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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Götter gnädig gewesen, denn dein Vater hat dich einem Mitglied seines Haushaltes gegeben, und du brauchst deine Heimat niemals zu verlassen.«
    Sie blickte, Bard vergessend, lächelnd zu ihm auf. »Wenn eins mich mit dieser Heirat versöhnen kann, dann ist es das.«
    Für Bard waren diese Worte wie Salz in einer offenen Wunde. Er fuhr scharf dazwischen:
    »Nun geh schon zu Ginevra«, faßte Carlina unsanft bei der Hand und zog sie schnell weg. Als sie außer Hörweite waren, riß er sie grob zu sich herum.
    »Dann hast du also Geremy erzählt, daß du mich nicht heiraten möchtest? Hast du das jedem Mann vorgeplappert, mit dem du getanzt hast, und mich hinter meinem Rücken lächerlich gemacht?«
    »Nein – warum sollte ich?« Sie sah ihn erstaunt an. »Ich habe Geremy mein Herz ausgeschüttet, weil er mein Pflegebruder und Beltrans geschworener Bruder ist – und ich stehe zu ihm wie zu einem Blutsverwandten, geboren von meinem Vater und meiner Mutter!«
    »Und bist du sicher, daß die Sache für ihn ebenso unschuldig ist? Er kommt aus dem Bergland«, höhnte Bard, »wo ein Bruder bei seiner Schwester liegen darf. Und die Art, wie er dich berührte …«
    »Bard, das ist zu lächerlich für Worte«, unterbrach Carlina ihn ungeduldig. »Selbst wenn wir schon verheiratet und zu Bett gebracht wären, schickte sich solche Eifersucht nicht! Willst du, wenn wir verheiratet sind, jeden Mann fordern, mit dem ich ein höfliches Wort wechsele? Muß ich mich fürchten, freundlich zu meinen eigenen Pflegebrüdern zu sein? Wirst du als nächstes eifersüchtig auf Beltran oder auf Dom Cormel sein?« Dieser war der Veteran, der ihrem Vater und ihrem Großvater fünfzig Jahre lang gedient hatte.
    Vor ihrem zornigen Blick senkte Bard die Augen. »Ich kann mir nicht helfen, Carlina. Ich bin verrückt vor Angst, dich zu verlieren. Es ist grausam von deinem Vater, dich mir nicht gleich zu geben, wenn die Hochzeit doch einmal beschlossene Sache ist. Immerzu muß ich daran denken, ob er mich nicht vielleicht zum Narren hält und dich später, noch ehe wir zu Bett gebracht worden sind, einem gibt, der ihm besser gefällt oder der einen höheren Brautpreis zahlen kann oder dessen Stellung ihm einen mächtigen Verbündeten schafft. Warum sollte er dich dem Bastardsohn seines Bruders geben?«
    Der Kummer in seinen Augen erweckte Carlinas Mitleid. War er hinter der Arroganz seiner Worte so unsicher? Sie ergriff seine Hand. »Nein, Bard, das darfst du nicht denken. Mein Vater liebt dich, mein versprochener Gatte. Er hat dich über meinen eigenen Bruder Beltran hinweg befördert, er hat dich zu seinem Bannerträger gemacht und dir die rote Schnur verliehen. Wie kannst du glauben, er werde falsches Spiel mit dir treiben? Aber er hätte Grund, zornig auf dich zu werden, wenn du auf unserm Fest einen dummen Streit mit Geremy Hastur anfingst! Jetzt versprich mir, daß du nicht wieder so töricht und so eifersüchtig sein wirst, Bard, oder ich werde auch mit dir streiten!«
    »Wenn wir richtig verheiratet wären«, sagte er, »hätte ich keinen Grund zur Eifersucht, weil ich wüßte, daß du unwiderruflich mein wärst. Carlina«, flehte er plötzlich, nahm ihre beiden Hände und bedeckte sie mit Küssen, »dem Gesetz nach sind wir Mann und Frau, das Gesetz erlaubt uns, unsere Ehe zu vollziehen, wann wir es wünschen. Laß mich dich heute nacht haben, dann werde ich wissen , daß du mein bist, und mir deiner sicher sein!«
    Sie konnte sich nicht beherrschen – sie wich in tödlichem Schreck vor ihm zurück. Jetzt hatte sie sich einen Aufschub erkämpft, und da stellte er ihr diese Forderung als Preis dafür, daß er mit seinen Eifersuchtsszenen aufhörte! Ihr war klar, daß sie ihn mit ihrem Zurückweichen verletzte, aber sie senkte die Augen und sagte: »Nein, Bard. Ich will keine Früchte vom blühenden Baum pflücken, und das solltest du auch nicht versuchen. Alles kommt zu seiner richtigen Zeit.« Sie kam sich albern und prüde vor, als sie das alte Sprichwort zitierte. »Es schickt sich nicht, daß du das bei unserer Verlobung von mir verlangst!«
    »Du hast gesagt, du hofftest, dahin zu kommen, daß du mich liebst …«
    »Zur richtigen Zeit«, antwortete sie und merkte, daß ihre Stimme schrill klang.
    Er gab zurück: »Jetzt ist die richtige Zeit dafür, das weißt du selbst! Es sei denn, du weißt etwas, das ich nicht weiß, daß dein Vater plant, falsches Spiel mit mir zu treiben und dich einem anderen zugeben, während er mich in der

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