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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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davon.«
    »Hmm  ...«, murmelte Aplegatt. »Wo ist er denn langgeritten? Auf der Straße nach Carreras? Wenn ja, hole ich ihn vielleicht ein, ich möchte ihn mir anschauen  ...«
    »Nein«, sagte der junge Mann. »Er ist an der Weggabelung nach Dorian abgebogen. Er hatte es eilig.«
     
    Der Hexer träumte selten etwas, und sogar an diese seltenen Träume konnte er sich nach dem Erwachen nie erinnern. Nicht einmal, wenn es Albträume waren – und für gewöhnlich waren es Albträume.
    Auch diesmal war es einer, doch diesmal erinnerte sich der Hexer zumindest an ein Bruchstück davon. Aus einem zusammengeballten Wirbel irgendwelcher unklarer, aber beunruhigender Gestalten, sonderbarer, aber feindseliger Szenen und unverständlicher, aber bedrohlicher Worte und Geräusche hob sich plötzlich ein deutliches und sauberes Bild hervor. Ciri. Eine andere als die, die er von Kaer Morhen in Erinnerung hatte. Ihre aschblonden Haare, die im Galopp wehten, waren länger – so, wie sie sie getragen hatte, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, im Brokilon. Als sie an ihm vorbeiritt, wollte er schreien, doch er brachte keinen Ton heraus. Er wollte ihr nachlaufen, doch ihm war, als sei er bis zur Mitte der Schenkel in erstarrendem Teer versunken. Ciri aber schien ihn nicht zu sehen, galoppierte weiter, in die Nacht hinein, zwischen die missgestalteten Erlen und Weiden, die wie lebendig ihre Kronen bewegten. Und er sah, dass sie verfolgt wurde. Dass ein Rappe hinter ihr hersprengte und darauf ein Reiter in schwarzer Rüstung, den Helm mit den Flügeln eines Raubvogels verziert.
    Er konnte sich nicht rühren, nicht schreien. Er konnte nur zuschauen, wie der geflügelte Ritter Ciri einholte, sie bei den Haaren packte, vom Sattel riss und weitergaloppierte, sie hinter sich herschleifte. Er konnte nur zuschauen, wie Ciris Gesicht vor Schmerz blau anlief und ein stummer Schrei sich ihrem Munde entrang. Aufwachen, befahl er sich, außerstande, den Albtraum zu ertragen. Aufwachen! Sofort aufwachen!
    Er erwachte.
    Lange blieb er reglos liegen, in Gedanken bei dem Traum. Dann stand er auf. Er holte den Beutel unter dem Kopfkissen hervor, zählte rasch die Zehnkronenstücke durch. Hundertfünfzig von der Mantikora gestern. Fünfzig für den Nebling, den er auf Geheiß eines Dorfschulzen in der Gegend von Carreras getötet hatte. Und fünfzig für den Werwolf, für den ihn die Siedler aus Burdorff bezahlt hatten.
    Fünfzig für den Werwolf. Viel, denn es war eine leichte Arbeit gewesen. Der Werwolf hatte sich nicht verteidigt. In eine Höhle gejagt, aus der es keinen Ausweg gab, war er auf die Knie gesunken und hatte den Schwerthieb erwartet. Er hatte dem Hexer leidgetan.
    Doch er brauchte das Geld.
    Es verging keine Stunde, und schon schritt er durch die Straßen der Stadt Dorian, suchte die bekannte Gasse und das bekannte Schild.
     
    Die Aufschrift auf dem Schild lautete: »Codringher und Fenn, Rechtskonsultation und -beistand«. Geralt wusste jedoch nur zu gut, dass das, was Codringher und Fenn taten, in der Regel ausgesprochen wenig mit Recht zu tun hatte, während die beiden Teilhaber selbst zahlreiche Gründe hatten, jeglichen Kontakt sowohl mit dem Recht als auch mit seinen Vertretern zu vermeiden. Er hegte auch ernste Zweifel, ob jemand von den Klienten, die in das Büro kamen, wusste, was das Wort »Konsultation« bedeutet.
    Im unteren Teil des kleinen Gebäudes gab es keinen Eingang – nur ein solide verriegeltes Tor, das wohl in eine Remise oder einen Stall führte. Um zur Eingangstür zu gelangen, musste man sich hinter das Haus begeben, den morastigen Hof voller Enten und Hühner betreten, von dort aus eine Treppe hinauf und dann über eine enge Galerie und durch einen dunklen Korridor gehen. Erst dann stand man vor der soliden Mahagonitür mit den Eisenbeschlägen und dem Türklopfer aus Messing in Form eines Löwenkopfes.
    Geralt klopfte an, worauf er rasch zurückwich. Er wusste, dass der in die Tür eingebaute Mechanismus durch in den Beschlägen verborgene Löcher zwanzig Zoll lange Stahlnadeln verschießen konnte. Theoretisch schossen die Nadeln nur hervor, wenn sich jemand am Schloss zu schaffen machte beziehungsweise wenn Codringher oder Fenn auf die Auslösevorrichtung drückte, doch Geralt hatte sich schon vielfach davon überzeugen können, dass es keine unfehlbaren Mechanismen gibt und dass ein jeder manchmal sogar dann in Aktion tritt, wenn er es nicht soll. Und umgekehrt.
    In der Tür befand sich

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