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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sicherlich irgendeine Vorrichtung, die die Besucher identifizierte, wahrscheinlich eine magische. Nach dem Klopfen fragte nie jemand von innen nach dem Namen. Die Tür ging auf, und Codringher stand darin. Immer Codringher, niemals Fenn.
    »Grüß dich, Geralt«, sagte Codringher. »Komm herein. Du brauchst dich nicht so an den Rahmen zu drücken, die Vorrichtung habe ich abgebaut. Vor ein paar Tagen ist etwas darin kaputtgegangen. Sie ist mir nichts, dir nichts losgegangen und hat einen Hausierer durchlöchert. Nur herein. Willst du etwas von mir?«
    »Nein.« Der Hexer trat in das geräumige, düstere Vorzimmer, wo es wie üblich leicht nach Kater stank. »Nicht von dir. Von Fenn.«
    Codringher lachte laut auf und bestätigte damit den Verdacht des Hexers, dass Fenn eine hundertprozentig mythische Gestalt war, die dazu diente, Büttel, Gerichtsvollzieher, Steuereintreiber und andere Codringher verhasste Personen irrezuführen.
    Sie kamen ins Büro, wo es heller war, denn es war ein Giebelzimmer – die gut vergitterten Fenster hatten den größten Teil des Tages Sonne. Geralt nahm in dem für Besucher vorgesehenen Sessel Platz. Gegenüber, hinter dem Schreibtisch aus Eichenholz, machte Codringher es sich in einem Polstersessel bequem, der Mann, der sich »Advokat« nennen ließ und dem nichts unmöglich war. Wenn jemand Schwierigkeiten, Sorgen, Probleme hatte – ging er zu Codringher. Und sogleich erhielt dieser Jemand Beweise für Betrügereien und Unterschlagungen seines Kompagnons auf die Hand. Oder einen Bankkredit ohne Sicherheiten und Bürgschaften. Als Einziger auf einer langen Liste von Gläubigern bekam er sein Eigentum von einer Firma, die Konkurs angemeldet hatte. Er trat ein Erbe an, obwohl der reiche Onkel gedroht hatte, ihm keinen roten Heller zu vermachen. Er gewann einen Erbschaftsprozess, weil selbst die nächsten Verwandten plötzlich auf ihre Ansprüche verzichteten. Sein Sohn kam aus dem Knast, freigesprochen entweder wegen erwiesener Unschuld oder aus Mangel an Beweisen, denn wenn es Beweise gegeben hatte, waren sie auf rätselhafte Weise verschwunden, und die Zeugen übertrafen einander im Widerruf ihrer früheren Aussagen. Der Mitgiftjäger, der sich die Tochter zu angeln versuchte, wandte seine Zuneigung plötzlich einer anderen zu. Der Geliebte der Ehefrau oder der Entführer der Tochter zog sich bei einem Unfall komplizierte Brüche dreier Extremitäten zu, darunter mindestens einer oberen. Und ein geschworener Feind oder sonst eine unleidliche Person hörte auf zu schaden – in der Regel verschwand er spurlos. Ja, wenn jemand Probleme hatte, fuhr er nach Dorian, lief hurtig zur Firma »Codringher und Fenn« und klopfte an die Mahagonitür. In der Tür stand immer der »Advokat« Codringher, klein, schmächtig und grauhaarig, mit dem ungesunden Teint eines Menschen, der selten an die frische Luft kommt. Codringher führte den Besucher ins Büro, setzte sich in den Sessel, nahm einen großen schwarz-weißen Kater auf den Schoß und streichelte ihn. Beide  – Codringher und der Kater – musterten den Klienten mit unangenehmen, beunruhigenden Blicken aus gelblichgrünen Augen.
    »Ich habe deinen Brief erhalten.« Codringher und der Kater musterten Geralt mit gelblichgrünem Blick. »Außerdem hat mich auch Rittersporn besucht. Er ist vor ein paar Wochen durch Dorian gekommen. Er hat mir einiges von deinen Misshelligkeiten erzählt. Aber er hat sehr wenig gesagt. Zu wenig.«
    »Wirklich? Du überraschst mich. Das wäre der erste mir bekannte Fall, wo Rittersporn nicht zu viel gesagt hätte.«
    »Rittersporn« – Codringher lächelte nicht – »hat nicht viel gesagt, weil er auch nicht viel wusste. Aber er hat weniger gesagt, als er wusste, weil du ihm verboten hast, über bestimmte Dinge zu reden. Woher dieses Misstrauen? Und das gegenüber einem Berufskollegen?«
    Geralt war leicht indigniert. Codringher hätte vorgegeben, es nicht zu bemerken, doch das konnte er nicht, denn der Kater hatte es bemerkt. Er riss die Augen auf, entblößte die weißen Eckzähne und fauchte fast lautlos.
    »Reiz meinen Kater nicht«, sagte der Advokat und streichelte den Kater, um ihn zu beruhigen. »Dich irritiert die Bezeichnung Kollege? Aber es stimmt ja. Ich bin auch ein Hexer. Ich befreie die Leute auch von Ungeheuern und von ungeheuren Schwierigkeiten. Und ich tue es auch für Geld.«
    »Es gibt gewisse Unterschiede«, murmelte Geralt, noch immer unter dem feindseligen Blick des Katers.
    »Gibt

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