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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie Brüste. »Wir können uns die Kerle nicht aussuchen. Und der Pfaffe stinkt wenigstens nicht nach Tran – er ist auch nicht gewalttätig und immer schnell fertig, so gesehen gibt es Schlimmere. Es ist gar nicht so gut, wenn der Erste ein Junger, Feuriger ist, der dir womöglich noch den Kopf verdreht! Dann kriegst du nur einen falschen Eindruck davon, was auf dich zukommt.«
    Kitten antwortete nicht. Sie wollte keinen jungen und feurigen Freier, sie wollte überhaupt keinen Mann! Jedenfalls keinen, der für die Benutzung ihres Körpers bezahlte! Immer verzweifelter suchte sie nach einem Ausweg – seit Barker ihre Versteigerung nach dem nächsten Walfang angekündigt hatte, folgten ihr die lüsternen Blicke fast aller Männer auf der Station. Sie wagte sich kaum noch unter Leute.
    An einem sonnigen Morgen, den Kitten vom Herrenhaus aus begrüßte, nachdem sie die Nacht angstvoll neben der nach Luft ringenden Linda Hempelmann verbracht hatte, erscholl dann der gefürchtete Ruf.
    »Wal in der Bucht! Alle Mann in die Boote!«
    Kitten konnte die Vorbereitungen in der Bucht vom Haus aus nicht sehen, aber sie hörte die Stimmen der Männer und sie spürte die in der Luft liegende Anspannung. Die Walfänger ließen da unten jetzt Boote zu Wasser, bestückt mit jeweils zwölf Ruderern und einem Harpunier. Es waren recht große Boote, gegenüber den gewaltigen Kreaturen, denen sich die Männer auf See zum Kampf stellten, wirkten sie dennoch fragil und verletzlich. Der Wal konnte ein Boot mit einem einzigen Schlag seiner Schwanzflosse umwerfen, tat es jedoch nicht. Die Tiere waren friedfertig, und selbst, wenn die Männer sie beschossen, versuchten sie eher zu fliehen, als sich zu wehren. Und immer wieder ließen sie die Boote auf Schussweite an sich herankommen – dabei musste es doch eigentlich leicht sein, davonzuschwimmen oder abzutauchen, sobald sie die Menschen sahen.
    Erst wenn die Widerhaken der schweren Harpunen schon tief in ihrem Fleisch steckten, kämpften die Wale verzweifelt gegen die daran hängenden Seile, mit denen die Männer sie an Land ziehen wollten, aber fast immer war es zu spät. Der Schmerz und der Blutverlust raubten den Meeresriesen die Kraft, und irgendwann gaben sie auf – oft allerdings erst nach Stunden. Am Ende waren auch die Männer in den Booten zu Tode erschöpft. Dabei begann ihre eigentliche Arbeit erst, wenn der Wal am Strand lag. Sie hackten Fleischstücke aus seinem Körper – mitunter aus dem noch lebenden Tier – und kochten sie aus, um Tran zu gewinnen … Kitten schüttelte sich. Der Gestank der Kessel würde noch tagelang über der Bucht liegen.
    An diesem Abend waren die Männer wahrscheinlich zu müde, um noch ein Mädchen zu ersteigern. Wahrscheinlich würde Barker ihren großen Tag um vierundzwanzig Stunden verschieben. Kitten hatte immer noch keinen richtigen Plan – wenn man mal davon absah, dass sie versuchen konnte, sich mit der Pflege Frau Hempelmanns herauszureden. Barker würde sie wohl kaum vom Krankenbett der Frau wegzerren, er …
    »Kätzchen!«
    Frau Hempelmanns schwache Stimme rief sie vom Fenster weg. Sie war wach – Kitten deutete das als gutes Zeichen. Das Mädchen zwang sich zu einem Lächeln, als es sich zu ihr umwandte.
    »Der … Reverend wird gleich kommen. Kannst du … mich noch ein wenig herrichten?«
    Auch das klang vielversprechend, nach der schlimmen Nacht hätte Kitten gar nicht mit so viel Lebenswillen gerechnet. Während sie noch mit Waschwasser und Haarbürste hantierte, erschien Mr. Hempleman.
    »Linda, meine Liebe! Wie geht es dir?«
    Er drückte einen flüchtigen Kuss auf die bleiche Wange seiner Gattin, zuckte dann aber schnell wieder zurück, obwohl Frau Hempelmanns Haut eigentlich sehr schön nach der Rosenseife duften musste, mit der Kitten sie eben abgerieben hatte.
    Linda lächelte ihm trotzdem zu. »Gut …«, hauchte sie. Für laute Worte fehlte es ihr seit Tagen an Atem. »Ich … bitte … Bitte setz dich doch ein bisschen zu mir, ich …« Sie streckte die Hand nach ihrem Mann aus und musste schon nach dieser winzigen Anstrengung husten. »Ich muss dir etwas sagen, ich …«
    George Hempleman wehrte jedoch ab. »Liebste, das geht jetzt nicht, sie haben einen Wal gesichtet. Ich muss runter und die Kerle in die Boote scheuchen, zusehen, dass sie sich von dem Vieh nicht massakrieren lassen …« George Hempleman pflegte den Einsatz der Fangboote von einem größeren Boot aus zu beobachten und zu koordinieren, indem

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