Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Maori-Stämme engagierten sich zumindest in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts noch nicht in dieser Richtung und vermarkteten auch keine Naturmedizin. Was das Familienrecht angeht, waren die Maori tatsächlich äußerst modern. Die im Buch zitierte Zeremonie des karakia toko ist authentisch, ebenso die Bedingungen der Trennung. Ein Mann oder eine Frau konnte sich auch ohne Einwilligung des Partners mittels weniger Worte scheiden lassen.
Chris dagegen irrt sich: Seit Heinrich VIII . ist die Ehe in England nicht unauflöslich! Theoretisch wäre also auch nach britischem Recht eine Scheidung von Jane möglich gewesen. Praktisch war das Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings fast unbezahlbar. Um den notwendigen »Act of Parliament« zu initiieren, veranschlagte man etwa 5000 Pfund.
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
wenn Sie mehr von dieser wunderbaren Autorin lesen möchten, begleiten Sie sie nach diesem Ausflug nach Neuseeland doch mit der Leseprobe aus ihrem Roman Die Insel der roten Mangroven in die Karibik.
Eine bessere Zukunft
Jamaika – Cascarilla Gardens
Kaimaninseln – Grand Cayman
Spätsommer 1753
K APITEL 1
E igentlich sollten wir das ja nicht unterstützen …«
Lady Lucille Hornby-Warrington schaute missmutig aus ihrer offenen Kutsche hinaus in den sonnigen Sommertag. Dabei gab es nicht viel zu sehen, die Wege zwischen der Hollister- und der Fortnam-Plantage waren staubig und gesäumt von Zuckerrohrpflanzungen. Die schilfähnlichen Gräser erreichten eine Höhe von bis zu sechs Metern – die Straßen erschienen wie frisch geschlagene Schneisen durch das üppige Grün. Die Lady war zwangsläufig gelangweilt. Lord Warrington, ihr Gatte, taxierte die Höhe und den Umfang der Pflanzen dafür umso interessierter. Schließlich bezog die Plantage, die er für den Onkel seiner Frau verwaltete, ihren Reichtum ebenfalls aus dem Zuckerrohr, und dieses Jahr deutete alles auf eine gute Ernte hin. Warrington wirkte denn auch erheblich besser gelaunt als seine Frau.
»Das meinst du nicht ernst«, beschied er die Lady gelassen und auch ein wenig spöttisch. »Ein Fest bei den Fortnams auslassen, nur weil dir der Anlass nicht passt? Darf ich dich daran erinnern, dass Nora und Doug die beste Köchin der Gegend haben, den schönsten Tanzsaal besitzen und stets die begabtesten Musikanten engagieren? Und das Mädchen ist doch auch ganz reizend.«
»Das Mädchen ist ein Halbblut!«, erklärte seine Gattin mit verkniffenem Gesicht. »Eine Mulattin. So was gehört ins Sklavenquartier. Man zieht es nicht als ›Tochter des Hauses‹ auf, und man feiert nicht groß seine ›Volljährigkeit‹. Aber Doug Fortnam tut ja so, als hätte er mit Zeugung und Aufzucht dieses Bastards eine Glanzleistung vollbracht!«
Warrington lächelte. Bekannt für die Zeugung von Bastarden mit schwarzen Sklavinnen war eigentlich eher Lord Hollister, Lucilles Onkel. Lucille und ihre Tante sahen zwar darüber hinweg, tatsächlich bevölkerten immer noch Dutzende ihrer Halbcousinen und -cousins die Hollister-Plantage. Auch ihr Kutscher Jimmy zeigte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Besitzer der Plantage, der sich seit einigen Jahren in sein Stadthaus in Kingston zurückgezogen hatte. Die Plantage hatte er Lucilles Gatten überlassen, nachdem er die junge Frau, die aus der mittellosen Beamtenfamilie Hornby in London stammte, an Kindes statt angenommen hatte. Mit seiner Gattin hatte Lord Hollister keine Kinder. Doug und Nora Fortnam dagegen hatten neben der heutigen Debütantin noch zwei jüngere Söhne.
»Ist das Mädchen nicht tatsächlich Noras außereheliche Tochter?«, fragte Lord Warrington.
So ganz durchschaute er die Verhältnisse auf der Nachbarplantage Cascarilla Gardens noch nicht, obwohl er inzwischen bereits fünf Jahre mit Lucille hier lebte. Aber die Fortnams hatten keinen sehr engen Kontakt zu ihren Nachbarn. Sie waren höflich und luden auch immer mal wieder zu Festlichkeiten ein, Freundschaften suchten sie hingegen nicht. Auch die anderen Pflanzer hielten eher Abstand zu den Besitzern von Cascarilla Gardens. Doug und Nora Fortnam pflegten einen sehr eigenwilligen Umgang mit ihren schwarzen Plantagenarbeitern. Zwar hielten auch sie Sklaven, wie alle hier auf Jamaika, aber sie beschäftigten kaum weiße Aufseher, gaben den Leuten häufiger frei als andere und setzten auf eine Art Selbstverwaltung unter Leitung eines schwarzen Vormanns.
Anfänglich hatten die Nachbarn deshalb mit einer Katastrophe gerechnet.
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