Die Zeit der Katzenpfoten
gleichzeitig zu kommen. Er entdeckte seinen Ursprung erst, als der Mann wieder zu sprechen begann. Sein eigener Joker – und die aller anderen – wiederholten, was der Mann sagte.
»Das ist mit das beste Ergebnis, das wir je erzielt haben«, fuhr er herzlich fort, »ich danke euch allen. Die Übung ist beendet.«
»War das alles?« fragte Forrester das Mädchen.
»Das war alles. Kommst du nun mit zu mir?«
»Ja aber«, beharrte er, »wenn jetzt vielleicht ein Angriff kommt, sollten wir dann nicht besser –«
»Aber Charles, es besteht doch keine Veranlassung, nun wie die Maulwürfe in der Erde zu wühlen. Es war doch nur ein Test.«
»Ja, schon –« er zögerte und folgte ihr nachdenklich. Es war sehr verwirrend. Niemand hatte ihm etwas von einem Krieg erzählt. Aber als er Adne fragte, lachte sie nur. » Krieg ?Sei doch nicht komisch, du Kamikaze. Und jetzt haben wir genug Zeit verschwendet – kommst du nun zum Essen oder nicht?«
Er seufzte.
»Doch, doch«, sagte er mit so viel Enthusiasmus, wie er aufbringen konnte.
In dem Leben, das im Jahre 1932 mit seiner Geburt begonnen hatte und abrupt unterbrochen wurde, als er siebenunddreißig Jahre später die Lungen voll Flammen bekam, war Forrester ein erfolgreicher, wohlhabender Mann gewesen, ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand.
Er hatte eine zierliche, blonde Frau namens Dorothy und drei Söhne gehabt und war Leiter eines technischen Büros gewesen. Bei seinen Freunden galt er als guter Pokerspieler und verläßlicher Kumpel.
Zwar hatte er nie direkt an einem Krieg teilgenommen, aber während des Zweiten Weltkrieges hatte er sich als Pfadfinder an Altmetallsammlungen und Aktionen wie »Spart Fett – Haut die Japse« beteiligt. Als junger Mensch hatte er die Atombomben-Hysterie der frühen fünfziger Jahre miterlebt, als auf allen Straßen plötzlich Hinweisschilder zum nächsten Luftschutzbun ker auftauchten, und aus Filmen und Fernsehstücken wußte er zur Genüge, wie eine Luftschutzübung auszusehen hatte.
Was er eben erlebt hatte, empfand er daher als wenig zufriedenstellend. Er versuchte, mit Adne darüber zu sprechen, aber sie zog sich gerade hinter einem Wandschirm um und zeigte nur geringes Interesse. Es war deutlich zu merken, daß sie diese Übungen zwar als lästig, aber keineswegs als bedrohlich empfand.
Als sie jetzt hinter ihrem Wandschirm hervorkam, trug sie ein duftiges, helles Gewand, das für die Küche eigentlich denkbar unpraktisch sein mußte. Andererseits – wer wollte wissen, wie diese Leute kochten. Sie kam zu ihm herübergeraschelt, setzte sich neben ihn und nahm ihren Joker von der Sessellehne, auf der sie ihn abgelegt hatte. »Entschuldige einen Augenblick, Charles«, sagte sie und wandte sich an den Joker: »Ich empfange.«
Forrester konnte nicht hören, was der Joker sagte, denn sie hielt ihn dicht ans Ohr und hatte anscheinend auch den Ton leiser gestellt – etwas, was er sofort ebenfalls zu lernen beschloß. Aber er hörte, was sie sagte, obwohl das meiste keinen Sinn ergab. »Löschen. Drei speichern. Vier ausführen, zwei wie programmiert, zwei A-Variation.« – »Das war’s«, sagte sie und drehte sich wieder zu Forrester um. »Möchtest du was trinken?«
»Ja, gern.« Aus einer Vertiefung des Tisches – Forrester hätte ihn als Cocktailtisch bezeichnet, und vielleicht war es auch einer – nahm sie zwei Gläser. Er sah, wie ihre Augen zu den Paketen hinübergingen, die auf einem niedrigen Tisch am anderen Ende des Raumes aufgestapelt waren. »Entschuldige«, sagte sie und goß eine pfefferminzduftende Flüssigkeit in die Gläser. »Ich will nur eben sehen, was in den Paketen ist.« Sie nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Glas, erhob sich und ging zu dem Tisch hinüber.
Der Drink war ungesüßt und kitzelte in der Nase. Forrester entschied, daß es ihm schmeckte. Er stand auf und trat zu ihr. »Warst du einkaufen?« fragte er. Adne war beim Auspacken; aus den Paketen kamen alle möglichen Kleider, kleinere Päckchen, die Kosmetika enthalten mochten, und sonderbare Geräte zum Vorschein.
»Aber nein – das ist mein Job.« Sie nahm etwas Wei ches, Grünwogendes in die Hand und hielt es fragend an ihr Gesicht. Mit einer raschen Bewegung warf sie es sich um die Schultern, und es verwandelte sich in eine steife elisabethanische Halskrause. »Gefällt es dir?«
»Doch, doch – ich glaub schon.«
»Ganz weich. Fühl mal.« Sie fuhr ihm damit übers Gesicht. Es fühlte sich an wie Pelz, aber
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