Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Dinge recht gut im Griff hatte.
»Captain Butler fand die Idee mit den Scherern aus Australien gut, und er hat dort auch entsprechende Kontakte«, erzählte sie jetzt. »Aber wir hätten die auch, sagt er. Warum haben Sie denn nichts davon gesagt, Miss Jane, dass Sie mit den Schafzüchtern Morgan und Holder korrespondieren?«
Jane verzog den Mund, antwortete jedoch nicht, als Cat ganz unbefangen das Wort an sie richtete. »Mr. Butler hat schon befürchtet, es liefe auf irgendwelche Rivalitäten hinaus oder auf eine Art Wettrennen – sozusagen unsere Schafschur gegen seine Schafschur: Wer als Erster mit der Wolle auf dem Markt ist, hat gewonnen. Aber das wäre natürlich völliger Unsinn. Es ist viel besser, sich zusammenzutun. Mr. Morgan in Adelaide will uns jedenfalls gern eine erfahrene Schererkolonne schicken, und wenn alle mitmachen, könnte die in Port Cooper ankommen und bei den Redwoods anfangen, dann zu den Deans, dann zu uns und zuletzt zu Mr. Butler reisen. Den Transport der Vliese organisieren wir am besten auch gemeinsam. Das ist billiger, und die Aufkäufer brauchen die Farmen nicht einzeln abzufahren. Wir bringen ihnen die ganzen Erträge nach Port Cooper. Schreiben Sie nach Australien, dass wir das so machen werden, Miss Jane?«
Jane stieß scharf die Luft aus. »Geben Sie jetzt hier die Befehle, Cat?«, fragte sie unwirsch.
Cat runzelte die Stirn, überrascht und ein bisschen verletzt. »Ich dachte nur …«
»Ich werde schreiben«, unterbrach sie Chris. Wenn es darum ging, Cat zu verteidigen, war er bereit, Jane Kontra zu geben. »Meine Frau ist bekanntermaßen nicht sehr diplomatisch, Cat. Gemeinsame Unternehmungen sind ihr allgemein suspekt – könnte ja sein, dass jemand anders als allein sie davon profitiert.«
Jane blitzte ihn an. »Ich könnte mich durchaus mit dem Prinzip des Primus inter Pares anfreunden«, schnappte sie, »aber ich finde ja kaum jemanden, dem ich auch nur auf Augenhöhe begegnen kann.«
»Des was?«, fragte Cat verwirrt. »Sie müssen das noch mal auf Englisch sagen, Miss Jane, sonst kann ich es Te Haitara nicht übersetzen. Der war es nämlich, der Sie bitten wollte, Mr. Morgan zu schreiben. Im Namen der Ngai Tahu. Er will gern unterschreiben, das steht ihm auch zu, wenn wir Leute auf sein Land einladen. Er ist schließlich der Häuptling.«
Chris lachte. »Dies zum Thema › Erster oder Erste unter Gleichen ‹ «, bemerkte er. »Te Haitara fände es gar nicht lustig, wenn er erführe, dass du ihn für geistig minderbemittelt hältst, Jane.« Er wunderte sich, als Jane rot anlief. Und dann begann sie auch noch herumzudrucksen.
»Ich halte ihn gar nicht für … also Te Haitara ist natürlich etwas anderes, er …« Jane brach ab, fasste sich dann jedoch schnell wieder. »Natürlich werde ich den Brief für ihn gern verfassen.«
Cat tauschte verwirrte Blicke mit den von Janes Verhalten gleichermaßen irritierten Männern.
»Wie gut, dass wenigstens der Häuptling vor Janes bekanntermaßen hohen Ansprüchen bestehen kann«, stichelte Chris. »Also schön, dann macht das alles mal so. Aber was ist mit den Deans und den Redwoods? Weiß man schon, ob die mitmachen?«
Cat schüttelte den Kopf. »Ich dachte, einer von euch könnte hinreiten«, meinte sie. »Ihr müsst doch sowieso mal wieder nach Port Cooper.«
Sie rechnete damit, dass Ottfried sich melden würde, aber zu ihrer Verwunderung schwieg er. Statt seiner nickte Chris.
»Ich mach das«, versicherte er. »Und bestimmt gibt es keine Probleme. Die Deans stöhnen ja schon seit dem letzten Jahr, dass die Schur eine Kraftprobe ist. Und die Redwoods sollten sich vom Verlust ihrer Schafe auch erholt haben. Obwohl es sicher schwer war. Wer auch immer die Schafe gestohlen hat, er hat die besten ihrer Zucht erwischt.«
Cat nickte. »Die Redwoods lassen das nicht auf sich beruhen«, berichtete sie. »Sie haben gerade noch mal bei Butler angefragt, ob dem womöglich Schafe zum Kauf angeboten wurden oder ob er sonst etwas gehört hat. Es sind auch Hunde weggekommen.«
Jane schrieb den Brief nach Australien gleich am nächsten Tag und nahm das zum Anlass, zum Maori-Dorf zu wandern, um Te Haitara unterschreiben zu lassen. Sie hatte dem Häuptling selbst beigebracht, seinen Namen sehr säuberlich unter Verträge oder Briefe zu malen, eine Aufgabe, die ihn immer wieder beglückte und mit großer Wichtigkeit erfüllte. Makutu bestand allerdings darauf, dass dazu entsprechende karakia aufgesagt oder gesungen wurden, um
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