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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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jedoch keine Illusionen. Port Victoria war ein ähnlich wilder Ort wie Piraki Bay, auch er bevölkert mit Walfängern und Abenteurern. Zwar gab es neuerdings ein paar Siedler in den Canterbury Plains, wie sie gehört hatte, und dazu gehörten sicher auch Frauen und Kinder. Aber ob die ein Hausmädchen brauchten? Solange sie nicht mal ein Haus hatten? Und ob sich irgendeine Ehefrau ein Mädchen wie Kitten ins Haus holte? Das Bastardkind einer Hure, das nicht mal einen Namen hatte, wenn es auch nach allgemeinem Dafürhalten schön war? Selbst in Priscillas Stimme hatte Eifersucht mitgeschwungen, als sie mit Barker über Kitten gesprochen hatte, und Frau Hempelmann fürchtete über den Tod hinaus, das Mädchen könnte ihren Gatten verführen.
    Nein, Kitten gab die Hoffnung auf, während sie Tee aufbrühte und Brot schnitt, auf das ihr der Appetit fast schon vergangen war. Eine ehrbare Lösung für sie gab es nicht. Wenn ihr nicht noch etwas gänzlich anderes einfiel, würde sie sich Barkers Wünschen fügen müssen.

KAPITEL 3
    Es dauerte eine gute Woche, bis sich wieder ein Wal in der Piraki Bay sehen ließ – für Kitten eine Galgenfrist. Beim Schiffsbau verdienten die Männer nicht genug, um sich die Sonderausgabe für eine Hure leisten zu können, nicht einmal Priscilla, Noni und Suzanne hatten dann ausreichend zu tun. In dieser Woche war aber wenigstens Noni ausgelastet. Der Missionar machte bislang keine Anstalten, zu den »Wilden« weiterzureisen. Stattdessen verbrachte er jeden Tag viele Stunden bei Linda Hempelmann, mit der er auf Wunsch ihres Mannes betete und der er Mut zusprach. Gegen Abend tauchte er dann zuverlässig im Pub auf und suchte die Huren auf, wobei er Noni bevorzugte. Ganz offensichtlich träumte er jedoch immer noch von Kitten, er verschlang sie mit Blicken, wenn sie Linda Hempelmann während seiner Anwesenheit zur Hand ging.
    Kitten hätte sich dem am liebsten entzogen, aber sie brachte es auch nicht über sich, ihre kranke Freundin mit dem Reverend allein zu lassen. Sie brauchte inzwischen immer mehr Hilfe bei den einfachsten Handreichungen – und man konnte dem Reverend natürlich nicht zumuten, sie aufzusetzen oder ihr ein Getränk an die Lippen zu halten, damit sie trinken konnte. Außerdem sprach der Priester, ein Anglikaner, kein Deutsch, und Frau Hempelmanns Englisch war schlecht. Sie freute sich sichtlich, wenn Kitten bei ihren Gesprächen hinzukam und übersetzte – und der Reverend war darüber regelrecht begeistert. Stets forderte er das Mädchen auf, sich neben ihn ans Bett der Kranken zu setzen. Er suchte Tuchfühlung, legte mitunter sogar den Arm um Kitten, als wäre er von väterlicher Ergriffenheit und Stolz erfasst, wenn sie ein englisches Bibelzitat schnell in der deutschen Bibel wiederfand und vorlas. Dabei las sie gar nicht sonderlich gut, Frau Hempelmann hatte erst, als ihre Krankheit schlimmer wurde, angefangen, es ihr beizubringen.
    »Er wird mitbieten wollen«, sagte Kitten mutlos zu Noni, die ihr im Auftrag Barkers ein Kleid ihrer Mutter änderte.
    Der Pub-Betreiber hatte sogar etwas Flitter gekauft, um es zusätzlich zu schmücken. Am Morgen war Tom Carpenter eingetroffen, ein fliegender Händler, der sowohl mit den Weißen auf den abgelegenen Farmen Handel trieb als auch mit diversen Maori-Stämmen. Die Eingeborenen liebten bunten Tand, während die Siedler eher ihre Vorräte an Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Hülsenfrüchte ergänzten. Und natürlich verkaufte Carpenter auch Whiskey – billiger als Barker, der seinen Nachschub im Allgemeinen selbst organisierte. Captain Clayton brachte ihm die Fässer aus Irland mit.
    Noni seufzte. »Und womöglich hat er sogar genug Geld – seine Heimatgemeinde wird ja für seine Mission gesammelt haben. Wenn die wüssten, wo der Zaster bleibt!«
    »Aber ich will ihn nicht!«, erregte sich Kitten.
    Noni schob sie vor den alten Spiegel, den die Huren sich teilten, Kitten drehte jedoch demonstrativ den Kopf weg. Sie wollte sich in ihrem neuen Staat nicht sehen. Schon ein flüchtiger Seitenblick reichte, um zu erkennen, dass ihr zierlicher Körper in dem engen roten Kleid die Männer verrückt machen würde. Wenn Barker sie dann noch zwang, ihr Haar zu öffnen, das sie meist einfach zum Zopf geflochten trug, und die goldblonden Locken über ihren Rücken fallen würden …
    »Du gewöhnst dich am besten gleich daran«, meinte Noni gleichmütig und raffte den Stoff unterhalb des Ausschnitts. Es sah jetzt fast aus, als hätte

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