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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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den Zöpfen entschlüpfte, die bescheiden im Nacken aufgesteckt waren.
»Melisandra?«
»Mein Lord.« Sie neigte grüßend den Kopf. »Erlend sagte, als er zu mir kam, damit ich ihn wieder zu Bett bringe, er habe Euch gesehen.« »Er ist ein prächtiger Junge. Kurz bevor ich mich auf den Heimritt machte, erhielt ich Nachricht von seiner Existenz. Vorher hatte ich keine Ahnung gehabt. Jeder Mann würde auf einen solchen Sohn stolz sein.«
Ein schwaches Lächeln überzog ihr Gesicht. »Und mit einem solchen Kompliment ist eine Frau zweifellos reichlich belohnt, welchen Preis sie selbst auch hat zahlen müssen. Heute denke ich, daß er einen gerechten Ausgleich für das, was ich verloren habe, darstellt. Aber es hat viele Jahre gedauert, bis ich dahin gelangte.«
Bard musterte die Mutter seines Sohnes schweigend. Ihr Gesicht war immer noch rund und hatte ein Grübchenkinn. Sie trug ein nüchternes graues Gewand über einem blauen Unterkleid, am Ausschnitt und an den Ärmeln mit einem Muster aus Schmetterlingen bestickt. Sie hatte eine Würde und eine Haltung, die ihn plötzlich an die feierliche Art seines kleinen Sohns erinnerte. So hatte er sie nicht in Erinnerung gehabt.
Sie sagte: »Lady Jerana ist freundlich zu uns beiden gewesen, und ebenso Euer Vater.«
»Das möchte ich auch hoffen«, meinte Bard. »Ich bin in meines Vaters Haus aufgewachsen, und es gibt keinen Grund, warum mein Sohn nicht ebenso gut behandelt werden sollte.«
In ihren Augen glitzerte ein ironisches Lächeln. »Ja, mein Lord, das war das letzte, was Ihr zu mir sagtet. Ihr wäret überzeugt, Euer Vater werde mich und das Kind nicht auf den Feldern verhungern lassen.« »Ein Enkel ist ein Enkel«, erklärte Bard. »Auch wenn seine Geburt nicht durch irgendwelche blödsinnigen Zeremonien gesegnet wurde!« Melisandra entgegnete ruhig: »Keine Geburt ist ungesegnet, Bard. Zeremonien sollen das Herz des Unwissenden trösten. Die Weisen wissen, daß es die Göttin ist, die den Segen spendet. Doch wie kann etwas, das Trost gibt, Blödsinn sein?«
»Dann darf ich daraus schließen, daß du nicht zu den Unwissenden gehörst, die solche Zeremonien nötig haben?«
»Als ich sie nötig hatte, mein Lord, war ich unwissender, als Ihr Euch vorstellen könnt, denn ich war noch sehr jung. Jetzt weiß ich, daß die Göttin selbst mehr Trost geben kann als jede von Menschen erdachte Zeremonie.«
Bard lachte vor sich hin. »Welche Göttin meinst du von den Dutzenden, die die Unwissenden dieses Landes trösten?«
»Die Göttin ist Eine, ganz gleich, mit welchem Namen sie sich selbst nennt oder welchen Namen die Unwissenden ihr geben.«
»Vermutlich muß ich einen Namen finden, unter dem ich ihr danken kann, daß sie mir einen so prächtigen Sohn geschenkt hat«, sagte Bard. »Aber meiner Meinung nach schulde ich eher dir Dank, Melisandra.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du schuldest mir nichts, Bard.« Damit wandte sie sich ab. Er wäre ihr gefolgt, aber in diesem Augenblick begannen die Musikanten in der Nähe des Feuers zu spielen. Bard nahm wieder neben seinem Vater Platz. Am anderen Ende der Halle tanzten einige der Frauen. Mit einem kurzen Blick stellte er fest, daß sich Melisandra nicht unter ihnen befand.
Er fragte: »Wie kommt es, daß Geremy Anspruch auf den Thron erhebt? Schon der Name Asturias bedeutet doch Land der Asturiens. Was hat ein Hastur damit zu schaffen?«
»Er behauptet«, antwortete Dom Rafael, »einmal habe das ganze Land der Hastur-Sippe gehört, und Asturias sei den di Asturiens von den Hasturs nur als Lehen gegeben worden. In der alten Sprache bedeute Asturias nämlich Land der Hasturs. «
»Er ist wahnsinnig.«
»Wenn das so ist, weiß er seinen Wahnsinn zu seinem Vorteil zu nützen, denn er beansprucht das Land für König Carolin von Carcosa.«
»Welchen Schatten eines Anspruchs … «, begann Bard und berichtigte sich: »Lassen wir einmal den Anspruch des Prinzen Valentine beiseite
- und den würde ich nie unterstützen, denn schlecht geht es dem Land, dessen König ein Kind ist. Welche Schatten eines Anspruchs hat er außer dem alten Mythos von den Söhnen Hasturs und Cassildas? ich will nicht von einem König regiert werden, der seinen Anspruch auf alte Legenden und Mythen stützt!«
»Ich auch nicht«, sagte Dom Rafael. »Dann könnte ich gleich glauben, die Hasturs seien einmal Götter gewesen, wie der Mythos behauptet, und die Hasturs seien die wahren Söhne des Herrn des Lichts! Doch selbst wenn der erste Hastur der Sohn von

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