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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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stechendem Blick musterte sie erst Maramir, danach Leinocka – und schließlich sah die Alte auf Kar hinab. Maramir erkannte deutlich die aufblitzenden Augen der Alten, die sich für einen Moment weiteten. Als sie ihren Blick von Kar wieder abwandte, glaubte Maramir, den Anflug eines Lächelns in ihrem geradezu versteinerten Gesicht zu entdecken. Dann trat sie neben Feuerauge und wandte sich den Alten zu. Sie begann zu reden, langsam, so als strengte sie das Sprechen an, und sie untermalte ihre Worte mit einer Gestik, die Maramir nicht deuten konnte. Nun legte sie ihre faltige Hand auf Feuerauges Oberarm. Die Worte, die sie dabei sprach, trieben dem Alten, der zuvor in offenem Groll gesprochen hatte, die Zornesröte ins Gesicht. Die Spitzgesichter um Maramir herum erfaßte ungläubiges Staunen. Und als die Alte mit dem Stock auf Kar zeigte, sich die Faust auf die Brust legte und ein ähnliches Wort wie Feuerauge zuvor sprach, ging ein Raunen und Zischeln durch die Menge. Eine Stimme wurde laut. Es war der schwarzgelockte Mann mit dem tierhaften Aussehen. Seine provozierende, respektlose Art fiel Maramir erneut auf. Wie verwandelt schlug die Alte mit der Kraft und Beweglichkeit eines jungen Menschen ihren Stock vor sich in den Schnee und fing an zu toben. Sie fauchte und zischte, stocherte mit ihrem Stock gegen den Himmel und zeigte mit dem Finger drohend in die Richtung der laut gewordenen Stimme. Maramir sah den Zorn in Schwarzlockes Augen, dennoch wagte er keinen Widerspruch. - Der Stamm nahm, wenn auch verdrossen oder verärgert, den Willen der Knochenfrau hin.
    Die Alte ließ Kar unter das Felsdach nahe ans Feuer bringen, entkleidete sie und untersuchte ihre Wunden. Maramir sah, daß ihre Schwester es mit Unbehagen geschehen ließ. Anschließend deckte die Alte Kar mit Fellen zu und kümmerte sich um Feuerauges Wunden. Dann kramte sie in einem ledernen Sack und holte einige Beutel hervor. Über der Kochstelle erwärmte sie in einem Tiermagen Schnee und gab etwas aus den ledernen Beuteln hinzu, das aussah wie getrocknete Kräuter. In einer knöchernen Schale reichte sie ihm von dem Gebräu. Schließlich gab sie eine weitere Zutat aus einem anderen Beutel in den Sud hinein und schöpfte noch einmal davon ab. - Kar sträubte sich, davon zu trinken. Im nächsten Moment stürzte Maramir dazwischen. Eine Medizin der Spitzgesichter war vielleicht gefährlich. Warnend wurde sie von der Knochenfrau gemustert. Woraufhin Lächelndes Spitzgesicht sie unverzüglich aufforderte, ihm zu folgen. Es war ein eindeutiger Befehl. Als sie sich dennoch weigerte, von Kars Seite zu weichen, griff er nach ihrem Arm. Maramirs unsicherer Blick schwenkte zu Feuerauge. Mit einer energischen Kopfbewegung wies er sie an, zu tun, was man ihr befohlen hatte. Für einen Augenblick flammte Zorn in Maramir auf, Zorn, der jedoch rasch ihrer Furcht wich. Sie befand sich im Lager der Spitzgesichter; sie Kar und Leinocka waren ihnen ausgeliefert. Also gab sie nach und folgte Lächelndes Spitzgesicht zögernd. Im Zwiespalt der Entscheidung ging sie mit ihm, blieb dann aber stehen und blickte zurück. - Kar war schwach; zu schwach um sich dem Drängen der Alten widersetzen zu können. Mißtrauisch und besorgt sah Maramir zu, wie ihre Schwester trank.
    Lächelndes Spitzgesicht führte Maramir ins verschneite Dickicht, das den Lagerplatz umgab und wies sie an, nach Brennholz in Schnee und Unterholz zu suchen. Eine nahezu sinnlose Aufgabe, da es so dicht beim Lager kaum noch geeignetes Holz gab. Ihr war bewußt, daß er sie lediglich von ihrer Schwester fernhalten wollte, und je länger sie darüber nachdachte, desto ratsamer erschien es ihr, sich zu fügen. Maramir hatte die Spannung und die Mißstimmung zwischen den Spitzgesichtern mitbekommen, und offensichtlich waren sie, Kar und Leinocka der Grund dafür. - Durch das Knacken eines Holzes aufgeschreckt, fuhr Maramir herum. Schwarzlocke war ihnen gefolgt, begleitet von zwei jungen Männern. Als er auf Maramir zukam, stellte sich Lächelndes Spitzgesicht dazwischen. Maramir hörte, wie seine Stimme beim Sprechen ängstlich zitterte. Die beiden anderen traten währenddessen näher an Maramir heran. Sie begannen zu lachen und mit spöttischem Tonfall auf sie einzureden. Einer faßte ihr ins Haar, packte sie dann am Schopf und zog ihren Kopf nach hinten in den Nacken. Wütend schlug sie jetzt nach den Händen der Männer. Zugleich drehte sich Lächelndes Spitzgesicht helfend nach ihr um, – stürzte, ehe

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