Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gehalten hatten, war Streit ausgebrochen. Jetzt gab es vier kleine Königreiche, und die Wälder waren von vier Brüdern, alle gierig und landhungrig, verheert worden, als sie sich mit Haftfeuer und Zauberei hindurchkämpften. Bard hatte ein Jahr lang bei einem von ihnen in Dienst gestanden und war in Unfrieden geschieden. Dom Anndra von Scathfell hatte ein Mädchen für sich genommen, das Bard hatte haben wollen, ein schmächtiges Ding von vierzehn Jahren mit langem dunklem Haar und Augen, die Bard an Carlina erinnerten. Bard war darauf zu dem Bruder des Mannes gegangen und hatte Dom Lerrys auf einem Geheimweg, den er kennengelernt hatte, geradenwegs in die Festung geführt. Aber dann hatten die beiden Brüder sich wieder vertragen und miteinander verbündet. Sie hatten viele Eide gegen einen dritten Bruder geschworen, und das Mädchen hatte Bard gewarnt, der Vertrag verlange seinen Kopf, denn beide Brüder waren überzeugt, er werde den einen oder den anderen oder alle beide betrügen. So ließ sie ihn zu derselben geheimen Tür hinaus, und er floh nach Scaravel und gelobte sich, niemals mehr an
einem Kampf zwischen Verwandten teilzunehmen.
Und jetzt ritt er heimwärts, um genau das zu tun. Aber wenigstens waren das seine eigenen Verwandten!
Er überquerte den Kadarin, ritt durch die Kilghardberge und entdeckte überall im Land die Narben des Krieges. Als er die Grenze von Asturias erreicht hatte, stellte er fest, daß auch hier gekämpft worden war. Sollte er gleich in aller Eile zur Königsburg reiten?
Aber nein; Geremy erhob Anspruch auf den Thron und saß in König Ardrins Feste, und wenn Dom Rafael bereits mit ihrer Belagerung begonnen hätte, wäre in seinem Brief die Aufforderung enthalten gewesen, Bard solle sich ihm dort anschließen. Deshalb ritt Bard zu seinem Vaterhaus.
Er hatte sich nicht klargemacht, wie sehr sich das Land in sieben Jahren verändern und wie sehr es paradoxerweise das gleiche bleiben würde. Es war im Vorfrühling. In der Nacht war schwerer Schnee gefallen, und die Federschotenbäume hatten ihre Schneeschoten aufgesteckt. Als er und Carlina Kinder waren, hatten sie einmal im Hof unter einem Federschotenbaum gespielt. Bard war bereits über Kinderspiele hinausgewachsen, aber er war auf den Baum geklettert, um Carlina Schoten herunterzuholen, damit sie daraus Betten für ihre Puppen machen konnte. Einmal fanden sie eine wahrhaft riesige Schote, und Carlina hatte ein Kätzchen in ihr flaumiges Inneres gelegt und ihm ein Wiegenlied gesungen. Aber das Kätzchen war des Spiels müde geworden und hatte sich den Weg freigekratzt. Er erinnerte sich, wie Carlina, das Haar in unordentlichen Strähnen bis zur Taille hängend, mit der zerrissenen Schote in den Händen dastand. Sie saugte an einem Finger, wo die Krallen des Kätzchens sie verletzt hatten, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte das Kätzchen eingefangen und gedroht, ihm den Hals umzudrehen, aber Carlina hatte es an sich gerissen und an ihrer Brust geborgen, und ihn hatte sie mit ihren kleinen Händchen abgewehrt.
Carlina. Er kam zurück zu Carlina, die nach dem alten Gesetz seine Frau war, und er würde von seinem Vater verlangen, daß er diesem Gesetz Geltung verschaffte. Wenn sie Carlina einem anderen Mann gegeben hatten, würde er den anderen erst töten und dann Carlina heiraten. Und wenn der andere Mann Geremy war, würde er ihm die Cuyones abschneiden und vor seinen Augen rösten!
Bis er die Türme von Dom Rafaels Großer Halle in der Ferne sah, hatte er sich in eine schöne Wut gegen Geremy und gegen Carlina hineingearbeitet. Wäre sie bei ihm geblieben, hätte nicht einmal Ardrin sie rechtmäßig trennen können!
Die Sonne war untergegangen, aber es war eine klare Nacht, und drei Monde standen am Himmel. Bard hielt das für ein glückliches Omen. Aber als er vor der Großen Halle ankam, waren die Tore gegen ihn verrammelt, und als er abstieg und dagegenschlug, war die Stimme Gwynns, des alten Coridom seines Vaters zu hören, der grob rief: »Fort mit dir! Wer kommt hier geritten, wenn ehrliche Leute im Bett sind? Hast du ein Geschäft mit Dom Rafael, dann komm bei Tageslicht wieder, wenn die Spitzbuben zu ihren Höhlen zurücklaufen!«
»Öffne das Tor, Gwynn«, rief Bard lachend, »denn es ist der Kilghard-Wolf, und wenn du es nicht tust, springe ich über die Mauer und lasse dich Blutgeld zahlen, falls die Spitzbuben mein Pferd erwischen! Was, du willst mich von meines Vaters Heim und Herd

Weitere Kostenlose Bücher