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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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... Fackeln! Sie suchen uns!“
    „So schnell können sie nicht hier sein.“
    „Vielleicht haben sie längst bemerkt, daß wir weg sind.“
    „Feuerhaar und Roter Wolf! - Hier sind sie!“ Schneller Läufers Stimme traf sie wie ein Hieb ins Genick. - Umrisse von Männern mit Fackeln näherten sich. Andere tauchten als Schatten im zwielichtigen Dunkel der Bäume am Flußufer auf. Unter ihnen war auch Bärenpranke. Wortlos, mit dem Mondlicht im Rücken, so daß sein Gesicht im Dunkel verborgen blieb, kam er als einziger direkt auf sie zu. Schließlich stand er über ihnen und der Umriß seines Körpers verdeckte riesenhaft und bedrohlich den mondbeschienenen Himmel. Langsam beugte er sich zu den Beiden hinunter und betrachtete den jungen Hirsch, der sich mittlerweile seinem Schicksal ergeben hatte. Im nächsten Augenblick zog Bärenpranke das Messer aus seinem Hüftriemen: Rasch machte er dem jungen Hirsch den Garaus -. Anschließend löste er den Lederriemen der Schleuderwaffe von den Vorderläufen des erlegten Tieres, nickte den Zwillingen zu, stand auf und sagte so laut, daß alle es gut hören konnten: „Meine Söhne, eine Hand und drei Finger viele Warmzeiten alt, haben ihre erste Beute erlegt!“ Er streckte den blutigen Dolch dem Mond entgegen.
    „Sieh her, Mächtiger Bär!“ rief er dem Gestirn zu. Daraufhin streifte er das am Dolch haftende Blut an den Wangen der Jungen ab.
    „Werden Feuerhaar und Roter Wolf bald große Jäger sein? - Ihr Geschick haben sie bewiesen! Lehre sie im Kampf zu töten, mit dem Mut und der Stärke des Bären!“
    Jetzt sah Bärenpranke die Jungen an und sagte: „Alle werden über euch sprechen und eure Tat bewundern!“
    Stolz schulterte er den erlegten Junghirsch. - Und auf ein Zeichen von ihm traten sie gemeinsam den Rückweg an ...
    Maramirs Schimpfen fiel glimpflich aus, sie konnte den Stolz auf ihre Söhne nicht verbergen. Ständig faßte den Beiden jemand lobend an die Schultern und die Erwachsenen zerzausten ihnen das lange, rote Haar, wenn sie den Zwillingen anerkennend mit den Händen über den Kopf rieben. Nicht ohne Bewunderung sprach man von der „Waffe der Kinder“, die Schneller Läufer im Land der Winterlager gefunden und schließlich den Zwillingen geschenkt hatte. Niemand hatte so recht gewußt, was man damit anfangen sollte. Feuerhaar und Roter Wolf aber hatten ihnen eine Lehre erteilt, und man debattierte über jene neuartige Methode der Jagd. Die erfahrenen Jäger lehnten von vornherein ab. Die Vorstellung, Schleudersteine gegen das gefährliche Großwild einzusetzen, endete in spöttischem Gelächter. Die bewährten Methoden der Jagd waren das Fallenstellen oder die Treibjagd in unwegsames Gelände, durch eine enge Schlucht oder über einen Abgrund. Die Stoßlanze war die Jagdwaffe des geschickten und mutigen Jägers.
    Roter Wolf und Feuerhaar liefen dennoch mit geschwellter Brust durch das Lager und wurden, beflügelt von Lob und Ruhm, Gleichaltrigen gegenüber übermütig und respektlos. Ausgerechnet von ihrer älteren Schwester Werferin bekamen sie deswegen Schläge; was keine Schande war, denn sie war eine Anführerin, stärker, geschickter und mutiger als die meisten älteren Jungen. Roter Wolf und Feuerhaar bewunderten sie. Gerade sie mischte sich in einen Streit ein, den sie mit Weint Wenig angefangen hatten, einem Jungen der immerhin eine Warmzeit älter war als die Zwillinge. Die Beiden fanden, daß er eine echte Herausforderung darstellte ... Am Ende liefen die Beiden heulend zu Leinocka, weil sie auf den Zuspruch ihrer Mutter nicht hoffen konnten.
    Leinockas eigener Sohn hatte die erste Kaltzeit nicht überlebt, und keines der Lebensfeuer, die vom Reich der mächtigen Himmelswesen herabfielen, traf sie erneut. Nur den Zwillingen hatte sie Kraft und Leben schenken können; damals, mit der Milch einer Mutter. In ihrer stillen Art war sie mitfühlend und zärtlich; niemals schimpfte sie. Leinocka spendete ihnen immer Trost, egal was sie gerade angestellt hatten.
    Zur selben Zeit, als die Zwillinge sich bei Leinocka Trost holten, befand sich Kar in dem kleinen Zelt von Tochter des Bären. Trotz des milden, sonnigen Herbsttages blieb ihr Zelt verschlossen. -
    „Schwarzhaar“, Tochter des Bären sprach langsam und deutlich, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, „der Mächtige Bär hat dich zu uns geführt, damit du meinen Platz einnehmen kannst, wenn die Zeit dafür gekommen ist. - Die Große Mutter hat dir keine Kinder geschenkt ... aber

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