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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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Frauen, das Lausen seines Bartes, als das Fell, das den Eingang seiner Hütte verdeckte, forsch beiseite gerissen wurde. Schwarzlocke kam herein und setzte sich in die Nähe seines Vaters. Mit einer deutlichen Geste und ein paar knappen Worten schickte Scharfe Zunge seine Frau hinaus. Prüfend sah er Schwarzlocke an und wartete ...
    „Schwarzhaar ...“, sagte Schwarzlocke.
    Scharfe Zunges Blick verdunkelte sich, und es kostete ihn Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken, als er seinem Sohn entgegnete: „Mit ihren Lügen mag sie Tochter des Bären und deren Sippe täuschen. Ich sage: Sie muß sterben! Ein böser Geist wohnt in ihr!“
    „Aber ihre Medizin ist stark! Wenn Schwarzhaar mir gehört, wird sie tun, was ich sage. Und ich werde Schwarzhaar dazu zwingen, dir zu gehorchen.“
    „Es ist besser, das Plattgesicht zu töten“
    „Nicht Schwarzhaar, sondern Bärenpranke muß sterben! - Danach töte ich Schneller Läufer! Dann wird Schwarzhaar mir gehören. Du sollst ihre Schwester haben. Töte ihre Söhne, und mit der Anderen ... mach, was du willst!“
    Scharfe Zunge dehnte seinen Oberkörper und legte nachdenklich seinen Kopf in den Nacken. Aus dem Augenwinkel sah er dabei seinen Sohn an. Schwarzlockes Ausdruck von Entschlossenheit war unübersehbar.
    „Du bist ein großer Jäger, mutig und stark. Aber solange Bärenpranke das Auge des Mächtigen Bären trägt, kannst du ihn nicht besiegen!“
    „Bärenpranke wird alt. Seine Kraft läßt nach. Ich bin jung, stark und schnell.“
    In einer schnellen Bewegung ahmte er einen Lanzenstoß nach. „Er soll meine Lanze in seinem Fleisch spüren und mich ansehen, wenn er stirbt!“ zischte er mit wutverzerrtem Gesicht. „Ich werde das Auge des Mächtigen Bären tragen, und du wirst den Stamm führen!“
    Als Schwarzlocke wahrnahm, daß sich der Blick seines Vaters verdüsterte und er ihm sein Mißfallen ansah, fügte er hinzu: „Du bist weise und klug. Ich brauche deinen Rat!“
    Scharfe Zunge holte daraufhin tief Luft. Seine gespannte Haltung ließ nach. Dann nickte er bedächtig und legte ein Bündel frischer Kräuter in die Glut vor seinen Füßen.
    „Bärenprankes Söhne sind Plattgesichter, und er überhört die Stimmen der Alten. - Tochter des Bären ist alt. Bald wird sie sterben! - Nach ihrem Tod werde ich das Oberhaupt des Stammes sein. Dann wird Bärenpranke meine Stimme hören müssen ... Du wirst deine Gelegenheit bekommen! Schon bald ...“
     
    Kar schlug die Augen auf. Schlaftrunken bemerkte sie, noch immer umgeben vom Nebel ihrer Träume, daß jemand neben ihr lag. Wie lange sie geschlafen hatte, konnte sie nur erahnen. Vögel zwitscherten, schwaches Licht drang durch die Ritzen der Zeltwand. Dämmerte etwa ein neuer Morgen? - Ein grauenhafter Schrecken fuhr ihr durch die Glieder. Neben ihr lag der Leichnam von Tochter des Bären; der Körper war noch warm ...
     
    Maramir schob das Fell, das den Eingang zu Schneller Läufers Hütte verhüllte, zur Seite und trat ein, als ihr ein beißender Geruch fast den Atem nahm. Sie mußte husten. Der Rauch brannte in ihren Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich daran gewöhnt hatte und wieder klar sehen konnte. - Kar lag kauernd und nackt in einer Ecke des Raumes. Geistesabwesend starrte sie in die Glut, die jene aufgelegten Kräuter verzehrte, deren Rauch die Luft längst gesättigt hatte. Maramir näherte sich langsam und kniete sich neben sie. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Kars Hüfte.
    „Tochter des Bären ist sehr alt geworden. Die Große Mutter hat sie zu sich geholt.“ Maramir suchte den Blickkontakt zu ihrer Schwester.
    „Ist es wahr, daß der Mächtige Bär dich in deinen Träumen besucht hat?“
    Kar sah sie immer noch nicht an.
    „Während du geschlafen hast, rief Tochter des Bären Scharfe Schneide und Bärenpranke zu sich. - Ich konnte einiges hören: Der Mächtige Bär hat dich gewählt! Du sollst von nun an den Stamm führen!“
    Maramir legte eine Pause ein, um tief Luft zu holen.
    „Sie sagen, du wirst die Stimme des Mächtigen Bären hören! Er wird zu dir sprechen, wenn du den Geist von Tochter des Bären in dir aufgenommen hast.“
    Jetzt sah Kar sie zum ersten Mal an.
    „Niemand hat es gewagt, dich zu wecken. Ein Krah saß auf dem Zelt von Tochter des Bären! - Ein Krah! In der Gestalt des schwarzen Vogels flog dein Geist davon und besuchte die Anderswelten ...“
    Maramir legte erneut eine Pause ein. - Kar starrte sie nur ungläubig an.
    „Wir werden die große

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