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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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sie und warfen hin und wieder ein Stück glühende Kohle oder kleine Knochen nach ihr. Auch jetzt, während sie sich ganz in der Nähe, gemeinsam mit ihren Kindern, ein Feuer teilten, schienen sie unablässig herüberzustarren.
    „Feuerauge liegt oft bei ihnen“, erklärte sie Kar.
    „Diese Frauen ... sie haben dich und Feuerauge vorhin beobachtet. - Leikika, ich sage dir, sie würden dich töten, wenn sie könnten!“
    „Feuerauge und die Knochenfrau werden es nicht zulassen!“
    „Sie beschützen uns. Aber wie lange noch? Die Knochenfrau ist alt. Und dieses Spitzgesicht, Schwarzlocke, wie du ihn nennst ... er mißt sich mit Feuerauge. Vielleicht kommt es bald zum Kampf! Schwarzlocke ist jung und stark. Und er hat Männer an seiner Seite!“
    „Ebenso wie Feuerauge! Ich habe viel gesehen, seit wir im Lager der Spitzgesichter sind. Und ich sage dir: Feuerauge genießt großes Ansehen. Ich glaube, er ist ein Sohn der Knochenfrau.“
    Kar runzelte die Stirn und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Sie schob ihren Kopf nach vorne, um ihren folgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen.
    „Hast du bemerkt? Die Spitzgesichter reden viel untereinander – heimlich! Irgend etwas wird geschehen!“
    „Feuerauge weiß es“, bestätigte Maramir. „Er redet viel mit der Knochenfrau ... und er sieht besorgt aus.“
    -
     
    Der Morgen begann mit großem Tumult. Kaum war der Tag angebrochen, gaben einige Männer und Frauen ihre Lager auf und bepackten Lastenschlitten für einen bevorstehenden Marsch. Maramir wußte, schon bald würde der Schnee schmelzen und das Eis auf den Gewässern dünn und brüchig werden; die Flußtäler des Hügellandes wandelten sich dann in ein tückisches Gebiet todbringenden Untergrundes. Die Notwendigkeit, dieses Gebiet zu verlassen, konnte sie verstehen, doch ohne Zweifel war das nicht der eigentliche Grund für diesen plötzlichen Aufbruch. Die Spitzgesichter stritten wild durcheinander und immer wieder wurden hitzige Stimmen laut. Manche gebärdeten sich drohend, und wahrscheinlich war es nur den Alten zu verdanken, daß es nicht zu einem Kampf kam. Sie verhielten sich besonnener und beruhigten die aufgebrachten Gemüter, aber auch zwischen ihnen bestand Uneinigkeit. Der Stamm hatte sich in zwei Gruppen gespalten. - Nachdem Besitztümer reisefertig verstaut waren, verließ mehr als die Hälfte der Stammesmitglieder das Lager. Zurück blieben Lächelndes Spitzgesicht und vier weitere junge Männer, Feuerauge und zwei Männer seines Alters. Die Gemeinschaft der Frauen bestand aus der Knochenfrau, zwei anderen Alten und zum größten Anteil aus Müttern mit ihren Kindern.
    Man sah den Davonziehenden nach, und als die ersten hinter einer Hügelkuppe verschwanden, verspürte Maramir großes Unbehagen. Sie war eine Fremde, nicht erwünscht. Die Blicke der Spitzgesichter waren unmißverständlich. Sogar Lächelndes Spitzgesicht zeigte ihr mit einem Blick seine Verachtung. Sie fragte sich, ob es besser wäre diesen Stamm zu verlassen, obwohl das wahrscheinlich ihren Tod bedeutete. Aber hier unter diesen Menschen schien es ihr plötzlich ebenso gefährlich zu sein. - Maramir wandte sich ab und ging zurück ins Lager. Kar und Leinocka saßen an einer verlassenen Feuerstelle unter dem Felsdach, wo Kar in der Glut stocherte, um ein Feuer zu entzünden. Maramir setzte sich zu ihnen.
    „Ein guter Platz!“, sprach Kar zufrieden. „Der Fels schützt unser Feuer.“
    „Ein guter Platz“, bestätigte Maramir, „aber ein anderer wird ihn haben wollen! Wir sind Fremde. Die Spitzgesichter wollen uns hier nicht!“
    „Leikika, wir haben hier Feinde. Aber die Knochenfrau und Feuerauge werden uns helfen!“
    Maramir hörte Schritte und sah sich um. Einige kamen zurück, Feuerauge und die Knochenfrau waren nicht dabei. Lächelndes Spitzgesicht ging an ihnen vorbei und strafte sie mit abfälligem Blick. Die beiden Frauen, zu denen sich Feuerauge hin und wieder legte, stapften auf Maramir zu. Die mit dem Wangenfleck hielt einen Stock in ihren Händen. Maramir blieb wie erstarrt sitzen. Aufgebracht stieß ihr das Spitzgesicht mit dem Stock gegen die Brust und schrie sie an. Sie schien ihnen klar machen zu wollen, daß ihnen dieser Platz nicht zustand. Wieder und wieder stieß sie zu. Wütend schlug Maramir jetzt nach dem Stock, woraufhin die Frau ihr damit einen schmerzhaften Hieb auf den Kopf versetzte. Schützend warf Maramir ihre Arme hoch, um weitere Schläge abzuwehren, aber das Spitzgesicht ließ von ihr

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