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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie meist schnell, mürrisch und achtlos, wie ein ungezogenes Kind sein Spielzeug malträtierte. Ida fühlte sich wie früher beschmutzt und trat Karl gehemmt und ängstlich entgegen. Einmal war sie auch wieder wund, als sie zu ihm auf ein improvisiertes Strohlager im Stall kam, und Karl mochte eigentlich nicht mit ihr schlafen, um ihr nicht wehzutun. Ida beschwor ihn jedoch, es trotzdem zu tun.
    »Nimm mich ein bisschen mit nach Bahia, Karl. Hier in der Kälte und im Regen werde ich sonst verrückt.«
    Karl dachte ständig daran, wie er Ida aus ihrer Ehe heraushelfen konnte, aber außer einer Flucht und einem Leben unter falschem Namen fiel ihm nichts ein. Er hätte das auf sich genommen, Ida war dazu jedoch noch nicht bereit – erst recht nicht, als sie zum Frühjahrsbeginn feststellte, dass sie wieder schwanger war.
    »Gerade jetzt müssen wir gehen!«, beschwor Karl sie. »Es ist doch mein Kind, Ida! Es muss unser Kind sein!«
    Ida sah ihn traurig an. »Das weiß nur Gott allein«, sagte sie. »Es kann genauso gut von Ottfried sein. Und ich habe Angst, Karl! Ich will es nicht irgendwo auf der Flucht zur Welt bringen. Wir wissen doch gar nicht, wohin es uns verschlägt. Und die Geburt … Ich brauche Cat!«
    Karl nahm sie in den Arm. »Du brauchst keine Angst zu haben, wenn ich bei dir bin. Und überall auf der Welt gibt es Hebammen«, tröstete er sie.
    Ida schüttelte jedoch entschlossen den Kopf. »Ich will nicht irgendeine Hebamme«, beharrte sie. »Ich will Cat!«
    »Du willst einfach nur nicht gehen«, sagte Karl.
    Er machte ihr keinen Vorwurf, er konnte Ida nur zu gut verstehen. Auch er wollte nicht gehen. Karl fühlte sich wohl auf Fenroy Station, sah gespannt der ersten Schafschur entgegen und genoss die Zeit des Ablammens. Seine Schafe und die der Maori sollten den Sommer im Hochland verbringen. Er würde mit Chris hinaufreiten und sie hochtreiben – es würde aufregend werden und abenteuerlich. Er träumte davon, Ida mitzunehmen, nachts mit ihr im Zelt zu liegen und auf die Rufe der Vögel zu lauschen oder sie unter freiem Himmel und im Licht der Myriaden von Sternen zu lieben. Sie dachte immer noch zu oft an Bahia, kannte noch nicht genug von Neuseeland, um auch dieses Land zu lieben. Karl verstand das. Aotearoa, wie Cat es nannte, war bislang nicht allzu freundlich zu Ida gewesen, aber das konnte sich ändern. Karl fand, dass seine aufgeweckte, neugierige Ida sehr gut zu diesem Teil der Welt passte. Ob Bahia ihr und den Kindern so viele Möglichkeiten hätte bieten können, bezweifelte er – von seinen eigenen beruflichen Aussichten ganz zu schweigen. Karl hatte sich als Landvermesser recht wohl gefühlt, doch lieber war er Farmer. Und sich wieder als Lohnarbeiter für ein paar Pence die Stunde zu verdingen widerstrebte ihm völlig.
    Ottfried war nicht gern Farmer, und wenn er genau darüber nachdachte, hatte er sich auch nie einen Bauernhof gewünscht. Aber alle Häusler in Raben Steinfeld waren so erpicht auf Landbesitz gewesen, dass Ottfried gar nicht auf die Idee gekommen war, sich etwas anderes vorzustellen. Erst in Sankt Paulidorf, als er festgestellt hatte, welche Plackerei es war, das Land zu bearbeiten, war ihm klar geworden, dass er dafür nicht geschaffen war. Nun machte ihm auch sein erlernter Beruf als Zimmermann nicht allzu viel Spaß, als anerkannter Handwerker in einer Stadt oder einem Dorf hatte man allerdings mehr Möglichkeiten. Abends ins Gasthaus zu gehen zum Beispiel, sich selbst und seine Familie gut zu kleiden und damit sonntags in der Kirche zu protzen, ein schönes Pferdegespann zu besitzen und damit herumzufahren – all das hätte Ottfried sehr viel mehr behagt, als auf seiner Scholle festzusitzen und von morgens bis abends zu schuften.
    Noch besser wäre es natürlich, ein Geschäft zu besitzen! Die Zeit mit Gibson hatte ihm gefallen, schade, dass es nicht so gelaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatten, vielleicht war es einfach zu früh gewesen. Schon jetzt kamen mehr Siedler in die Plains. Wenn die Stadtgründung am Avon erst mal erfolgt sein würde, sollten es noch deutlich mehr werden. Immerhin gab es ja jetzt eine zweite Chance, den Aufstieg zum Schafbaron! Schafe machten sehr viel weniger Arbeit als Ackerbau, bislang beschränkte Ottfried sich darauf, die seinen weitgehend sich selbst oder Ida für die Käserei zu überlassen. Gut, die Maori hatten sich schon zwei- oder dreimal bei Chris beschwert, dass die Tiere auf ihre Weiden kamen und sich mit Cats

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