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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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sie jedoch nicht aus der Hand gab. Kar und Werferin konnten die elfenbeinerne Büste einen Moment lang bestaunen ... bevor das Antlitz jener Frau, das ständig durch seine Gedanken geisterte, wieder in dem ledernen Beutel verschwand, den er um seinen Hals trug.
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    In der Morgendämmerung rüstete sich die Jagdgemeinschaft. Mit der aufsteigenden Sonne begann der Marsch durch den tiefen, frischen Schnee zu dem Ort, wo sie am Tag zuvor die Lockenstirnzweihorn gesichtet hatten. Außer seinem eigenen Speer trug Feuerhaar den seines Bruders und die drei Speere der fremden Riesen mit sich, die sie am gestrigen Tag erbeutet hatten.
    Trotz Wolkenschwaden am Himmel war der kalte Tag klar und die Sicht weit. Bärenpranke führte den Stamm, und Feuerhaar ging an seiner Seite. Wie am Tag zuvor gingen sie den Weg über die Hügel. Und als sie die Mulde am Fuß des in den Schnee getrampelten Pfades erreichten, winkte Bärenpranke Braunhaut und Scharfes Auge zu sich, damit sie sich ihnen anschlossen. Gemeinsam bildeten sie die Vorhut, während der übrige Jagdtrupp, gedeckt von schneebehangenen Bäumen, unterhalb der Hügelkuppe zurückblieb. Die Lockenstirnzweihorn hatten den Platz am Waldrand oben auf dem Hügel nicht verlassen; sie drängten sich lediglich dichter an den Baumbestand des steilen Hanges. Der warme Hauch ihres Atems schwebte über ihnen. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft und versprach Fleisch; dunkles, wohlschmeckendes Lockenstirnzweihornfleisch.
    Immer stärker roch die kalte Luft nach den warmen Fellen der massigen Körper, nach Kot und Urin der Lockenstirnzweihorn.
    „Wir treiben sie in den Wald“, schlug Scharfes Auge vor, „dort ist der Schnee tief.“
    „Dann werden die Stärksten von ihnen angreifen. Oben ...“ Bärenpranke zeigte den Hügel hinauf in Richtung Herde „ ...ist der Schnee nicht so tief“, widersprach er.
    „Tief genug! Wir werden den Kampf gewinnen!“ warf Braunhaut ein.
    Bärenpranke musterte ihn nachdenklich, schwieg dann eine Weile, sah sich dabei um und überlegte. Feuerhaar erspähte unterdessen einige ausgewachsene Bullen, und es fiel ihm nicht schwer, sich die ungestüme Kraft und Kampfeswut dieser Tiere vorzustellen. Um ihre Jungen zu beschützen, waren auch die Mütter dazu bereit, ohne Furcht um ihr eigenes Leben, den Kampf zu suchen anstatt zu fliehen. - Bärenpranke hatte recht, es wäre nicht klug sie herauszufordern, indem man sie in die Enge trieb, wie ein verwundetes Tier. Klug wäre es ihnen die Flucht zu ermöglichen, denn darin lag ihre Schwäche; die Flucht würde sie blind machen.
    „Den Hügel hinab!“ schlug Feuerhaar vor. „Der Schnee ist flach, dort, wo die Lockenstirnzweihorn einen Pfad hineingetrampelt haben. Dahin müssen wir sie treiben! Wir können unsere Lanzen wie Speere benutzen.“
    Das erste Mal in seinem Leben wagte er es, so unter den Jägern zu sprechen, und er spürte, daß seine Worte respektiert wurden.
    „Sie werden entkommen“, widersprach Braunhaut, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte.
    Bärenpranke hob schließlich eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Er sah Braunhaut an und sagte: „Du sollst deinen Kampf bekommen!“
    Dann drehte er sich geduckt um und schlich gebückt voraus, zurück zu den anderen. Weise und klug teilte er anschließend die Jäger in verschiedene Gruppen ein und erklärte, worin ihre Aufgaben bestanden ...
    Erneut bot ihnen der breite Pfad, der von den Lockenstirnzweihorn in den Schnee gestampft worden war, Deckung. Wie am gestrigen Tag schlichen sie auf allen Vieren im Schutz der Vertiefung an die Herde heran. Feuerhaar kroch hinter Bärenpranke durch den kalten Schnee und versuchte die bangen Gedanken zu verdrängen, die ihm ständig durch den Kopf jagten. Er würde schnell sein müssen ... Kämpfen ... aber dabei nicht zuviel wagen ... Töten ... um den Hunger zu stillen! Seit Tagen hatte er sich nicht mehr satt gegessen ...
    Über den Graben hinaus gab Bärenpranke ein Zeichen. - Bald darauf vibrierte der Boden vom unruhigen Stapfen der Herde. Die Lockenstirnzweihorn schienen nach ihren Jungen zu rufen; dazwischen, hellere Stimmen von den Kälbern. Feuerhaar riskierte einen Blick. Er sah, wie sich Braunhauts Gruppe vom Wald her mit vorgehaltenen Lanzen offen den Lockenstirnzweihorn näherte. Die Herde wich geschlossen zurück, während die größten Tiere unter ihnen vortraten. Braunhaut und die anderen wagten sich gefährlich nahe heran und reizten die Bullen solange, bis die

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