Die Zehnte Gabe: Roman
Jetzt hab ich ein Haus in Salé, zwei Frauen, die hübscher anzusehen sind als alle Weiber in Devonport zusammen, und mehr Gold, als ich im Verlauf von drei Leben anhäufen könnte. Allahu akbar . Gott ist groß! Und weißt du, wie ich zu einem solchen Vermögen gekommen bin?«
Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie die Antwort ahnte.
Er beugte sich verschwörerisch näher. »Für jeden Sklaven, den wir verkaufen, bekomme ich ein Hundertstel des Erlöses für meine Mitwirkung an der Gefangennahme. Wenn wir euch alle heil und gesund auf den Sklavenmarkt von Salé bringen, ist mir ein hübsches Sümmchen sicher, das steht fest!« Erneut zwinkerte er ihr lüstern zu. »Vielleicht kauf ich dich sogar selbst, Schätzchen. Ich wette, dass du mit deinem flammenden Haar einen Mann bei Nacht schön warmhalten kannst!«
Cat starrte ihn fassungslos an. Wenn sogar Christen ihre eigenen Landsleute derart grausam behandelten, konnte es keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt geben.
»Ibrahim?«
Es war der Mann auf dem Stuhl, der gesprochen hatte.
Will aus Plymouth, nun Ashab Ibrahim, nahm Haltung an. »Ja, Al-Andalusi?«
»Schweig. Nur ich spreche jetzt.«
Der Abtrünnige senkte den Kopf.
»Du da, Mann im schwarzen Gewand.« Al-Andalusi deutete
mit dem Mundstück der seltsamen Vorrichtung, aus der er geraucht hatte, auf den Priester. »Wie ist dein Name?«
Walter Truran straffte die Schultern und blickte dem Anführer geradewegs in die Augen. »Mein Name ist eine Sache zwischen mir und meinem Gott.«
Der raïs seufzte. »Wie soll deine Familie Lösegeld zahlen, wenn du uns nicht sagst, wer du bist?«
»Lösegeld?«, ereiferte sich der Priester. »Meine Seele gehört mir, Sir. Ich lasse nicht zu, dass meine Familie erpresst wird, um sie aus dem gottverlassenen Winkel der Erde zurückzukaufen, an den Ihr uns verschleppt.«
»Sir - raïs - ich heiße John Polglaze und bin Ratsheer der Stadt Penzance. Wenn Ihr gestattet, dass meine Frau und ich an den Busen meiner Familie zurückkehren, sollt Ihr fürstlich entlohnt werden, darauf gebe ich Euch mein Ehrenwort.«
Bei dieser Unterbrechung runzelte Al-Andalusi die Stirn. »Schreib auf, Amin. Alle Informationen sind nützlich.« Anschließend wandte er sich wieder dem Ratsherrn zu. »Du bist kein armer Mann, das sehe ich an deiner Leibesfülle. Leere die Taschen und zeig deine Hände.«
John Polglaze sah ihn stirnrunzelnd an, ohne die Aufforderung zu verstehen.
»Ibrahim!«
Der Abtrünnige packte Polglaze und durchwühlte fachmännisch dessen Kleider, wobei er eine Hand voll Münzen und zwei hübsche Ringe zu Tage förderte. Dann nahm er den Arm des Ratsherrn und drehte die Hand nach oben, damit der Anführer sie inspizieren konnte. Der raïs grunzte. »So weiß und weich, du taugst nicht für die Galeere oder die Arbeit auf dem Feld. Ich gebe dir eine Woche, nicht mehr! Was also meinst du, bist du wert?«
Ratsherr Polglaze wirkte verwirrt. »Ich … ich … ah … das weiß ich nicht, Sir … äh, raïs !«
»Vierhundert Pfund?«
Der Ratsherr wurde blass. »Unmöglich. Niemals.«
Al-Andalusi schwenkte die Hand. »Schreib vierhundert, Amin. Einhundertfünfzig für John Poll Glez und zweihundertfünfzig für seine Frau. Ist sie hübsch? Wie heißt sie?«
»Elizabeth, Sir, aber -«
»Ah, wie die alte Königin, ausgezeichnet. Sie war gut zu Marokko, brachte uns viel Handel, Holz für Schiffsbau, viele Kanonen, und sie hasste die verfluchten Spanier. Amin, schreib auf, zweihundertzwanzig englische Pfund für Frau Elizabeth Poll Glez - ihr Name verdient einen Abschlag. Dreihundertfünfundsiebzig Pfund für beide.« Dies wiederholte er anschließend in seiner eigenen Sprache dem Schreiber, bevor er Polglaze mit einer Handbewegung entließ. »Der Nächste.«
Der nächste Mann war ein Fischer um die dreißig, schmal und untersetzt, dessen Gesicht beinahe ebenso dunkel war wie das des Piraten, außer da, wo die Krähenfüße weiße Fältchen um die Augen bildeten; seine Muskeln aber waren sehnig und hart wie Peitschenschnüre. In der Tasche hatte er nur ein Messer, das der raïs in der Hand wog und dann Ibrahim zuwarf, ein zerlöchertes Halstuch und zwei Silbermünzen.
»Henry Symons aus Newlyn. Meine Familie ist arm. Ihr werdet kein Geld von ihnen bekommen.«
Der raïs lachte. »Kannst du rudern?«
Symons sah ihn verwirrt an. »Aye, freilich kann ich das und auch segeln.«
Der Pirat sagte etwas in seiner Sprache, und sein Handlanger schrieb es lächelnd auf.
Der nächste
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