Die Zeit der hundert Königreiche
aufhalten, der gegen uns zieht. Eine Abteilung kann dann ins Innere vorrücken und die Burg belagern.«
König Ardrins strenges Gesicht verzog sich zum Lächeln. »Ich selbst hätte keinen besseren Plan ersinnen können. Tatsächlich, Bard, bezweifle ich, daß mir ein ebenso guter eingefallen wäre. Jetzt habe ich noch eine Frage an dich: Wenn ich die Truppen nördlich nach Hammerfell führe, kannst du dann nach Süden gehen, um das Haftfeuer zu nehmen? Ich werde dir einige Leroni und Reiter mitgeben. Du kannst dir die Männer selbst auswählen, aber nicht mehr als drei Dutzend. Wird das genug sein?«
Bard überlegte einen Augenblick. Dann fragte er: »Kannst du nicht vier Dutzend entbehren, Onkel?«
»Nein; dies zusätzliche Dutzend Reiter brauche ich für den Ritt nach Hammerfell.«
»Dann muß ich mit den drei Dutzend auskommen, Sir. Wenigstens können sie sich schnell bewegen, wenn es nötig ist.« Bards Herz klopfte. Er hatte noch nie ein selbständiges Kommando gehabt.
»Prinz Beltran wird euch anführen – offiziell«, sagte der König, »aber die Männer werden dir folgen. Du verstehst mich, Bard? Ich muß Beltran den Befehl überlassen. Aber ich werde ihm klarmachen, daß du der militärische Ratgeber bist.«
Bard nickte. Das ließ sich nicht umgehen; ein Mitglied des königlichen Hauses mußte dem Namen nach den Befehl führen. König Ardrin war ein erfahrener Anführer, aber ihm, Bard, wurde eine knifflige, schnelle Mission mit einer ausgesuchten kleinen Truppe anvertraut. »Ich will gehen und meine Männer auswählen, Sir.«
»Einen Augenblick.« König Ardrin winkte ihn zurück. »Es wird eine Zeit kommen, wo du als mein Schwiegersohn die Befehlsgewalt erhältst. Ich freue mich über deine Tapferkeit, Bard, aber ich verbiete dir, dich unnötig in Gefahr zu begeben. Deine strategischen Fähigkeiten brauche ich notwendiger als deinen starken Arm oder deinen Mut. Sich zu, daß du am Leben bleibst, Bard. Mein Auge ruht auf dir. Ich bin zu alt, um noch länger als ein paar Jahre meinen eigenen General zu machen. Du weißt, was ich zu sagen versuche.«
Bard verbeugte sich tief. »Ich stehe Euch zu Befehl, mein König und Herr.«
»Und es wird ein Tag kommen, an dem ich dir zu Befehl stehe, Verwandter. Geh jetzt und suche deine Männer aus.«
»Darf ich Lady Carlina Lebewohl sagen, mein Lord?«
Ardrin lächelte. »Das darfst du, selbstverständlich.«
Bard war außer sich vor Freude über soviel Glück. Jetzt war seine Laufbahn gesichert, und wenn er seine Mission erfolgreich zu Ende führte, mochte es sein, daß König Ardrin ihm noch mehr Gnade erwies und ihn Carlina zum Mittwinterfest heiraten ließ. Oder zumindest mochte er sie überzeugen, sie drängen, ihre Ehe in jener Nacht traditioneller Freiheiten zu vollziehen. Bestimmt würde sie sich ihm nicht mehr widersetzen, wenn er der Kämpfer und Befehlshaber des Königs war!
Er gestand sich selbst ein: Er hatte es satt, mit diesem und jenem Mädchen ins Bett zu gehen. Carlina war es, die er wollte. Anfangs hatte sie ihm nicht mehr bedeutet als ein Zeichen dafür, daß der König ihn hochschätzte, als ein Tor zu Stellung und Macht im Reich, eine Macht, die ein Nedestro in Asturias auf andere Weise nicht erlangen konnte. Aber als sie zu Mittsommer so freundlich mit ihm gesprochen hatte, wurde ihm klar, daß sie die einzige Frau war, nach der es ihn verlangte.
Er war der Mädchen überdrüssig. Er war Lisardas überdrüssig und des Spiels, das er mit ihr trieb, indem er ihren unwilligen Körper zwang, auf ihn zu reagieren, während sie weinte und darauf bestand, sie hasse ihn. Elende kleine Spaßverderberin, wo er doch sein Bestes getan hatte, ihr Vergnügen zu bereiten! Aber jetzt interessierte ihn das nicht mehr. Er wollte keine andere als Carlina.
Er fand sie in den Nähräumen, wo sie die Frauen beaufsichtigte, die Leinenkissen herstellten, und winkte sie von ihnen weg. Wieder wunderte er sich darüber, warum er so verrückt nach diesem unscheinbaren Mädchen war, wenn rings um sie so viele hübsche waren. Lag es nur daran, daß sie die Tochter des Königs war, daß sie als Kinder zusammen gespielt hatten? Ihr Haar war streng aus dem Gesicht gestrichen und fest eingeflochten, doch trotzdem hingen Flusen darin, und ihr blaukariertes Kleid hatte er, so kam es ihm vor, jeden Tag gesehen, seit sie zehn Jahre alt war. Oder ließ sie sich einfach ein neues machen, wenn sie das alte abgetragen hatte oder aus ihm herausgewachsen war?
Er sagte:
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