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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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Art Netz schmückte, das ihrem Abbild Sanftheit verlieh. Die Schönheit ihres Gesichtes war einzigartig ... Plötzlich spürte er eine Berührung auf der Schulter. Sofort verbarg er die Figur in seiner Faust und warf den Kopf herum. Hinter ihm kniete Kar. Flüchtig sah sie in Richtung seiner Hände und musterte ihn argwöhnisch. Er glaubte zu erkennen, daß sie Verdacht geschöpft hatte. Gleich darauf kam Werferin hinzu und sah ihn ebenfalls einen Augenblick lang fragend an. Wütend darüber hielt er seine Hand fest geschlossen. Er erwartete lästige Fragen; daß beide ihn schließlich bedrängen würden preis zu geben, was er in seiner Hand vor ihnen versteckt hielt. Aber stattdessen setzte sich Kar, etwas schwerfällig mit ihrem ausladenden Bauch, zu ihm.
    „Du hast heute mutig gekämpft“, sagte sie, „dennoch sehe ich Braunhaut ... und Singender Vogel!“
    Er blickte hinüber zu den beiden, sah daß Braunhaut ihre Arme zu Boden preßte und sein Glied hart in Singender Vogels Becken stieß. Feuerhaar versuchte gar nicht erst zu verstehen, warum ihn dieser Anblick nicht wütend machte; er war mit seinen Gedanken ganz woanders.
    „Braunhaut ist stark“, fuhr Kar fort, „bald wird er die Jäger des Stammes anführen!“
    Jetzt wandte sich Feuerhaar ihr neugierig zu. Kars Zunge war scharf wie eine Klinge; - welcher Sinn verbarg sich hinter ihren Worten? Was würde sie versuchen zu erreichen?
    „Bärenpranke hat sich verändert. Sein Geist wird müde. Es ist das Alter; es macht ihn nachdenklich, krank und schwach. Warum sonst kann es mir nicht gelingen, den bösen Geist zu vertreiben, der ihn heimsucht!“
    Für einen Augenblick glaubte Feuerhaar widersprechen zu müssen, doch dann fiel ihm ein, daß sich Bärenpranke immer häufiger wegen Schmerzen, die in seinem Rücken wohnten, krümmte; daß er langsam aß, weil ihm das Kauen weh tat; und daß er sich nur noch selten den jungen Frauen zuwandte.
    „Wenn sich morgen die Lebensfeuer zum Großen Himmelsfeuer vereinigen“, sagte Kar, „brechen wir auf, um auf große Jagd zu gehen. - Der Mächtige Bär wird in den Gedanken der Spitzgesichter sein und ihre Taten lenken. Die Spitzgesichter fürchten seinen Zorn und beten um seine Gunst. Doch du mußt den Mächtigen Bären nicht fürchten! - Niemals!“
    Kars letzte Worte klangen streng, so, als läge ein tieferer Sinn darin. Ebenso eigenartig waren die stechenden Blicke, die Kar und Werferin nun untereinander austauschten. Unbewußt sah sich Feuerhaar nach seinem Bruder um, während sich Werferin neben ihm niederließ.
    „Nicht alle werden mit auf die Jagd gehen“, erklärte Kar. „Maramir und Leinocka werden mit den kleinen Kindern hierbleiben; ebenso Scharfe Schneide, er ist der Älteste und der Weg durch den tiefen Schnee ist zu anstrengend für ihn geworden.“
    Jetzt richtete sie ihren Blick auf Werferin.
    „Du mußt bei Schneller Läufer und Roter Wolf bleiben, um ihre Wunden zu pflegen.“
    Feuerhaar sah deutlich den Widerwillen in Werferins Gesicht.
    „Das Kind in deinem Bauch ist gewachsen, der Weg wird zu schwer für dich sein, so wie für Leinocka“, entgegnete sie. „Es wird besser sein, wenn ich an deiner Stelle gehe. Ich bin eine Jägerin, jung und stark ...“
    Kar schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: „Der Mächtige Bär hat das erste Mal durch dich gesprochen. Deine Zeit ist gekommen! Du bist jetzt die heilige Frau deines Volkes ... Fordere die Mächte nicht heraus! - Die Kinder des Mächtigen Bären werden dir folgen, weil er durch dich zu ihnen spricht ...“
    Werferin erwiderte nichts darauf. Stattdessen sank ihr Blick zu Boden.
    „Durch dich werden die Seelen der Toten wieder auf die Suche nach ihren Ahnen gehen – und irgendwann werden die großen Bären wieder so zahlreich sein, wie es die Wölfe sind,“ fuhr Kar fort, zog den Hakenstock der fremden Riesen aus ihrem Hüftriemen und betrachtete ihn eindringlich. - „Die großen Fremden könnten Dinge wissen ... Wenn wir ihnen morgen begegnen ...,“ Kar betrachtete den seltsamen Hakenstock, „ ... will ich versuchen, einen Kampf zu vermeiden. Die Jäger unseres Stammes sind ihnen im Kampf überlegen. Wir müssen die Fremden nicht fürchten!“ Ihr Blick und ihre Finger glitten über die glatte Oberfläche des Schnitzwerks. „Vielleicht sind sie bereit zu tauschhandeln.“
    Als würde Feuerhaar einem stummen Befehl folgen, öffnete er seine Faust und gestattete ihnen seine wertvolle Habe anzusehen und zu berühren; wobei er

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