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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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ihre stumme Schwester versuchte, sich von ihrem Leiden zu befreien. Endlich wagte es Leinocka, den Schatten zu verlassen, in den sie sich geflüchtet hatte. - Auch Kar, die mittlerweile von Lust und Ekstase beseelt war, hatte den Schatten verlassen, der ihr wahres Ich verbarg. Sie schien alles um sich herum zu vergessen. Die ungestüme Kraft des Feuers loderte in ihr.
    Voller Begierde beobachtete Schneller Läufer, wie Kar sich im Tanz räkelte. Mit jeder Bewegung signalisierte sie deutlicher, wie sehr ihr Fleisch nunmehr bereit war. Tanzend begann er seinen Unterleib an ihr zu reiben, und als er sah und spürte, daß sie sich im Rausch öffnete, presste er ihren Körper an sich und fuhr ihr ungestüm mit der Hand zwischen die Schenkel. Maßlose Gier beherrschte ihn plötzlich. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Wahnsinn. Da ließ sich Kar zu Boden fallen, drehte sich auf den Rücken, warf ihren Kopf in den Nacken und spreizte unter kreisenden Bewegungen ihrer Hüfte weit die Beine. Wie eine ausgehungerte Mähnenkatze warf sich Schneller Läufer auf sie und machte sich über sie her.
    Vor aller Augen gab sich Kar ihm hin. Jeder konnte sehen, wie sie den Tanz zum Höhepunkt trieb und dabei die Vereinigung aller Wesen verkörperte. - Und während alle glauben mußten, Kar handle besessen von heiliger Trance, begegneten sich die Blicke der Schwestern, nur für einen Wimpernschlag lang, auf eine sonderbar befremdliche Weise. Danach zweifelte Maramir nicht mehr im Geringsten daran, daß Kars Gedanken in jenem Moment so klar waren wie eiskaltes Wasser, das einem Felsen entsprang.
    Bärenpranke jedenfalls verkündete stolz, daß von dieser Nacht noch die Kinder seiner Kinder erzählen würden und daß sein Sohn nun eine Frau hatte, - eine Frau, in der bereits die Stimme des Bären schlummerte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Buch
     
    „Kar“
     
     
     
     
     
     
     

 
    5. Kapitel
     
    „Ich friere. Gehen wir zurück!“
    „Warte noch!“
    „Es wird bald hell!“
    „Ruhig!“
    „Es wird Ärger geben, wenn sie bemerken, daß wir uns davongeschlichen haben.“
    „Halte still!“
    „Ich kann überhaupt nichts sehen ... Das nächste Mal wirst du unsere Tarnung halten! - Und ich werfe!“
    „Still! Da sind sie ...“
    Scheu trat ein Rudel Hirschkühe mit ihren Jungen aus dem nächtlichen Schatten der Bäume hervor und näherte sich dem mondbeschienenen Ufer des Flußes. Witternd blieben sie stehen, stellten und drehten lauschend ihre Ohren. - Endlich traten einige Tiere aus dem Rudel ans Ufer, so daß sie schließlich mit den Vorderbeinen im Wasser standen. Nur ein stetiges Plätschern am steinigen Uferrand und das leise Rauschen des flachen, fließenden Gewässers waren zu hören. Dann brach die Wasseroberfläche auf, Steinkugeln kreisten durch die Luft. Schlagartig setzte die Flucht des Rudels ein; die Hinterläufe einiger im Tumult abgedrängter Tiere schlugen ins Wasser, während sie zwischen den Steinen am Ufer umhersprangen und durch den angrenzenden Schlick rutschten, bevor ihnen die Flucht gelang.
    „Ich habe eins ... Schnell! Bevor es entkommen kann!“
    Mit rudernden Armen kämpften sich die Jungen ans Ufer, während ihre mühevoll angefertigte Tarnung aus Ästen und Zweigen stromabwärts zog.
    Forsch warf sich der Schnellere von den beiden auf den jungen Hirsch und drückte ihn zu Boden. Der Andere zog den Lederriemen, mit dem die beiden Steinkugeln verbunden waren, fester um die Vorderbeine des Tieres. Die angsterfüllten Schreie des Opfers drohten sie zu verraten. Die Jungen sahen einander ratlos an – mit demselben Ausdruck auf ihren, sich beinahe gleichenden Gesichtern, die unverkennbar Maramir ähnelten und nichts von einem Spitzgesicht hatten. Die Zwillinge wußten, was zu tun war, aber keiner von ihnen war dazu imstande, die Messer, die in ihren Hüftriemen steckten, zu benutzen. Unschlüssig knieten sie über ihrer Beute, hielten den zuckenden Körper am Boden und umschlossen mit festem Griff das Maul des Tieres.
    „Sie haben es gehört! Man wird uns suchen!“
    „Schnell zurück ins Lager!“
    „Und wenn sie uns erwischen ... kommen wir mit leeren Händen zurück. Das gibt großen Ärger!“
    „Wir müssen das junge Vielhorn töten! Dann bringen wir Fleisch. - Töte du es!“
    „Ich habe es gefangen und darum ...“
    „Ich wollte zurückgehen. Du wolltest bleiben!“
    „Du traust dich nicht!“
    „Und du ...“
    „Still! Ich habe etwas gehört!“
    „Da ist jemand

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