Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
hin?«
    »Mensch-Forrester«, sagte der Joker, »der einfachs te Weg, in Ihr bisheriges Zimmer zu kommen, wäre mit einem Taxi, das ich Ihnen bestellen kann. Indessen gehört das Zimmer Ihnen nicht mehr. Wollen Sie jetzt Ihre Nachrichten empfangen?«
    »Nein! Hör mal her – was soll das heißen, das Zimmer gehört mir nicht mehr. Ich hab doch nicht gekündigt.«
    »Das ist nicht notwendig, Mensch-Forrester. Die Kündigung erfolgt automatisch beim Verlassen des Zimmers.«
    Forrester überlegte sich, daß es eigentlich keine große Rolle spielte. Er hatte nichts in dem Zimmer zurückgelassen, keinen Koffer, kein Gepäck, keine persönlichen Besitztümer. Nicht einmal einen Rasier pinsel – Hara hatte ihm gesagt, daß er sich in den ers ten ein oder zwei Wochen nicht würde rasieren brauchen. Das einzige, was zurückgeblieben war, waren die Kleider, die er gestern getragen hatte, und er erinnerte sich, daß die frei verfügbar waren. Also hatte man bereits darüber verfügt.
    »Und was ist mit der Rechnung?« fragte er.
    »Die Kosten sind durch das West Annex Discharge Center beglichen worden. Sie finden die Eintragung in Ihrem Kontoauszug, Mensch-Forrester. Ich habe für Sie eine wichtige Meldung sieben geschäftliche …«
    »Das will ich jetzt nicht wissen. Warte noch einen Moment.«
    Er gab es auf. Was er auch sonst alles konnte – ein Programmierer war er nicht, und es war zwecklos, wie einer reden zu wollen. Es schien zwar absurd, eine Maschine um Ratschläge zu bitten, aber …
    »Jetzt hör mal zu«, sagte er. »Was würdest du in diesem Augenblick tun, wenn du an meiner Stelle wärst?«
     
    Der Joker antwortete ohne zu zögern, als würden ihm derartige Fragen jeden Tag gestellt. »Wenn ich an Ih rer Stelle wäre, Mensch-Forrester, mit anderen Worten, wenn ich menschlich, eben aufgetaut, ohne Unterkunft, ohne nennenswerte gesellschaftliche Kontakte, arbeitslos, ungelernt –«
    »Das trifft den Kern der Sache«, gab Forrester zu. »Also dann beantworte mal meine Frage.« Irgend etwas kroch zu seinen Füßen herum, ein metallisch glitzerndes Ding. Er trat ihm aus dem Weg.
    »Ich würde in einen Teeraum gehen, Mensch-Forrester, dort mein Orientierungsbuch lesen und dabei eine leichte Mahlzeit zu mir nehmen. Ich würde einmal in Ruhe nachdenken. Dann –«
    »Das genügt erst mal.«
    Das metallische Ding hatte Forresters weggeworfe ne Zigarettenschachtel erspäht. Es hoppelte zu ihr hinüber und verschlang sie. Forrester beobachtete es eine Sekunde lang und nickte dann.
    »Manchmal hast du ganz gute Einfälle, Maschine«, sagte er. »Bring mich zu einem Teeraum.«
     
     
     

4
     
    Der Joker besorgte Forrester ein Taxi, ein flügelloses Gefährt wie das Lebensrettungsfahrzeug, das ihn zur Reparatur abgeholt hatte, aber orangefarben und schwarz statt weiß; es sah aus wie ein Lampion. Das Taxi brachte ihn zu dem Teeraum, den der Joker empfohlen hatte.
    Dieser Teeraum war eine sonderbare Angelegenheit. Er lag in einem riesigen spinnwebförmigen Gebäude mitten im Herzen der Stadt. Das Taxi flog unter einem stählernen Strebepfeiler hindurch in eine überwölbte Einfahrt hinein, die nur Vögeln und Engeln oder Menschen in Flugzeugen zugänglich sein konnte, denn sie lag mindestens siebzehn Meter über dem Erdboden. Es hielt und schwebte nun vor einem mit Kletterrosen überwachsenen Balkon, und Forrester mußte über einen schmalen Abgrund hinwegsteigen. Das Taxi schwankte nicht, nicht einmal, als sich sein Gewicht auf den Balkon verlagerte.
    Ein Mädchen mit Haaren wie durchsichtiges Zellophan begrüßte ihn. »Ich habe die Bestellung notiert. Bitte hier entlang.«
    Er ging hinter ihr her über einen kiesbestreuten Hof in die Halle, die den Teeraum bildete, bewunderte den Schwung ihrer Hüften und fragte sich, was sie wohl mit ihrem Haar machte, daß es solch eine steife, durchsichtige Kugel bildete.
    Sie brachte ihn zu einem Platz neben einem spiegelnden Wasserbecken, in dem langsam silbrige Fische herumschwammen. Trotz ihrer sonderbaren Haartracht war sie ein hübsches Mädchen. Sie hatte Grübchen und dunkle, lustige Augen.
    Er sagte: »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich haben möchte. Bei wem muß ich eigentlich bestellen?«
    »Wir gehören alle zusammen, Mensch-Forrester«, antwortete sie. »Darf ich für Sie wählen? Vielleicht Tee und etwas Gebäck?«
    Er nickte ganz betäubt, und als sie sich abwandte und ging, beobachtete er den Schwung ihrer Hüften mit völlig anderen Empfindungen.
    Er seufzte.

Weitere Kostenlose Bücher