Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
wusste, wie man ein Schaf schor, und er konnte es Chris Fenroy und ihren beiden Maori-Helfern beibringen. Damit planten die Männer, ihre erste Schafschur allein zu bewältigen. Jane konnte darüber nur den Kopf schütteln.
    »Die Maori-Jungen werden euch weglaufen und Cats Schafe scheren, sobald sie halbwegs wissen, wie’s geht«, höhnte sie. »Und wie viele Schafe habt ihr jetzt? Dreihundert? Wie lange, meint ihr, werdet ihr da scheren, wenn ihr für ein Schaf eine Stunde braucht? Sollen die englischen Aufkäufer so lange warten? So geht das nicht, Chris. Aber …«, sie wedelte mit einem Brief, »… zum Glück denkt hier ja nicht jeder nur von zwölf bis Mittag! Ich werde Scherer aus Australien anwerben. Die können hier aushelfen und unsere Leute ausbilden. Herrgott, Chris, ihr werdet mal zweitausend, viertausend, vielleicht zehntausend Schafe haben! Dafür müsst ihr gerüstet sein!«
    »Wir können die Leute bloß nicht bezahlen«, gab Chris kleinlaut zu bedenken. »Allein die Anreise aus Australien dürfte ein Vermögen kosten.«
    Er fuhr immer noch zusammen, wenn Jane ihn abkanzelte, und diesmal, so musste er zugeben, hatte sie nicht einmal Unrecht. Die Schafschur war eine gewaltige Aufgabe, der sie allein kaum gewachsen waren.
    »Wir müssen uns eben mit anderen zusammentun«, meinte Jane. »Ich gehe morgen zu Te Haitara. Den holen wir als Ersten ins Boot.«
    Diesmal sollte Janes Plan jedoch nicht aufgehen. Te Haitara war nicht im Dorf, als sie eintraf, um mit ihm zu reden.
    »Häuptling auf Wanderung. Nach Westen, zu mahinga hipi von Mis-ta Bat-la«, gab ein kleines Mädchen in schon recht gutem Englisch Auskunft.
    »Er ist auf der Schaffarm von Butler?«, fragte Jane verblüfft. »Was macht er denn da?«
    »Ist mit Cat«, erklärte das Mädchen. »Cat sagt, müssen machen ab Wolle von hipi . Aber nicht können allein, zu viele hipi . Müssen haben Leute, die zeigen Männer, wie geht. Und machen zusammen mit Mis-ta Bat-la.«
    Jane zuckte zusammen, als hätte die Kleine sie geschlagen, aber natürlich beherrschte sie sich eisern.
    »Cat will die Schur zusammen mit der Farm von Butler organisieren?«, fragte sie tonlos. »Und der Häuptling ist mit ihr gegangen? Die beiden … allein?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nicht allein. Mit vier Krieger. Kann nicht gehen allein, ariki . Ariki große Mann! Und wird treffen andere ariki , von die haben Land Mis-ta Bat-la. Aber nicht haben Angst, Miss Jane!« Das Mädchen schien die Blässe in Janes Gesicht falsch zu deuten. »Nicht Krieg. Andere Stamm auch Ngai Tahu. Freunde, Verwandte.«
    Jane musste sich zwingen, ihr zu danken, bevor sie sich umwandte. So weit war es also schon. Cat zog mit dem Häuptling los. Allein. Die Kriegereskorte zählte nicht, die würden ihrem ariki die Frau nicht streitig machen. Jane fragte sich, was daran sie so erschütterte. Cat war frei, sie konnte machen, was sie wollte. Der Häuptling erst recht. Und dass Cat Jane mit ihrer Idee zur Schafschur zuvorgekommen war … Es bestand keine Pflicht für sie, sich mit Jane oder den Männern auf Fenroy Station abzustimmen. Es waren ihre eigenen Schafe. Vielleicht … hätte sie ihr einfach von ihrer Korrespondenz mit Australien erzählen sollen.
    Jane rieb sich die Stirn. Sie fühlte sich wieder so übergangen und nutzlos wie im Haus ihres Vaters. Aber dieses Mal kam noch mehr hinzu. Es war, als schmerzte ihr Herz. Es war, als hätten Cat und Te Haitara sie verraten. Jane lief mit gesenktem Kopf zurück zur Farm. Eben noch war sie voller Tatendrang gewesen, jetzt fühlte sie sich nur noch müde.
    Lange bevor es dunkel wurde, kroch sie in ihr Bett und hätte nicht sagen können, warum sie weinte.

KAPITEL 8
    Cat war bester Stimmung, als sie vom Oberlauf des Waimakariri zurückkam und Chris und Karl Bericht erstattete. Ottfried saß natürlich dabei und schaute griesgrämig, weil Cat sich nicht die Mühe machte, die Ergebnisse ihrer Reise auf Englisch und auf Deutsch zusammenzufassen, und Jane hatte sich ebenfalls dazugesellt. Mit einer fast so mürrischen Miene wie Ottfried lauschte sie und musterte dabei ihre Rivalin. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie hübsch die junge Frau war mit ihrem leuchtend blonden Haar und den jetzt vor Eifer blitzenden nussfarbenen Augen. Kein Wunder, dass Te Haitara sich von ihr angezogen fühlte. Letzten Endes zählten für die Männer doch immer nur die Äußerlichkeiten – wenngleich Jane nicht leugnen konnte, dass Cat auch die geschäftlichen

Weitere Kostenlose Bücher