Die Zeit der Androiden
mir nicht in den Sinn gekommen. Es ist eine so ungeheuer wertvolle Maschine, daß wir sofort davon ausgingen, sie sei unseren Nachfahren verloren gegangen.« Er schwieg eine Weile, dann sagte er unvermittelt: »Ich möchte jetzt diese zweite Edith Price aufsuchen. Ich schlage vor, daß Sie nach Harkdale zurückkehren. Wenn ich den Kristall finde, werde ich mich dort bei Ihnen melden.«
Sie sah ihn in einen blitzenden neuen Wagen steigen und die schmale Straße davonfahren, und erst verspätet fiel ihr ein, daß sie sich Wagentyp und Nummernschild hätte merken sollen. Sie stand kopfschüttelnd da und dachte ärgerlich: Was bin ich doch für eine drittklassige Edith Price!
Als sie von der Telefonzelle zu ihrem eigenen Wagen zurückkehrte, sah sie sich plötzlich von einer Passantin angehalten, die ihr mit der Frage: »Sind Sie Miß Price?« den Weg vertrat.
Edith war in Gedanken noch bei ihrem Gespräch mit Ashtar gewesen und fuhr zusammen. Sie starrte die Fremde an. Die andere Frau war blond, vielleicht dreißig Jahre alt und hatte sehr wache, aufmerksame Augen. Edith hatte sie noch nie gesehen. Als die Schrecksekunde vorüber war, hatte sie nicht das Gefühl einer Bedrohung, aber sie wich unwillkürlich zurück.
»J – ja«, sagte sie.
Die Frau wandte den Kopf zu einem am Straßenrand parkenden Wagen und rief: »In Ordnung, Seth.«
Seth Mitchell stieg aus und eilte zu ihnen. Er war gut gekleidet, ähnlich wie der Seth Mitchell mit dem goldfarbenen Cadillac, aber es gab einen feinen Unterschied. Sein Gesicht hatte einen festeren, energischeren Ausdruck.
Er sagte: »Ich bin Detektiv. Wer ist der Mann, mit dem Sie eben sprachen?«
Sie waren in ein Cafe gegangen, um ihr Gespräch zu führen, und Edith war zugleich erleichtert und beunruhigt, als sie erfuhr, daß diese Detektive zwei Tage lang in Harkdale gewesen und durch ihren Anruf bei Billy Bingham auf ihre Fährte gekommen waren. Während der anschließenden Beschattung war ihnen aufgefallen, daß der stämmige kleine Mann ebenfalls Ediths Bewegungen beobachtete. Und so waren an diesem Morgen drei Wagen nach New York gefahren – Ediths, Ashtars und ihrer.
Der Informationsaustausch dauerte seine Zeit, und als sie aus dem Cafe kernen, hatte Seth Mitchell es eilig, die andere Edith Price anzurufen. Er kam unverrichteterdinge aus der Telefonzelle.
»Die Empfangsdame sagt, Miß Price sei vor etwa zwanzig Minuten mit einem Mann fortgegangen. Ich fürchte, wir sind zu spät gekommen.«
Sie beschlossen, die Rückkehr der zweiten Edith abzuwarten. Aber obwohl sie bis zum späten Abend in New York blieben, kam die junge Frau nicht zu ihrem Hotel zurück.
Sie sollte nie zurückkehren. Ihr Körper, mit einer Kugel im Gehirn und mit Steinen beschwert, ruhte seit Stunden auf dem Grund des East River.
Und Ashtar hatte den Kristall.
Zu seiner großen Enttäuschung war diese Edith nicht die Orientierungsperson des Kristalls gewesen.
Er verbrachte den Abend und einen Teil der Nacht mit dem Zusammenbau von Teilen einer Spezialwaffe, denn er hatte eine sonderbare Vorahnung, daß er die subtile Energie dieser Waffe für die Edith Price gebrauchen würde, die er inzwischen wieder in Harkdale glaubte.
7.
Weil es spät war, und weil sie die zweite Edith schließlich auch am nächsten Morgen durch ein Ferngespräch erreichen zu können glaubte, machten Edith und die zwei Detektive sich kurz nach dreiundzwanzig Uhr in zwei Wagen auf den Weg nach Harkdale. Auf Ediths Bitte steuerte Seth Mitchell ihren Wagen. Marge Aikens folgte in Mitchells größerem Fahrzeug.
Unterwegs erläuterte Detektiv Mitchell seine einstweiligen Schlußfolgerungen und erklärte der erstaunten Edith, daß er sie für die Original-Edith halte, und daß der Kristall noch immer zu ihr orientiert sei. Nach seiner Meinung war es ihre Einschätzung des Farmers Seth Mitchell gewesen, die diesem unglücklichen Mitchell-Doppelgänger zum Verhängnis geworden war. Der Kristall, so meinte er, habe ihr negatives Urteil akzeptiert und den Farmer ausgelöscht, noch bevor sie das Päckchen mit dem Kristall zur Post gebracht habe.
Die Logik des Detektivs entsetzte Edith. Tränen strömten über ihr Gesicht, und sie stammelte: »Aber … aber so hatte ich es nie gemeint! Oh, dieser arme Mann!«
»Natürlich hatten Sie es nicht so gemeint«, sagte Mitchell. »Sie konnten es nicht wissen. Haben Sie übrigens daran gedacht, daß die Post Ihnen das Päckchen als unzustellbar zurücksenden
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