einem maurischen Hafen in Nordafrika -«
    »Afrika?«, kreischte eine Frau. »Das ist ein Kontinent von Wilden, am Ende der Welt! Oh, werden wir unsere Heimat jemals wiedersehen?«
    Als ihnen die Tragweite dieser Angabe bewusst wurde, schrien viele vor Angst auf. Cat saß wie betäubt da. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander.
    »Lasst den Mann sprechen, denn er hat zweifellos seine Erfahrungen
überlebt, obwohl er das Pech hatte, den Piraten ein zweites Mal in die Hände zu fallen.« Cat war sicher, dass es die Stimme des Priesters gewesen war, Walter Truran. Ihr Klang erfüllte den hölzernen Bauch des Schiffes so wie zuvor das hölzerne Kirchenschiff. Wenig später erwies sich ihre Vermutung als richtig, denn er fuhr fort: »Der Herr sucht nicht willentlich seine Kinder heim oder erfüllt sie mit Kummer, doch wir fordern ihn heraus, zur Rute zu greifen und uns zu bestrafen, weil die Narrheit, die sich in unseren Herzen versteckt, sich anders nicht austreiben lässt. So hat er es Juda gelehrt, mit der Gefangenschaft in Babylon, damit es die Freiheit von Kanaan preist.«
    »Amen!«, rief ein Mann, und »Amen!« fielen andere Stimmen ein.
    »Ich habe seine Rute nicht verdient!«, protestierte ein anderer. »Ich habe es nicht verdient, von Heiden -«
    »Haltet den Mund, ihr scheinheiligen Heuchler. Sprich weiter, Dick Elwith, und erzähl, welches Schicksal uns an diesem maurischen Ort erwartet.«
    »Wir wurden auf den Marktplatz geführt und dort splitternackt ausgezogen, sodass jedermann uns in Augenschein nehmen konnte, und weil ich etwas von der See und von Schiffen verstand, wurde ich an den Kapitän eines Piratenschiffs verkauft. Als ich mich weigerte, Türke zu werden, haben sie mich ans Ruder gesetzt. Drei Jahre habe ich gerudert, angekettet wie ein Tier. Ich habe den Herrn gebeten, mich sterben zu lassen, doch er hatte noch anderes mit mir vor. Eines Tages wurden wir von einem Holländer aufgebracht, mit über zwanzig Kanonen und einem entschlossenen Kapitän an Bord. Seine tapferen Männer überwältigten das Piratenschiff und nahmen es als Beute mit in ihre Heimat. Von da aus machte ich mich auf den Weg nach Hause, nicht reicher, aber um einiges klüger, und schwor mir, nie wieder zur See zu fahren.«
    »Und was ist dir dazwischengekommen, dass du dich heute in denselben widrigen Umständen befindest wie zuvor?«
    Dick Elwith stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich. Ich bin mir selbst dazwischengekommen. Die Habgier hat mich gepackt, ja, so war es. Kein Geld und keinerlei Aussichten an Land zu haben, ist eine schwierige Sache. Außerdem wünschte ich mir eine Frau im Bett, der ich nicht unbedingt einen Sack über den Kopf ziehen musste. Ich beschloss also, mir so viel zu verdienen, dass ich mir eine aussuchen könnte, und heuerte erneut auf einem Schiff an, das nur in heimischen Gewässern segelte, wo ich mich gegen alle Vernunft sicher wähnte. Wir kreuzten zwischen Plymouth und Frankreich, segelten jedoch nicht darüber hinaus und dachten an keine Gefahr. Als wir nach zwei Wochen wieder in britischen Gewässern waren, sichteten wir drei Schiffe unter holländischer Flagge, und wieder dachten wir uns nichts weiter dabei, denn ihre Handelsschiffe sind häufig in unseren Gewässern unterwegs, und es gibt keinerlei Scherereien. Wir ließen sie also ziemlich nahe an uns herankommen, doch kurz darauf sahen wir ihre Gesichter, und ich rief Kapitän Goodridge, der jetzt hier neben mir sitzt, zu: ›Hisst die Segel und flieht, denn ich kenne die Art von Männern, die dieses Schiff segeln, es sind keine Holländer, sondern Korsaren aus Salé, die uns zu Sklaven machen wollen!‹ Und Mr. Goodridge schrie vor Schrecken und befahl uns, alle Segel zu setzen, doch es nützte nichts, denn sie holten uns ein, bevor wir den rettenden Hafen erreicht hatten. Und kaum hatten sie uns an Bord

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