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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Tatsache zuzuschreiben waren, daß in unregelmäßigen Abständen schwere Strahlungslecks auftraten. Seine Vorgänger auf diesem Posten – eigentlich alle seine Vorgänger – waren nun tiefgekühlte Materieblöcke in den großen Gefrieranlagen am Rande des Sees und warteten auf die Entwicklung einer besseren Technik zur Ausspülung der radioaktiven Gifte aus ihren Zellen. Und sein Joker teilte ihm auch noch ganz offen mit, die wahrscheinliche Wartezeit bis zum Auftauen und zur Wiederherstellung (die von der Geschwindigkeit abhing, mit der verschiedene grundlegende biophysikalische Entdeckungen gemacht würden) werde auf zweitausend Jahre geschätzt.
    Forrester wurde wütend. »Danke schön!« fauchte er. »Ich hör’ auf. Warum, zum Teufel, braucht man hier unten überhaupt Menschen?«
    »Im Fall eines Zusammenbruchs des kybernetischen Systems«, antwortete die Maschine sofort, »könnte ein organischer Aufseher vielleicht mündlich Verbindung mit der Computer-Zentrale aufrechterhalten und damit im Notfall die Fähigkeit –«
    »Es war nur eine rhetorische Frage. Vergiß sie! Sag mir«, sagte Forrester und drückte auf den Knopf des Aufzugs, der ihn hinauf auf die Plattform an der Oberfläche des Sees und von dort zurück zur Stadt bringen würde, »warum hast du mir nicht erzählt, daß diese Arbeit mich umbringen würde?«
    »Sie haben mich nicht gefragt, Mensch-Forrester«, sagte die Maschine ernst. »Entschuldigen Sie bitte, Mensch-Forrester, Sie haben soeben einen Aufzug gerufen. Ihre Ablösung ist doch erst in drei Stunden fällig. Sie sollten Ihre Station nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    »Nein, das sollte ich nicht. Aber genau das werde ich tun!«
    »Mensch-Forrester! Ich muß Sie warnen –«
    »Paß mal auf! Wenn ich das Schild an der Oberfläche richtig gelesen habe, dann ist diese Anlage hier bereits seit ungefähr hundertachtzig Jahren in Betrieb. Ich wette, daß die kybernetischen Kontrollen kein einziges Mal während all dieser Zeit versagt haben. Stimmt’s?«
    »Sie haben vollkommen recht, Mensch-Forrester. Trotzdem –«
    »Es gibt kein Trotzdem. Ich gehe!« Die Aufzugtür öffnete sich, er trat ein, sie schloß sich hinter ihm.
    »Mensch-Forrester, Sie gefährden –«
    »Ach, halt die Klappe! Es gibt keine Gefahr. Schlimmstenfalls hört die Anlage für eine Weile auf zu arbeiten. Dann würde die Energie für die Stadt von anderen Generatoren geliefert, bis der hier repariert ist. Stimmt’s?«
    »Ja, Mensch-Forrester, aber die Gefahr –«
    »Du redest zuviel! Sei jetzt still!« sagte Forrester. »Das heißt, etwas kannst du doch tun. Suche mir eine andere Arbeit!«
     
    Doch das tat der Joker nicht.
    Er tat es auch später nicht. Er sprach überhaupt nicht mehr mit ihm.
    Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, bat Forrester den Joker: »Na, nun komm schon! Was ist los? Ihr Computer habt doch keine menschlichen Emotionen, oder? Wenn ich deine Gefühle verletzt haben sollte, tut es mir leid.«
    Aber es kam keine Antwort. Der Joker sprach nicht, die Fernsehwände leuchteten nicht auf. Das Essen, das er bestellte, erschien nicht.
    Der Raum war tot.
    Forrester überwand seinen Stolz und ging zu Adne Bensens Apartment. Sie war nicht zu Hause, aber die Kinder ließen ihn ein. Er sagte: »Kinder, ich schlag mich mit einem Problem herum. Ich scheine es irgendwie fertiggebracht zu haben, daß in meinem Joker eine Sicherung oder so was ähnliches durchgebrannt ist.«
    Sie starrten ihn verständnislos an. Nach einem Augenblick erkannte Forrester, daß er sie bei irgend etwas gestört hatte. »Was ist denn, Tunt? Wieder ein Clubtreffen? Was ist los, Mim?«
    Sie brachen in Gelächter aus. Forrester sagte verärgert: »Schon gut. Ich bin zwar nicht hergekommen, um zu lachen, aber was ist denn nun so komisch?«
    »Du hast mich Tunt genannt«, sagte der Junge lachend. Auch das Mädchen kicherte. »Und das ist noch nicht das Schlimmste, Tunt. Er hat mich Mim genannt. Charles, weißt du denn überhaupt nichts?«
    »Ich weiß, daß ich Ärger habe«, sagte Forrester unbeholfen.
    »Mein Joker funktioniert nicht mehr.«
    Jetzt starrten sie ihn mit großen Augen und offenen Mündern an. »Oh, Charles!« Offensichtlich hatte die Größe der Katastrophe ihren Widerstand gebrochen. Womit sie sich auch beschäftigt haben mochten, als er hereinkam, nun widmeten sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit.
    Er sagte verlegen: »Und jetzt möchte ich gern wissen, was da schiefgegangen ist.«
    »Versuch es herauszufinden!«

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