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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Zwischenzeit an sich bindet!«
    Carlina schluckte. Sie spürte, daß er das wirklich glaubte, und er tat ihr aufrichtig leid.
    Er sah ihr Zögern, spürte ihr Mitleid und legte seinen Arm um sie. Aber sie zog sich so verzweifelt zurück, daß er sie losließ. Voll Bitterkeit sagte er:
    »Es ist also wahr. Du liebst mich nicht.«
    »Bard«, flehte sie, »laß mir Zeit. Ich verspreche dir, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich nicht vor dir zurückweichen. Aber man hat mir davon nichts gesagt. Es hieß, ich solle noch ein Jahr haben … vielleicht, wenn ich älter geworden bin …«
    »Brauchst du ein Jahr, um dich mit dem schrecklichen Schicksal abzufinden, daß du mein Bett teilen sollst?« fragte er mit solcher Bitterkeit, daß Carlina wünschte, sie wäre weniger unwillig.
    »Vielleicht werde ich«, stotterte sie, »nicht mehr so empfinden, wenn ich älter bin … meine Mutter sagt, ich sei zu jung für die Heirat … aber später …«
    »Das ist Unsinn«, erklärte er verächtlich. »Jüngere Mädchen als du werden jeden Tag verheiratet und auch zu Bett gebracht. Das ist eine Kriegslist, um mich mit der Wartezeit zu versöhnen. Und dann werde ich dich ganz verlieren! Aber wenn wir zusammengelegen haben, mein Herz, dann kann kein lebender Mensch uns mehr trennen, dein Vater nicht und auch deine Mutter nicht … Ich gebe dir mein Wort, daß du nicht zu jung bist, Carlina! Laß es mich dir beweisen!« Er zog sie in seine Arme und küßte sie heftig auf den Mund. Sie wehrte sich so verzweifelt, daß er sie freiließ.
    Bitter sagte sie: »Und wenn ich mich weigere, wirst du dann einen Zwang auf mich legen, wie du es mit Lisarda getan hast, die auch zu jung für diese Dinge war? Willst du mich behexen, damit ich dir nicht verweigern kann, was du von mir willst, daß ich dir zu Willen sein muß, auch wenn es nicht mein eigener Wunsch ist?«
    Bard senkte den Kopf, die Lippen zu einer dünnen, zornigen Linie fest zusammengepreßt. »Also das ist es. Also hat dir die kleine Hure etwas vorgeheult und dir häßliche Lügen gegen mich in den Kopf gesetzt?«
    »Sie hat nicht gelogen, Bard. Ich habe ihre Gedanken gelesen.«
    »Was sie dir auch sagen mag, sie war nicht unwillig«, behauptete Bard, und Carlina brauste, nun wirklich böse, auf: »Das ist ja das Schlimmste daran! Du hast ihren Willen beeinflußt, so daß sie dir nicht widerstehen wollte !«
    »Du würdest ebenso Vergnügen daran finden wie sie«, fuhr Bard sie heftig an, und sie gab gleicherweise wütend zurück: »Und damit wärst du zufrieden – daß ich nicht als Carlina zu dir komme, sondern durch einen auf mein wirkliches Selbst ausgeübten Zwang? Zweifellos würde ich dir widerstandslos zu Willen sein, wenn du mich mit diesem Zauber belegtest – ebenso wie Lisarda! Und ebenso, wie sie es tut, würde ich dich von da an bis ans Ende meines Lebens mit jedem Atemzug hassen!«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Bard. »Ich bin der Meinung, daß du, sobald du deine törichten Ängste erst einmal losgeworden bist, mich lieben und zu der Einsicht gelangen wirst, daß ich das getan habe, was das beste für uns beide war!«
    »Nein.« Carlina zitterte. »Nein, Bard … ich bitte dich … Bard, ich bin deine Frau.« Sie spürte einen Anflug von Schuldbewußtsein, weil sie versuchte, ihn auf diese Weise zu manipulieren, aber sie war verzweifelt und außer sich vor Angst. »Würdest du mich benutzen, als sei ich nichts Besseres als eins meiner Mädchen?«
    Vor Schreck ließ er sie los. »Alle Götter mögen verhüten, daß ich jemals vergesse, dir die dir gebührende Ehre zu erweisen, Carlie!«
    Sie nahm schnell ihren Vorteil wahr. »Dann wirst du bis zur festgesetzten Zeit warten.« Sie entzog sich seiner Reichweite. »Ich verspreche dir, ich werde dir treu sein. Du brauchst dich nicht davor zu fürchten, daß du mich verlieren wirst; aber alles kommt zu seiner richtigen Zeit.« Sie berührte leicht seine Hand und ging davon.
    Bard sah ihr nach. Sie hatte ihn zum Narren gemacht! Nein, sie hatte recht. Es war eine Sache der Ehre, daß sie, seine Frau, aus eigenem freien Willen und ohne Zwang zu ihm kam. Doch er war erregt, und der Zorn steigerte noch den Aufruhr in seinem Geist und Körper.
    Noch keine Frau hatte sich darüber beschwert, daß er ein Draufgänger war! Wie kam diese verdammte Schlampe Lisarda dazu, ihn zu verklagen? Sie hatte gar nichts dagegen gehabt, er hatte ihr nur eine Gelegenheit geboten, das zu tun, was sie sowieso tun wollte! Er durchforschte sein

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