Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
unvernünftig?«
Sie blickte hoch, und ein seltsames kleines Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Sie sagte: »Du rufst die Gnade Avarras an? Ein Tag wird kommen, Bard, an dem du jenen Eid nicht mehr so leichtnehmen wirst. Du hast das Recht auf ihre Gnade verwirkt, meine ich, als du mich von der Insel entführen ließest, und dann heute nacht noch einmal.«
»Heute nacht … « Bard zuckte die Schultern. »Avarra ist die Herrin der Geburt und des Todes - und des Herdfeuers. Sie kann doch nicht zornig über einen Mann sein, der seine Frau nimmt, die sich ihm angelobt hatte, lange bevor sie der Göttin ihren verräterischen Eid schwur. Und wenn sie eine Göttin ist, die sich zwischen. Mann und Frau stellt, dann will ich schwören, daß ich ihrer Verehrung überall im Königreich ein Ende bereiten werde.«
»Die Göttin ist die Beschützerin aller Frauen, Bard, und sie bestraft eine Vergewaltigung.«
»Behauptest du immer noch, du seist vergewaltigt worden?« »Ja«, erklärte sie unnachgiebig.
»Ich glaube nicht, daß du viel dagegen hattest. Deine Göttin weiß es, du hast nicht versucht, mich abzuwehren …«
»Nein«, antwortete sie mit leiser Stimme, aber er hörte den unausgesprochenen Zusatz: Ich hatte Angst … Er hatte sie ein zweites Mal genommen, und sie hatte nicht um sich geschlagen und nicht versucht, ihn abzuwehren, sondern hatte still und passiv dagelegen und ihn tun lassen, was er wollte, als sei sie eine Stoffpuppe. Er sah sie mit Verachtung an. »Keine Frau hat sich je über mich beklagt - hinterher. Mit der Zeit wirst auch du dahin kommen, Carlina. Warum kannst du nicht ehrlich über deine Gefühle sein? Alle Frauen sind gleich: Im Herzen begehren sie einen Mann, der sie nimmt und beherrscht, und auch du wirst eines Tages aufhören, dich zu wehren, und zugeben, daß du mich ebenso begehrtest wie ich dich. Aber ich mußte dich zwingen, daß du es dir selbst eingestandest. Du warst zu stolz, Carlie. Ich mußte deinen Stolz brechen, bevor du zugeben konntest, daß du mich wolltest.«
Sie setzte sich im Bett hoch und griff nach dem schwarzen Mantel Avarras.
Er riß ihn ihr weg und schleuderte ihn wütend in eine Ecke. »Laß mich nicht noch einmal sehen, daß du das verdammte Ding trägst!« Carlina zuckte die Schultern. In ihrem zerrissenen Hemd stand sie so stolz und gerade da, als habe sie ein Staatsgewand an. Die Tränen strömten immer noch mit ihrem eigenen Leben dahin, aber sie wischte sie ungeduldig weg. Ihre Stimme war ruhig und kalt, wenn auch heiser vom vielen Weinen. »Glaubst du das wirklich, Bard? Oder ist das deine Methode, dich vor der Erkenntnis zu bewahren, welche Grausamkeit du begangen hast, welch ein elender Schurke du in Wirklichkeit bist?«
»Ich bin nicht anders als andere Männer«, verteidigte er sich, »und du, meine Lady, bist nicht anders als andere Frauen, abgesehen von deinem Stolz. Ich weiß von Frauen, die sich sogar lieber töten als zugeben, daß ihre Wünsche sich in nichts von denen der Männer unterscheiden - aber ich dachte, du seist ehrlicher, du könntest dir selbst eingestehen - nun, da ich es unvermeidbar gemacht habe -, daß du mich gewollt hast.«
»Das«, erklärte sie sehr leise, »ist eine Lüge, Bard. Eine Lüge. Und wenn du daran glaubst, dann nur deswegen, weil du nicht zu begreifen wagst, was du getan hast und was du bist.«
Er zuckte die Schultern. »Zumindest kenne ich die Frauen. Seit meinem vierzehnten Jahr habe ich genug gehabt.«
Carlina schüttelte den Kopf.
»Du hast nie eine Frau richtig kennengelernt, Bard. Du weißt von ihnen nur, was du selbst über sie zu glauben wünschst, und das ist sehr weit von der Wahrheit entfernt.«
»Und was ist die Wahrheit?« fragte er mit beißender Verachtung. »Du fragst mich«, sagte sie, »aber du wagst es nicht zu begreifen, nicht wahr? Hast du jemals einen Versuch gemacht, die Wahrheit herauszufinden - die wirkliche Wahrheit, Bard, nicht die beruhigenden Lügen, die die Männer sich einreden, um damit leben zu können, was sie sind und was sie tun?«
»Willst du mir vorschlagen, ich solle eine Frau danach fragen und mir die Lügen anhören, die die Frauen sich einreden? Ich sage dir, sie alle ja, und du auch, Lady - wollen beherrscht werden, wollen, daß ihr Stolz gebrochen wird, damit sie sich zu ihren wirklichen Wünschen bekennen können …<,
Sie lächelte ein kleines bißchen. »Wenn du das glaubst, Bard, dann wirst du sicher nicht zögern, dir die wirkliche Wahrheit von Geist zu Geist übertragen zu

Weitere Kostenlose Bücher