Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
nachfragen zu müssen.
»Mich gesendet Cat«, antwortete Jane. »Ich dich gesucht in Dorf.«
»Die Götter erwählen sich ihre Werkzeuge«, meinte Te Haitara und ging voraus zu den Steinen, vor denen sie damals im Gras gesessen hatten. Mit einer Handbewegung bedeutete er Jane, sich als Erste zu setzen.
Jane verstand nicht ganz. »Cat … Werkzeug für dich? Ich dachte … Frau.«
Te Haitaras Tätowierungen verzogen sich, als er die Stirn runzelte. »Natürlich ist Poti eine Frau«, meinte er dann. »Was sonst? Ich meinte nur, dass die Götter durch sie wirkten, als sie dich hersandten. Es ist nicht so wichtig.«
»Aber Cat sehr wichtig für dich!«, widersprach Jane. »Sie dir helfen mit pakeha .«
Te Haitara nickte. »Ja, sie spricht meine Sprache fließend. Und die der pakeha . Das ist sehr hilfreich.« Es klang völlig gelassen.
»Sie dir auch helfen mit Geschäfte«, fügte Jane hinzu.
Te Haitaras Blick wurde unsicher. »Aber du hilfst uns doch mit den Geschäften!«, stellte er richtig. »Oder willst du das nicht mehr? Weil der Stamm nicht …«, er suchte das Wort, das es bislang nur auf Englisch gab, »… investieren will?«
Jane lächelte. »Nein, nein, ich euch gern helfen. Nur denken, dass du lieber machen mit Cat.« Sie brach ab. »Cat …«, murmelte sie dann, »… sehr schöne Frau.«
Te Haitara sah Jane an, als ob sie nicht recht bei Trost wäre. »Poti? Schön?« Er schien nachzudenken. »Doch, ihr Haar hat eine schöne Farbe. Wie Goldmünzen. Gefällt sie dir deshalb? Ich weiß, pakeha lieben Gold. Wir mögen eher Jade.«
Jane fühlte sich auf unerklärliche Weise besser. »Mir gar nicht gefällt«, bekannte sie. »Mir nicht muss gefallen. Ich auch Frau.«
»Aber warum fragst du dann?«, erkundigte sich Te Haitara und überlegte kurz. »Machst du dir Sorgen, weil sie … deinem Mann gefällt?« Seine Stimme klang gequält.
Jane lachte ungläubig auf. »Meinem Mann?« Sie wechselte ins Englische. »Häuptling, es ist mir völlig egal, ob sie meinem Mann gefällt!«
Te Haitara ließ die Worte auf sich wirken. »Dein Mann ist dir gleichgültig?«, fragte er dann.
Jane zuckte die Schultern. Sie hoffte, dass Te Haitara sie für ihre Worte nicht verachtete. Sie hatte keine Ahnung, wie die Maori es mit dem heiligen Sakrament der Ehe hielten. Doch der Häuptling war … ihr Vertrauter? Wieder wunderte sie sich über die Gefühle, die in ihr aufwallten. Te Haitara gegenüber konnte sie einfach nicht lügen.
»Häuptling, mein Mann und ich wurden verheiratet«, sagte sie auf Englisch. »Es ging um einen Namen und um Land. Nicht um Liebe. Ich mache mir nichts aus ihm, und er macht sich nichts aus mir. Das ist so.«
»Aber du bist eine Frau mit viel mana! «, wunderte sich der Häuptling.
Jane lachte wieder. »Eben«, meinte sie. »Schon deshalb kann ich mit Chris nichts anfangen und er nichts mit mir. Er ist ein netter Kerl. Aber viel mana hat er nicht.«
»Du hättest lieber einen Mann mit viel mana ? «, erkundigte sich Te Haitara.
Wie beiläufig hob er die Insignien seiner Häuptlingswürde auf. Er hatte den mit Federn geschmückten Mantel im Zwiegespräch mit den Göttern getragen.
»Das kommt auf den Mann an«, sagte Jane und empfand plötzlich eine seltsame Spannung. »Er müsste mir auch sonst gefallen. Und ich ihm.«
Jeder der beiden sprach jetzt seine Sprache, und sie schienen sich besser denn je zu verstehen.
»Wem könntest du nicht gefallen?«, fragte Te Haitara. »Du hast Augen wie Jade, dein Haar ist so braun und so weich wie der Kolben des Raupo … Raupo wäre mein Name für dich! Ein Geschenk der Götter. Du weißt, was die Pflanze uns bedeutet.«
Die Maori stellten aus dem Schilfgewächs Matten her, die Dächer ihrer Häuser und die Segel für ihre Kanus. Sie aßen die Wurzeln und verarbeiteten die harten Blätter zu Tanzkleidern und poi-poi , kleinen Spielbällen. Und sie kannten das Raupo-Dickicht am Ufer der Flüsse und Seen als Heimstatt von Wasservögeln.
»Du bist eine schöne Frau … die schönste … für mich.«
Jane errötete. »Und du bist …«, sie suchte die Worte in seiner Sprache, »… ein starker Mann, ein großer Mann …«
»Ich gefalle dir?«, fragte Te Haitara.
Jane nickte. Sie fragte sich, was jetzt kam, sie wusste, dass Maori nicht küssten. Aber sie verfolgte ohne Angst und ohne Zweifel, wie der Häuptling jetzt aufstand, obwohl sie noch saß, sie hochzog und an sich presste und sein Gesicht gegen das ihre legte. Sie hatte
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