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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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ausgewachsenen Kolosse angriffen. Braunhaut und die anderen schafften es, sich in den Schutz der Bäume zurückzuziehen, während ein paar Bullen in ihrer Wut immer weiter in den tiefen Schnee vorstießen. Im nächsten Augenblick roch Feuerhaar Rauch, hörte Frauen und Kinder. Mit Fackeln kamen sie den Hügel hinauf, stießen gellende Rufe aus und schlugen Hölzer aneinander, um die Herde an der Flucht über das flache Gelände zu hindern. Die Jäger am Waldrand griffen die mittlerweile im Schnee steckenden Bullen an ... Unter Rufen und Klappern kamen die Frauen und Kinder den Hügel herauf ... Allmählich kam Bewegung in die geschlossene Formation, und die ersten Tiere traten die Flucht an. Wie Bärenpranke es vorausgesagt hatte, folgten die flüchtenden Lockenstirnzweihorn der Schneise des bereits niedergetrampelten Pfades im Schnee. Nervös kratzte Feuerhaar am Schaft eines Speeres. Das Trampeln der vielen Hufe klang wie Donner. - Im letzten Augenblick erst gab er mit den anderen die Deckung auf und sprang hinaus in den hüfthohen, weichen Schnee. Die ersten Lockenstirnzweihorn stürmten an ihnen vorbei. Die Schneise war der Pfad einer ziehenden Herde gewesen, zu schmal, um einer fliehenden Herde genügend Platz zu bieten; und schon bald gerieten einige Tiere über den Rand hinaus in den Tiefschnee. Mit erhobenem Wurfarm suchte Feuerhaar seine Gelegenheit. Schnell entschlossen schleuderte er seinen ersten Speer auf ein Tier in der geschlossenen Meute. Die Waffe pflanzte sich in die Seite eines Lockenstirnzweihorn ... und ... verschwand im Durcheinander der galoppierenden Masse. Gleich darauf warf er erneut einen Speer ... und verlor diesen ebenfalls aus den Augen. Rasch orientierte er sich um und machte ein Kalb aus, das zwar in der Schneise an ihm vorbeigerannt, dann aber in den unberührten Neuschnee geraten war und sich gerade zu befreien versuchte; ein leichtes Ziel. Er warf den letzten Speer der Riesen und traf den Nacken des jungen Lockenstirnzweihorn. Unmittelbar darauf wandte er sich um und sah, daß sich direkt hinter ihm einige Tiere, von Panik erfasst, durch den tiefen Schnee mühten. Sein nächstes Ziel hatte er blitzschnell vor Augen: Ein ausgewachsenes Tier, das so nah an ihm vorbeikam, daß er es gar nicht verfehlen konnte ... Mit aller Wucht schleuderte Feuerhaar ihm seinen Speer in die Flanke. Sofort setzte er auf seine Beute zu und trieb ihr seinen letzten Speer mehrmals in den Hals, bis die Kuh röchelnd zusammenbrach. In dem Moment packte ihn jemand so schroff an der Schulter, daß er stolperte und im tiefen Schnee stürzte. Bärenpranke riß ihn hoch und schleppte ihn weiter, während ein ganzer Flügel der flüchtenden Herde ausbrach, um einigen, an den Rand gedrängten gestürzten Tieren auszuweichen. Innerhalb weniger Augenblicke wäre er mittendrin gestanden, umgerissen und vielleicht zertrampelt worden. Übereilt warf er seinen letzten Speer ... der auf den Schädel eines Wisent traf, abfiel und von der Meute zertrampelt wurde. - Tatenlos mußte er nun zusehen, wie die Herde an ihm vorbeizog. - Zurück blieben die Jäger und einige versprengte einzelne Tiere aus der Herde, die sich, den Hügel hinab, durch den tiefen Schnee zu kämpfen versuchten. Scharfes Auge stellte dem Kalb nach, in dessen Nacken noch immer Feuerhaars Speer steckte. Entkräftet mühte es sich noch immer durch den hohen Schnee, in dem es bis zur Brust versank. Scharfes Auge tötete die Beute mit dem Horndolch. Frauen und Kinder jubelten. In dem Moment erfaßte Feuerhaar eine starke Empfindung; es war ein seltenes Gefühl, das er nie zuvor so durchdringend verspürt hatte ... er war glücklich.
     
    Dieser Tag wurde zu einem der frohen Tage, die der Stamm in Verbundenheit und Freude durchlebte. Es waren Tage wie dieser, die das Ende der Entbehrung und bessere Zeiten versprachen. Vieles von dem, was man sich erhoffte, wofür man gebetet und worauf man geduldig gewartet hatte, ging in Erfüllung. Die Lastenschlitten waren schließlich so bepackt mit Fellen und Fleisch, daß sie allerhand Mühe hatten, diese zu ziehen.
     
    Am Tag darauf kehrten die Jäger zurück, vertrieben Hyänen und Wölfe, packten Schädel und den Rest an verwertbaren Knochen auf ihre Schlitten und brachten alles ins Lager. Unterdessen hatte Feuerhaar die ganze Zeit über Ausschau gehalten; Dickicht, Bäume, Sträucher und andere Stellen, von wo aus sie jemand versteckt hätte beobachten können, aufmerksam im Auge behalten. Aber von den fremden

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