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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bewußt warst, einen anderen Dolch zu tragen als das alte, abgestumpfte Messer, mit dem du dein Fleisch geschnitten hast, seit wir Kinder waren. Beltran, du Dummkopf, steck das Schwert ein. Ich bin gekommen, dir Lebewohl zu sagen, Bard, und Frieden mit dir zu schließen. Komm und umarme mich, Verwandter.«
Er breitete die Arme aus, und Bard, den Blick verschleiert von Tränen, ging zu ihm, umarmte seinen Pflegebruder und küßte ihn auf beide Wangen. Er fürchtete, von neuem weinen zu müssen. Und dann empfand er nichts mehr als Wut und Haß, als er über seine Schulter blickte und Beltran mit gezogenem Schwert sich auf ihn stürzen sah. »Verräter! Verdammter Verräter!« schrie er, riß sich aus Geremys Armen los, fuhr herum und riß sein Schwert hoch. Zwei Streiche schlugen Beltrans Schwert nach unten, und während er Geremys entsetzten Aufschrei hörte, stieß er die Klinge durch Beltrans Herz. Der Prinz brach über dem Schwert zusammen.
Geremy war hingefallen, hatte sich sein lahmes Bein angeschlagen und lag stöhnend auf der Erde. Bard blickte erbittert auf ihn hinab. »Die Cristoferos erzählen eine Geschichte von ihrem Lastenträger«, sagte er. »Auch er wurde von seinem Pflegebruder verraten, als er den Verwandten umarmte. Ich wußte nicht, daß du ein Cristo fero bist, Geremy, oder daß du ein so heimtückisches Spiel mit mir treiben würdest. Ich glaubte dir.« Sein Mund zuckte, als wolle er weinen, aber er biß sich hart auf die Zunge und ließ sich nichts anmerken. Geremy biß die Zähne zusammen und bemühte sich aufzustehen »Ich habe dich nicht verraten, Bard. Ich schwöre es. Hilf mir hoch, Pflegebruder.«
Bard schüttelte den Kopf. »Nicht zweimal«, erklärte er beißend. »Hast du das mit Beltran geplant, um dich zu rächen?«
»Nein«, antwortete Geremy. Indem er sich am Steigbügel festhielt, gelang es ihm, sich auf die Füße zu kämpfen. »Ob du es glaubst oder nicht, Bard, ich bin gekommen, weil ich versuchen wollte, Frieden mit dir zu schließen.« Er weinte. »Ist Beltran tot?«
»Ich weiß es nicht.« Bard beugte sich nieder und fühlte nach seinem Herzen. Da war kein Zeichen von Leben. Verzweifelt sah er Beltran und dann Geremy an. »Ich hatte keine andere Wahl.«
»Ich weiß.« Geremys Stimme brach. »Er hätte dich getötet. Gnädige Avarra, wie konnten wir dahin kommen?«
Bard nahm alle Kraft zusammen, um das Schwert aus Beltrans Leichnam zu ziehen. Er wischte die Klinge mit einer Handvoll Gras ab und steckte die Waffe in die Scheide. Geremy stand weinend da und machte keinen Versuch mehr, seine Tränen zu verbergen. Endlich sagte er: »Ich weiß nicht, was ich König Ardrin sagen soll. Beltran war in meiner Obhut. Er war immer so sehr der jüngste von uns … « Er konnte nicht weitersprechen.
Bard entgegnete: »Ich weiß. Als wir schon längst zu Männern herangewachsen waren, war er immer noch ein Junge. Ich hätte es wissen sollen … «, und verstummte.
Endlich sagte Geremy: »Jeder Mann muß die Strafe seines eigenen Schicksals reiten. Bard, ich bitte dich nur ungern darum, aber ich kann nicht allein gehen. Willst du Beltrans Leiche auf sein Pferd heben, damit ich es zur Burg zurückführen kann? Wenn ich einen Friedensmann oder einen Diener bei mir hätte … «
»Aber du wolltest keinen Zeugen für den Verrat haben.«
»Glaubst du immer noch daran?« Geremy schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte keinen Zeugen für meine Schwäche, denn ich war bereit, Beltran inständig zu bitten, mit dir Frieden zu schließen. Ich bin nicht dein Feind, Bard. Es hat genug Tod gegeben. Willst du mein Leben auch?«
Bard hätte es leicht nehmen können. Geremy war, wie es sich für einen Laranzu gehörte, unbewaffnet. Er schüttelte den Kopf, und dann ging er und holte Beltrans Pferd und führte es an die Stelle, wo er den leblosen Körper des Prinzen hinaufheben und über dem Sattel festbinden konnte.
»Brauchst du Hilfe beim Aufsteigen, Geremy?«
Geremy neigte den Kopf, denn er wollte Bards Blick nicht begegnen. Widerstrebend ließ er sich von Bard in den Sattel helfen. Dort saß er, schwankend, von Kopf bis Fuß zitternd. Ihre Blicke trafen sich, und sie erkannten beide, daß es nichts mehr gab, was sie sagen konnten. Selbst ein formelles Lebewohl wäre zuviel gewesen. Geremy zog die Zügel an, ergriff die Zügel des Pferdes, das Beltrans Leiche trug, und ritt langsam auf dem Weg nach Asturias zurück. Bard sah ihm mit verzerrtem Gesicht nach, bis er außer Sicht geriet. Dann seufzte er und

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