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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ab. »Dort, wo ich herkomme, wurden goldene Dukaten verwendet. Außerdem war das ganze Durchbrechen sinnlos und unnötig.«
    »Warum?«
    »Weil ich den Wunsch habe, noch einen dritten Krapfen zu essen.«
    Die mit Pflaumenmus gefüllten Krapfen begannen wie ein überaus wundersames Elixier zu wirken. Ciris Stimmung hellte sich auf, und das Gewimmel auf dem Platz stieß sie nicht mehr ab, sondern begann ihr sogar zu gefallen. Sie ließ sich nicht länger von Fabio mitziehen, sondern zog ihn ihrerseits ins dichteste Gedränge, zu einer Stelle, wo jemand auf einer aus Fässern improvisierten Tribüne eine Rede hielt. Der Redner war ein Dickwanst im vorgerückten Alter. An dem kahlgeschorenen Kopf und der braunen Kutte erkannte Ciri ihn als wandernden Priester. Sie hatte solche schon gesehen, gelegentlich besuchten welche den Tempel der Melitele in Ellander. Mutter Nenneke nannte sie niemals anders als »diese fanatischen Dummköpfe«.
    »Es gibt nur ein Recht auf der Welt!«, brüllte der dicke Priester. »Das göttliche Recht! Die ganze Natur unterliegt diesem Recht, die ganze Erde und alles, was auf dieser Erde lebt! Zauberei aber und Magie sind diesem Recht zuwider! Darum sind die Zauberer verflucht, und bald kommt der Tag des Zorns, an dem das himmlische Feuer ihre unflätige Insel vernichten wird! Dann werden die Mauern von Loxia, Aretusa und Garstang einstürzen, hinter denen sich diese Gottlosen gerade versammeln, um ihre Ränke zu schmieden! Einstürzen werden diese Mauern  ...«
    »Und wir werden sie, verdammich, neu bauen müssen«, murmelte ein neben Ciri stehender Handwerksgeselle in einem kalkbeschmierten Kittel.
    »Ich beschwöre euch, ihr guten und gottesfürchtigen Leute«, schrie der Priester, »glaubt nicht den Zauberern, wendet euch weder um Rat an sie noch mit einer Bitte! Lasst euch weder von ihrer schönen Gestalt irreführen noch von ihrer glatten Rede, denn wahrlich sage ich euch, dass diese Zauberer sind wie geweißte Gräber, von außen schön, innen jedoch voller Fäulnis und morscher Knochen!«
    »Schaut ihn euch an«, sagte eine junge Frau mit einem Korb voll Mohrrüben, »was er für große Reden schwingt. Kläfft die Magier an, weil er neidisch auf sie ist, weiter nichts.«
    »Klar«, stimmte ihr der Maurer zu. »Ihm selber, schaut doch, ist der Kopf kahl wie’n Ei geworden, und der Wanst hängt ihm bis zu den Knien runter. Aber die Zauberer sind stattlich, sie werden weder dick noch kahl  ... Und die Zauberinnen, ha, die Schönheit selber  ...«
    »Weil sie für diese Schönheit ihre Seele dem Teufel verkauft haben!«, schrie ein untersetzter Typ mit einem Schusterhammer hinterm Gürtel.
    »Bist ’n Trottel, Stiefelknecht. Wenn nicht die guten Fräuleins von Aretusa wären, hättest du längst dein Ränzlein schnüren müssen! Ihnen verdankst du, dass du was zu beißen hast!«
    Fabio zog Ciri am Ärmel, sie tauchten abermals in die Menge ein, die sie auf die Mitte des Platzes zutrug. Sie hörten eine Trommel dröhnen und laute Rufe, die Stille forderten. Die Menge dachte gar nicht daran, still zu sein, doch den Ausrufer auf dem hölzernen Podest störte das keineswegs. Er hatte eine laute, klangvolle Stimme und verstand sich ihrer zu bedienen.
    »Es wird kundgetan«, schrie er, während er ein Pergament entrollte, »dass Hugo Ansbach, Halbling von Geburt, in die Acht getan ist, denn er hat den verbrecherischen Elfen, so sich Eichhörnchen nennen, in seinem Hause Unterschlupf und Nahrung gewährt. Ebenso geächtet ist Justin Ingvar, der Schmied, von Geburt Zwerg, der für jene Verworfenen Pfeilspitzen geschmiedet hat. Daher hat der Burggraf angeordnet, dass nach beiden gefahndet werden soll. Wer sie fängt, der erhält fünfzig Kronen Belohnung. Wer ihnen aber Nahrung oder Unterkunft bietet, wird als ihr Spießgeselle behandelt werden und die gleiche Strafe erleiden. Wenn sie jedoch in einem Weiler oder einem Dorfe ergriffen werden, soll der ganze Weiler oder das ganze Dorf zur Rechenschaft gezogen werden  ...«
    »Wer würde denn«, rief jemand aus der Menge, »einem Halbling Unterschlupf geben! Auf denen ihren Farmen sollen sie suchen, und wenn sie ihn finden, dann ab in den Knast mit allen diesen Nichtmenschen!«
    »An den Galgen, nicht in den Knast!«
    Der Ausrufer begann, weitere Bekanntmachungen des Burggrafen und des Rates der Stadt zu verlesen, doch Ciri verlor das Interesse. Sie hatte gerade vor, sich aus der Menge zu lösen, als sie plötzlich auf dem Hinterteil eine

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