Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
werden zusammenbleiben und bei Ida leben. Janes Haus ist ja riesig, es wäre überdies grausam, sie zu trennen. Und ich …«, sie küsste ihn, »… ich werde sehr oft einen Nachbarn einladen.«
»Und was ist mit den Schafen?«, fragte Chris. »Du willst jetzt nicht auch noch deine eigene Farm wie Ottfried? Mit eigener Schafherde und eigenem Land?«
»Ach was!«, rief Cat. »Obwohl ich das Land ganz gern hätte, das er sich da unter den Nagel gerissen hat. Zumindest die Hälfte, ich sollte da mal mit Ida reden. Mir steht utu zu, für Te Ronga. Und ich hätte gern ein bisschen eigenes Land.«
Chris fasste sich an die Stirn. »Wenn du mich heiratest, hast du ganz Fenroy Station!«, erklärte er.
Cat lachte. »Hätte ich nicht. Denk an karakia toko! Es bliebe immer deine Farm, Chris. Aber natürlich mache ich jetzt keinen Unterschied zwischen deinen Schafen und Karls Schafen und meinen Schafen. Betrachtet mich einfach als Teilhaber. Trotzdem möchte ich nur mal etwas ganz für mich. Etwas, das mir niemand nehmen kann, auch wenn … falls … wir uns einmal nicht mehr lieben. Chris, ich habe mein Leben lang gehört, eine Frau könne nur Ehefrau sein oder Hure. Und ich will beides nicht!«
»Aber du hättest einen Namen«, murmelte Chris, »wenn du mich heiraten würdest. Ich würde dir meinen Namen geben. Dann brauchtest du nicht mehr › einfach nur Cat ‹ zu heißen.«
Cat winkte ab. »Kannst du nicht, wie eben schon besprochen. Und ich will es auch gar nicht. Ich habe mir meine Namen immer selbst gegeben, Chris. Ich hab aus Kitten Cat gemacht, aus Cat Poti – und jetzt werde ich aus Poti Rata machen. Denn darauf bestehe ich! Unsere gemeinsame Farm wird Rata Station heißen. Und man wird bald von mir reden, Chris. Von Catherine Rata – Teilhaberin von Rata Station.« In ihren Augen stand Stolz. Stolz, der die Liebe überwog.
Chris rieb sich die Stirn. »Brauchst du mich dann überhaupt?«
Cat wollte lachen, aber dann sah sie sein bedrücktes Gesicht und schmiegte sich tröstend an ihn. Sie wollte ihn ja nicht verletzen, nicht fortschicken. Sie wollte nur beweisen, dass es sich nicht ausschloss, zu lieben und frei zu sein.
»Wie würdest du mich denn nennen?«, fragte sie sanft.
Chris legte einen Finger unter ihr Kinn und sah ihr fest in die Augen. Und dann sprach er den Namen endlich aus, den er so lange im Geheimen für sie hegte – und den sie nun auch für sich selbst gewählt hatte. Ein Zeichen, dass ihre Seelen im Einklang waren. Sie gehörten zusammen und würden zusammen sein, ob sie nun ein Haus teilten oder nicht. All ihrer Freiheit zum Trotz.
»Feuerblüte«, sagte er zärtlich. »Ich würde dich Feuerblüte nennen.«
NACHWORT
Wie immer in meinen Neuseeland-Romanen vollzieht sich die fiktive Handlung in Die Zeit der Feuerblüten vor einem möglichst gut recherchierten historischen Hintergrund. In diesem Fall sind dies die Geschichte von Sankt Paulidorf, der Wairau-Konflikt und die Anfänge der Schafzucht auf der Südinsel Neuseelands. Es war verhältnismäßig einfach, die Geschehnisse rund um die Vorfälle in Wairau zu rekonstruieren. Abgesehen davon, dass man nicht weiß, wer den verhängnisvollen Schuss auf die Häuptlingsfrau und -tochter Te Ronga abgegeben hat, sind die Abläufe bis ins Detail dokumentiert. Selbst die Worte von Te Rangihaeatas Totenklage sind überliefert. Allerdings gab es weder bei den Maori noch auf der englischen Seite so fähige Übersetzer wie meine fiktiven Figuren Cat und Christopher Fenroy. Tatsächlich lag die Vermittlung zwischen den beiden Konfliktparteien wohl allein auf den Schultern des Häuptlingsneffen Te Puaha. Auch von Te Rauparaha sind ein paar englische Worte überliefert. Der Vorstand der New Zealand Company, Captain Wakefield, und Police Officer Thompson dürften sich durch ihre mangelnden Sprachkenntnisse nicht beliebter gemacht haben.
Die Hinrichtung von Wakefield und den anderen Gefangenen wird sich in etwa so vollzogen haben, wie ich sie geschildert habe. Überlebende Zeugen aufseiten der Engländer gab es allerdings nicht. Erst durch einen Missionar gelangte die Kunde von Wakefields Tod nach Nelson.
Meine Darstellung der weiteren Ereignisse, wie die Untersuchung des Vorfalls durch die Landvermesser Spain und Tuckett und letztlich die Entschuldigung des Gouverneurs bei den Maori entsprechen im Wesentlichen den historischen Tatsachen. Die offizielle Lesart ist bis heute, dass der Wairau-Tumult – die frühere Bezeichnung Wairau-Massaker
Weitere Kostenlose Bücher