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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Tip.«
    Sie sah ihn befremdet und ein wenig vorwurfsvoll an. »Ich heiße Adne Bensen, Charles. Nenn mich Adne.«
    »Aber Hara hat dich doch gestern abend … ach so! Dann hast du mir also diese Botschaften geschickt.«
    Sie nickte.
    »Sehr charmante Botschaften, muß ich sagen«, meinte er. »Möchtest du Tee?«
    »Danke, nein. Nicht hier. Ich bin eigentlich nur gekommen, um zu fragen, ob du Lust hast, zu mir zum Essen zu kommen.«
    »Oh ja!«
    Sie lachte. »Du bist so stürmisch, Charles. Nennt man euch deswegen Kamikazes, dich und dein ganzes Jahrhundert?«
    »Weißt du, da bin ich überfragt«, sagte er. »Ich habe offen gestanden keine Ahnung, wie man mich nennt. Ich bin vollkommen durcheinander. Das ist ja einer der Gründe, warum ich mich so freue, dich zu treffen. Endlich hab ich jemanden, mit dem ich reden kann.«
    Sie lehnte sich lächelnd in ihrem Stuhl zurück und erklärte, sie wolle nun doch Tee. Er kam, ohne daß sie ihn bestellt hätten; offenbar hatte der Joker ihre Unterhaltung mitgehört und wie ein gutgeschulter Kellner die notwendigen Schlüsse daraus gezogen. Sie warf ihr leichtes, bauschiges Cape ab; es hatte bis jetzt wie eine Wolke um ihre Schultern geschwebt, aber nun legte es sich ganz unauffällig über die Stuhllehne und enthüllte eine enganliegende, tief ausgeschnittene, fleischfarbe ne Jacke oder Weste, die auf den ersten Blick recht aufregend war.
    Auf den zweiten Blick war sie es nicht minder.
    Sie sagte: »Sag mal, Charles, stellst du deinem Jo ker denn gar keine Fragen?«
    »Ich möchte schon, nur weiß ich nicht, was ich ihn fragen soll.«
    »Einfach alles. Was wüßtest du denn gern? Hast du ihm schon dein Interessenprofil gegeben?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Solltest du aber. Er sagt dir dann, was für Veranstaltungen laufen, zu welchen Parties du gehen kannst, was für Leute du treffen könntest. Es hat gar keinen Zweck, das dem Zufall zu überlassen. Laß dir doch vom Joker helfen.«
    Er entdeckte, daß seine eigene Tasse auch wieder gefüllt worden war, und trank einen Schluck. »Das begreife ich nicht«, sagte er. »Heißt das, daß ich den Joker entscheiden lassen soll, was mir Spaß macht?«
    »Natürlich! Es gibt so viel, was Spaß macht. Man weiß doch gar nicht, was man wählen soll!«
    Er schüttelte den Kopf –
    In diesem Augenblick wurde ihre Unterhaltung unterbrochen. Der Joker meldete sich plötzlich mit sonderbar blecherner Stimme: »Eilige Sondermeldung! Achtung, Luftschutzübung. Gehen Sie in Deckung 1 . Gehen Sie in Deckung! Gehen Sie in Deckung!«
    »Ach du liebe Güte«, sagte Adne und verzog den Mund. »Dann gehen wir wohl besser.«
    »Gehen Sie in Deckung«, schrillte der Joker wieder, und Forrester merkte endlich, warum die Stimme so metallisch klang. Nicht nur sein eigener, sondern auch der des Mädchens und alle anderen Joker wiederholten die gleiche Meldung. »Gehen Sie in Deckung! Der Countdown beginnt. Einhundert Sekunden. Neunundneunzig. Achtundneunzig.«
    »Wo gehen wir denn hin?« fragte Forrester und stand ebenfalls auf.
    »In den Luftschutzraum, wohin denn sonst? Bitte beeil dich, Charles. Ich hasse es, außerhalb meiner Wohnung in so eine Übung zu geraten.«
    »… Einundneunzig. Neun. Neunundachtzig …«
    Er schluckte mühsam und fragte: »Ein Luftangriff? Ist denn Krieg?«
    Sie packte ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her zu einem Ausgang an der Rückseite des Teeraums, durch den jetzt auch die anderen Gäste hinauszuströmen begannen. »Nicht gerade Krieg, Charles. Weißt du denn wirklich gar nichts?«
    »Aber was ist es denn sonst?«
    »Außerirdische Ungeheuer. Weiter nichts. Nun beeil dich aber, oder wir kriegen im Leben keinen Sitzplatz.«
     
     
     

5
     
    Ein paar Schritte, eine rasche Fahrt im Aufzug und ein kurzer Gang durch einen Korridor mit erleuchteten Wänden brachten sie in einen großen, dämmerigen Saal. Es war eben hell genug, um zu den Plätzen zu finden. Der Raum füllte sich rasch, und Forrester hör te, wie hinter ihm die schweren Türen zuschlugen. Als etwa drei Viertel der Plätze besetzt waren, betrat ein schwarzgekleideter Mann eine Bühne und sagte: »Ich danke euch für eure Mitwirkung. Ich freue mich, euch sagen zu können, daß das Gebäude in genau einhunderteinundvierzig Sekunden zu vierundneunzig Prozent das Soll erfüllt hat.«
    Unter den Zuhörern erhob sich ein interessiertes Gemurmel. Forrester verdrehte sich den Hals, um zu sehen, wo der Lautsprecher hing, denn der Klang schien von überallher

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