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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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er eingreifen konnte. Im Augenwinkel sah sie wie Schwarzlocke seinen Fuß zurückzog. Gedemütigt lag Lächelndes Spitzgesicht vor ihren Füßen. Als er zögerlich aufstand, erkannte Maramir, wie sehr er sich schämte. Er nahm ihre Hand und wollte gehen, aber Schwarzlocke stellte sich ihnen in den Weg und stieß ihn mit der Hand, ohne daß Lächelndes Spitzgesicht sich wehrte, mehrmals an die Brust. Lächelndes Spitzgesicht verhielt sich feige, und das begann Maramir allmählich zu ärgern. Dennoch ließ sie sich von ihm führen, als er mit gesenktem Haupt an Schwarzlocke vorbeidrängte, um zurück ins Lager zu gelangen. Höhnisches Gelächter brach hinter ihnen los. Maramir konnte nicht anders, als ihre Hand wegzuziehen, um sich aus Lächelndes Spitzgesichts Griff zu befreien.
    Als sie wieder ins Lager kamen, sah Maramir, daß Kars Gesicht vor Hitze glühte. Ihre Schwester schien sie kaum wahrzunehmen. Die Augen waren verändert – die Pupillen gewachsen – der Blick trübe. Ständig flüsterte sie etwas, wobei sich manchmal nur ihre Lippen bewegten. Maramir verstand etwas vom Tal der Ahnen, Kars totem Sohn, den Lebensfeuern, Tanz und Gesang. Schließlich begann Kar leise zu singen, was dann in ein Summen überging, als sie ihre Augen schloß. Maramir befürchtete, daß Kar ihre eigene Reise ins Jenseits besang. Was hatte die Alte ihr einzuflößen gewagt? In einem Anflug von Wut wollte sie ihr am liebsten die Augen auskratzen, doch sie erinnerte sich daran, daß manche Medizin seltsam wirkte, und sie kannte die Medizin der Knochenfrau nicht. - Gelassen beobachtete die Alte Kars Zustand und schenkte Maramirs Sorge keine Beachtung. Leinocka hockte zu Kars Füßen, hatte den Kopf auf die Knie gestützt und sah dem Geschehen neugierig zu, während die Sorge um Kar Maramir beinahe auffraß. Sie beschloß, nicht mehr von Kars Seite zu weichen. Sie schämte sich so, daß sie Tränen vergoß, wegen ihrer Feigheit und der damit verlorenen Selbstachtung.

 
    3. Kapitel
     
    Mit gemischten Gefühlen berührte Maramir Feuerauges warmen Körper. Er zog ihre Schenkel an sich, nahm ihren ganzen Körper hoch und begrub sie unter sich, während er sie auf das Bärenfell legte, das er zuvor im Randbereich der gefrorenen, festgetretenen Schneeschicht des Lagers ausgebreitet hatte. Obwohl Maramir sich fürchtete, erregten sie seine tanzenden Muskeln. Die alten Wunden schmerzten, als er in sie eindrang. Trotz des Schmerzes fuhr ihr ein unbekannter, wohltuender Schauer vom Schoß bis in die Brust. Und als sich ihre Blicke trafen, verspürte Maramir eine tiefe Verbundenheit. Seine heftigen Stöße empfand sie nicht als gewaltsam, nein, sie entsprachen seiner lodernden Gier. Ungehemmt stillte er seinen Hunger nach ihr. Das steinerne Auge, welches von seinem Hals herabhing und lästig über ihrem Gesicht pendelte, nahm sie bald kaum mehr wahr, ebensowenig wie seinen warmen, streng riechenden Atem, den er ihr heftig ins Gesicht keuchte. Auch der feste Griff um ihre Brüste schmerzte mit einem Mal nicht mehr. Das angenehme Gefühl in ihrem Unterleib schwoll an, bis ihr Körper zu beben begann. Ein fremdartiges Zittern durchzuckte sie. Ihre Muskeln dehnten sich. Dann fühlte sie sich wie von einer schweren Last befreit, spürte noch, wie sich etwas Warmes in ihren Unterleib ergoß, und die starke Empfindung während ihrer Vereinigung ließ nach. Zurück blieb nur ein angenehmes Prickeln auf ihrer Haut. - Bis sie Kars schattenhaften Umriß erkannte. Kar hatte geschlafen, als sich Maramir und Feuerauge ein Stück weit von den anderen entfernt hatten.
    Feuerauge reagierte auf Maramirs plötzliche Unruhe, indem er ihren Körper freigab. Beschämt zog sie sich ihr Fellgewand über die Schultern, stand auf und ging zögerlich auf Kar zu. Bereit den Kampf aufzunehmen, trat Maramir vor ihre Schwester.
    „Ich wähle selbst“, zischte sie mit verhaltener Stimme. „So ist es Brauch. Das Recht einer Frau ...!“
    „Leikika!“, unterbrach Kar in ruhigem Ton und reichte ihr den Überwurf, den sie am Feuer zurückgelassen hatte.
    Maramir hielt überrascht ein.
    „Ich ... verstehe jetzt“, fuhr Kar fort. „Seitdem wir im Lager der Spitzgesichter sind habe ich zwei Finger an beiden Händen oft erlebt, wie der Tag erwacht, indem sich die Lebensfeuer am Ende der Welt vereinigen und zum Großen Himmelsfeuer werden. Das Große Himmelsfeuer aber, hast du gesagt, ist schon drei Finger an beiden Händen oft durch das Reich der Himmelswesen gezogen ... Du

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