Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Würde, deshalb muß er die Tochter des Königs zur Frau haben, die ihm Legitimität verleihen wird. Und er will meinen Körper … wie er den Körper jeder Frau haben will, die er sieht … Bard empfand mit Carlina die physische Übelkeit bei seiner Berührung, den Widerwillen, als sich seine Zunge in ihren Mund bohrte, seine Hände auf ihrem Körper lagen – und die schwindelerregende Erleichterung, als Geremy sie erlöste. Durch ihre Augen sah er sich den verfluchten Dolch gegen Geremy zücken und hörte Geremys Schreie und sah ihn sich in Krämpfen winden …
    »Aufhören!« rief er laut, aber die Matrix hielt ihn erbarmungslos fest und zog ihn hinein in Carlinas Beschämung darüber, daß sie ihn früher einmal bewundert, daß sie früher einmal die ersten Regungen des Begehrens für ihn empfunden hatte … Es war, als habe er dies Gefühl mit eigenen Händen zerquetscht, so daß sie dastand und nichts mehr für ihn empfand, als er zum Gesetzlosen erklärt wurde und in die Verbannung ging. Und er hatte gleichzeitig jeden Wunsch in ihr getötet, überhaupt einmal zu heiraten. Als ihr Geremy angeboten wurde, war sie in die Sicherheit der Insel des Schweigens geflohen, und dort hatte der Friede die Erinnerung ausgelöscht … oder beinahe ausgelöscht. Bard meinte, vor Entsetzen das Bewußtsein zu verlieren, als er mit Carlina die Todesangst erlebte, allein, gefesselt und geknebelt zu sein … hilflos, völlig hilflos … in einer Pferdesänfte unterwegs zu einem unbekannten Ort, um einem unbekannten Mann ausgeliefert zu werden. Jeder Gedanke Carlinas übertrug sich quälend auf ihn, die Angst vor fremden Händen, das Entsetzen, als sie Bards hassenswertes Gesicht – wie sie glaubte – in die Sänfte spähen sah und erkannte, daß sie von seinem Stolz und seinem Ehrgeiz keine Gnade zu erwarten hatte. Er focht mit ihr den verzweifelten Kampf aus, als sie, für einen Augenblick von den Fesseln befreit, davongerannt war wie ein gehörntes Chervine , nur um wieder eingefangen, verschnürt und in die Sänfte geworfen zu werden. (Inmitten des Entsetzens war ein Augenblick der Befriedigung, als ihre Nägel Pauls Wange blutig kratzten.) Die Demütigung, Stunde auf Stunde gefesselt und geknebelt in der Sänfte eingesperrt zu sein, die Scham darüber, in ihrem vom eigenen Urin durchweichten Kleid zu liegen. Die Erkenntnis, als sie in ihre eigenen Räume gebracht wurde, daß sie geschlagen war, daß es kein Entrinnen mehr gab. Sie hörte sich – zu erschöpft, um weiter Widerstand zu leisten – ihr Ehrenwort geben, nur damit die ihr ins Fleisch einschneidenden Fesseln gelöst wurden, damit sie Essen und Pflege und ein Bad und saubere Kleider bekam. Jetzt werde ich mich nie mehr für tapfer halten können …
    Als Bard zu ihr kam, war sie bereits zur Hälfte geschlagen. Bard sprach mit ihr in abgerissenen Sätzen das Gebet: Mutter Avarra, hilf mir jetzt, rette mich, schütze mich, die ich mich Dir angelobt habe, laß dies nicht geschehen … Warum, warum muß dies geschehen, warum verläßt Du mich, ich habe alles gehalten, was ich geschworen hatte, ich habe Dir treu als Deine Priesterin gedient … Und das grauenhafte Gefühl, im Stich gelassen zu sein, als ihr klar wurde, daß die Göttin ihr nicht helfen würde, daß niemand ihr helfen würde, daß sie mit Bard allein und er stärker als sie war …
    Todesangst und schreckliche Demütigung, als ihr die Kleider abgerissen wurden. Ein Schmerz, der sie durchbohrte und zerriß. Aber schlimmer als der Schmerz war das Wissen, daß sie für ihn nichts als ein Gegenstand war, den er benutzte. Das Stoßen seines Körpers in ihren tiefsten und geheimsten Teilen, das Gefühl der Wertlosigkeit, die Selbstverachtung, daß sie es zuließ, so benutzt zu werden, Selbsthaß und Grauen, daß sie ihn nicht gezwungen hatte, sie vorher zu töten, daß sie nicht bis zum Tod gekämpft hatte. Bestimmt konnte nichts, gar nichts, was er ihr hätte antun können, schlimmer sein als dies … Und als sein Samen sich in sie ergoß, die Angst und das Wissen um ihre eigene Verwundbarkeit, daß sie nichts anderes sein würde als ein Gehäuse für sein Kind, sein … ein Parasit, der in ihr wachsen und ihren reinen Körper übernehmen konnte … Aber sie hatte es zugelassen, sie hätte sich heftiger wehren können, sie verdiente nichts anderes …
    Bard wußte nicht, daß er sich auf dem Fußboden krümmte, daß er unter dieser Gewalttat schrie, wie Carlina nicht geschrien hatte, die Zähne in die

Weitere Kostenlose Bücher