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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sänfte spähen sah und erkannte, daß sie von seinem Stolz und seinem Ehrgeiz keine Gnade zu erwarten hatte. Er focht mit ihr den verzweifelten Kampf aus, als sie, für einen Augenblick von den Fesseln befreit, davongerannt War wie ein gehörntes Chervine, nur um Wieder eingefangen, verschnürt und in die Sänfte geworfen zu werden. (Inmitten des Entsetzens war ein Augenblick der Befriedigung, als ihre Nägel Pauls Wange blutig kratzten . ) Die Demütigung, Stunde auf Stunde gefesselt und geknebelt in der Sänfte eingesperrt zu sein, die Scham darüber, in ihrem vom eigenen Urin durchweichten Kleid zu liegen. Die Erkenntnis, als sie in ihre eigenen Räume gebracht wurde, daß sie geschlagen war, daß es kein Entrinnen mehr gab. Sie hörte sich -zu erschöpft, um weiter Widerstand zu leisten ihr Ehrenwort geben, nur damit die ihr ins Fleisch einschneidenden Fesseln gelöst wurden, damit sie Essen und Pflege und ein Bad und saubere Kleider bekam. Jetzt werde ich mich nie mehr für tapfer halten können … Als Bard zu ihr kam, war sie bereits zur Hälfte geschlagen. Bard sprach mit ihr in abgerissenen Sätzen das Gebet: Mutter Avarra, hilf mir jetzt, rette mich, schütze mich, die ich mich Dir angelobt habe, laß dies nicht geschehen… Warum, warum muß dies geschehen, warum verläßt Du mich, ich habe alles gehalten, was ich geschworen hatte, ich habe Dir treu als Deine Priesterin gedient… Und das grauenhafte Gefühl, im Stich gelassen zu sein, als ihr klar wurde, daß die Göttin ihr nicht helfen würde, daß niemand ihr helfen würde, daß sie mit Bard allein und er stärker als sie war …
Todesangst und schreckliche Demütigung, als ihr die Kleider abgerissen wurden. ein Schmerz, der sie durchbohrte und zerriß. Aber schlimmer als der Schmerz war das Wissen, daß sie für ihn nichts als ein Gegenstand war, den er benutzte. Das Stoßen seines Körpers in ihren tiefsten und geheimsten Teilen, das Gefühl der Wertlosigkeit, die Selbstverachtung, daß sie es zuließ, so benutzt zu werden, Selbsthaß und Grauen, daß sie ihn nicht gezwungen hatte, sie vorher zu töten, daß sie nicht bis zum Tod gekämpft hatte. Bestimmt konnte nichts, gar nichts, was er ihr hätte antun können, schlimmer sein als dies … Und als sein Samen sich in sie ergoß, die Angst und das Wissen um ihre eigene Verwundbarkeit, daß sie nichts anderes sein würde als ein Gehäuse für sein Kind, sein … ein Parasit, der in ihr wachsen und ihren reinen Körper übernehmen konnte … Aber sie hatte es zugelassen, sie hätte sich heftiger wehren können, sie verdiente nichts anderes …
Bard wußte nicht, daß er sich auf dem Fußboden krümmte, daß er unter dieser Gewalttat schrie, wie Carlina nicht geschrien hatte, die Zähne in die Lippen schlug, ein geschlagenes, gedemütigtes, um den Verstand gebrachtes Ding. Die Welt bestand aus Dunkelheit und seinem eigenen Schluchzen, als er mit Carlina das Entsetzen durchlebte, noch einmal genommen, noch einmal benutzt zu werden. Und er hatte an diesem Grauen Vergnügen gefunden … Befriedigung und das verächtliche Gefühl, daß sie nichts anderes verdiente … Aber das war noch nicht alles. Sein Laran war erweckt worden, und andere Erinnerungen, andere Wahrnehmungen fluteten über ihn hin. Er sah sich selbst mit Lisardas Augen, nackt, monströs, grauenerregend, wie er Gewalt und Schmerz austeilte … sah sich mit Melisandras Augen, hassenswerter Zwang und eine Lust, die Selbstverachtung erzeugte, das Entsetzen darüber, daß sie gedemütigt und für das Gesicht verdorben war, die Angst vor Strafe und den verächtlichen Redensarten Lady Jeranas und, noch schlimmer, vor Meloras Mitleid …
Wieder stand er am Ufer des Sees des Schweigens, und eine Priesterin in einer dunklen Robe verfluchte ihn. Und dann trieben die Gesichter all jener auf ihn zu, die er getötet und geschändet hatte, und fraßen an seiner Seele. Er wand sich und heulte im Griff einer Selbsterkenntnis, die so tief war, daß nichts übrigblieb. Er sah sich als ein kleines, krankes, schändliches Ding … der elende Schurke, der du in Wirklichkeit bist … und er wußte, das war die Wahrheit. Er hatte tief in seine eigene Seele geblickt und sie schlecht gefunden, und von ganzem Herzen sehnte er den Tod herbei, als es weiterging … und weiterging … und weiterging …
Dann war es vorbei, und er lag zusammengekrümmt und völlig erschöpft auf dem Fußboden. Irgendwo, eine Million Meilen entfernt, weiter fort als die Monde, nahm die

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