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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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dessen Gegenwart die ganze Situation für die Dauer eines langen halben Tages in jenem ermutigenden Licht hatte erscheinen lassen, das ein intelligenter und entschlossener Verstand verbreitet.
    Zuletzt fuhren die zwei Frauen, je in ihrem Wagen, erschöpft und niedergeschlagen weiter nach Harkdale. Da Marge ein Hotelzimmer reserviert hatte, fuhr sie zum »Harkdale Inn«, und Edith fuhr in ihre Wohnung.
    Es war beinahe vier Uhr früh, als sie sich angekleidet auf ihr Bett warf. Während sie bereits am Einschlummern war, kam eine ängstliche Befürchtung: Würde die beste von allen möglichen Ediths in Sachen persönlicher Reinlichkeit so nachlässig sein?
    Mit bleiernen Gliedern tappte sie ins Badezimmer, zog sich aus, duschte, putzte ihre Zähne, kämmte ihr Haar, legte einen frischen Schlafanzug an und schlüpfte, endlich mit sich zufrieden, unter die Decke.
    Am nächsten Tag war sie müde und tat ihre Arbeit nur mechanisch.
    Gegen zwei Uhr rief Marge Aiken an. Sie meldete, daß sie New York angerufen und entdeckt hatte, daß die zweite Edith noch immer nicht in ihr Hotel zurückgekehrt war.
    Nach diesem Anruf hatte Edith eine Reihe flüchtiger Visionen von anderen Ediths, größtenteils frommen und gutherzigen Frauen, kaum angekränkelt von des Gedankens Blässe. Eine Edith lebte als Nonne; eine andere keusche Edith war verheiratet, hatte ihr Sexualleben jedoch auf ein Minimum eingeschränkt und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit den Kindern, die sie hatte, und eine weitere Edith hatte sich dem Zen-Buddhismus zugewandt.
    In diesen Nebel von Gedanken und verschwommenen Vorstellungsbildern drang plötzlich Miß Tilsits Stimme ein: »Ein Gespräch für dich, Edith.«
    Als sie den Hörer abnahm, war Edith sich undeutlich des mißbilligenden Gesichts von Miß Davis im Hintergrund bewußt. Obwohl es das erste Mal war, daß sie persönliche Anrufe empfing, stellte die Leiterin den entrüsteten Ausdruck eines Arbeitgebers zur Schau, dessen Geduld über jedes vernünftige Maß hinaus strapaziert worden ist.
    Edith vergaß das, als sie im Telefonhörer die vertraute Stimme Ashtars hörte.
    Der Mann sagte: »Ich möchte Sie gleich nach Ihrer Arbeit sprechen.«
    »Ja, ja«, sagte Edith mit schwacher Stimme. »Im ›Harkdale Inn‹; im Foyer.«

 
9.
     
    Ashtar verließ die Telefonzelle, von der er angerufen hatte, ein grausames Lächeln auf dem breiten Gesicht. Nun, da er den Kristall hatte, gab es für ihn zwei Möglichkeiten des Sieges.
    Die erste Lösung war, die gegenwärtige Orientierungsperson des Kristalls zu töten – Edith. In ihrem Fall wollte er keine Risiken eingehen. Er würde dafür sorgen, daß sie das »Harkdale Inn« niemals erreichte.
    Die Beseitigung dieser Edith barg allerdings eine unerfreuliche Möglichkeit. Obwohl er analysiert hatte, daß sie die Orientierung des Kristalls war, ließ sich ein Irrtum in diesem Punkt nicht völlig ausschließen. Sollte sich nach ihrer Ermordung herausstellen, daß sie es nicht war, so hätte er seine Informationsquelle zur Auffindung anderer Ediths selbst verschüttet.
    Er war gewillt, das auf sich zu nehmen. Aber als Vorsichtsmaßnahme hatte er den Kristall bereits aus der nährenden Erde genommen. Er wußte nicht genau, wie lange es dauern würde, bis der Kristall aus Mangel an Nährstoffen deaktiviert wurde, aber zwei Wochen waren sicherlich die Obergrenze. Worauf der Kristall sich zu der Person orientieren würde, die ihn reaktivierte. Und die Person wäre natürlich er selbst.
     
    Das »Harkdale Inn« war ein Ferienhotel für gehobene Ansprüche.
    Der Empfangschef der Tagschicht hatte seine eigenen Vorstellungen darüber, was einen guten Hotelfachmann ausmacht: ein so gutes Gedächtnis, daß er sich absolute Diskretion leisten konnte.
    Er war ein solcher Mann. Er hatte in verschiedenen guten Hotels gearbeitet, und er hatte sich – so sagte er – um einen Posten in einem kleinen Ferienort beworben, weil er Heimweh nach dem ländlichen Leben seiner Kindheit hatte. Sein Name war Derek Slade.
    An diesem schicksalsträchtigen Tag geriet Derek zum erstenmal in seiner Karriere in Schwierigkeiten, als im Laufe einiger Stunden vier Seth Mitchells Zimmer bei ihm buchten. Jedesmal glaubte er, es sei derselbe Mann, nur mit einer anderen Frau, und er begann die Situation zu genießen, als Seth Mitchell zum fünftenmal eintraf. Nur hatte er diesmal keine Frau bei sich.
    Aber Derek Slade war ein erfahrener Empfangschef, und es dauerte nicht lange, bis er selbst für dieses

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