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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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die Augen schließen. Es war ihr selbst nicht klar, was sie erwartet hatte, aber der einzige hoffnungsvolle Gedanke in ihrem Kopf war: Kann es sein, daß ich die einzige Edith Price bin, die weiß, daß es andere gibt? Und gibt mir das einen Vorteil gegenüber den Unwissenden?
    Oder gab es schon irgendwo eine Edith Price, die durch ihre natürlichen Begabungen die Beste von ihnen allen geworden war?
    Die Überlegung endete, als sie einen kurzen, stämmigen Mann erblickte, der nicht weit von ihrer Telefonzelle stand. Etwas an ihm kam ihr bekannt vor. Im nächsten Augenblick schlug sie ihre Hand vor den Mund und starrte mit aufgerissenen Augen.
    Ashtar!
    Die Edith Price, die kurz darauf aus der Telefonzelle trat, war immer noch zittrig und noch nicht mutig. Aber zwei Tage der Angst und Bedrohung hatten sie verwandelt. Sie war eine leicht zu beunruhigende, zu kopflos-impulsivem Handeln geneigte junge Frau gewesen. Auch jetzt kam es noch vor, daß sie vor Angst bebte; aber immer häufiger preßte sie die Lippen zusammen und hatte Gedanken, die energisch und realistisch waren.
    Bei hellem Tageslicht auf einer verlassenen New Yorker Straße an einem friedlichen Sonntagvormittag wirkte Ashtar weit weniger unheimlich. Er sah wie ein biederer Handwerksmeister aus – klein, breitschultrig, fleischiges Gesicht, ordentlich aber nicht extravagant gekleidet, unauffällig im Benehmen. Als er nun herankam, entschloß Edith sich zur Vorwärtsstrategie und sagte, bevor er den Mund öffnen konnte: »Sind Sie wirklich aus dem fünfunddreißigsten Jahrhundert?«
    Er warf ihr einen schnellen, schlauen Blick zu, der deutlich genug zu verstehen gab, daß er ihren Zustand angespannter Nervosität durchschaute, und sagte bereitwillig: »Ja.«
    »Sind in Ihrer Zeit alle wie Sie? Ich meine, haben alle Ihre Statur, ihre Körpergröße und so?«
    »Es wurde entschieden«, sagte Ashtar, »daß ein mehr gedrungener und breiter Körper vielseitiger verwendbar und für die meisten Zwecke leistungsfähiger ist. Das war mehrere hundert Jahre vor meiner Geburt. Und so kann ich Ihre Frage bejahen. Niemand ist länger als hundertfünfundsiebzig Zentimeter.«
    »Woher wissen Sie, daß Sie der schlechteste von allen möglichen Ashtars sind?«
    Er zuckte die Schultern. »Wie soll ich Ihnen das erklären? Es ist eine Frage der persönlichen Selbsteinschätzung. In meinem zähen Kampf, eine hohe Position in der Gilde der Wissenschaftler zu erreichen, habe ich mich oft in die relative Geborgenheit und Sicherheit der gesichtslosen Masse zurückgesehnt. Und der Kristall ließ diese Wünsche Wirklichkeit werden, indem er andere Ashtars erschuf.«
    Die Antwort legte nahe, daß es mit Härte und Energie nicht getan war, wenn sie die beste aller möglichen Edith Prices werden wollte. Edith seufzte enttäuscht und erinnerte sich ihrer anderen Fragen. Sie erzählte ihm von den beiden Darstellungen, die sie im Kristall gesehen hatte, und fragte ihn, ob er wisse, was die Bilder bedeuteten.
    »Als ich den Kristall zuerst sah«, sagte Ashtar, »war in seinem Innern eine Wiedergabe unserer Galaxis. Später wurde daraus das Sonnensystem. Was Sie sahen, war vermutlich eine Übertragung von meiner Zeit, wo wir auf allen Planeten Niederlassungen haben. Und was ich sah, muß aus einer Zeit stammen, wo der Mensch in die Galaxis vorgedrungen ist. Es könnte bedeuten, daß der Kristall sich der Ära anpaßt, in der er sich befindet. Warum aber die Darstellung eines Menschen und nicht die des Planeten Erde in dieser Ära erscheint, ist mir nicht klar. War es die Gestalt einer Frau, oder die eines Mannes?«
    Edith wußte es nicht zu sagen.
    Ashtar blinzelte in die Sonne und schüttelte nachdenklich seinen Kopf. »Ein so kleiner Gegenstand«, murmelte er. »Solch umfassende Fähigkeiten.«
    Er hatte ihre nächste Frage bereits indirekt beantwortet, aber Edith stellte sie trotzdem.
    Ashtar seufzte. »Nein, der Kristall ist ganz bestimmt nicht aus dem fünfunddreißigsten Jahrhundert. Er erschien plötzlich. Ich stelle mir vor, daß er infolge irgendeines Fehlers oder Versagens aus einer zukünftigen Ära durch die Zeit zurückgefallen ist, und zwar in Etappen von jeweils fünfzehnhundert Jahren.«
    »Könnte es nicht sein, daß er absichtlich zurückgeschickt wurde«, fragte Edith. »Und wenn ja, was bezweckt man damit?«
    Der stämmige kleine Mann blickte sie erschrocken an. »Die Idee, daß der Kristall absichtlich zu einem Zweck zu uns geschickt wurde«, sagte er zögernd, »war

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