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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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verzog den Mund. »Sprich diesen Namen nicht aus, Hexer.«
    Geralt fasste den Schwertgriff fester, lächelte spöttisch. »Warum musste Lydia sterben, Vilgefortz? Warum hast du ihr befohlen zu sterben? Sie sollte die Aufmerksamkeit von dir ablenken, nicht wahr? Sie sollte dir Zeit verschaffen, dich gegen das Dwimerit zu wappnen, ein telepathisches Signal an Rience zu senden? Die arme Lydia, die Malerin mit dem versehrten Gesicht. Alle wussten, dass sie eine Person ohne Bedeutung ist. Alle. Außer ihr selbst.«
    »Schweig.«
    »Du hast Lydia ermordet, Zauberer, hast sie benutzt. Und jetzt willst du Ciri benutzen? Mit meiner Hilfe? Nein. Du wirst Tor Lara nicht betreten.«
    Der Zauberer wich einen Schritt zurück. Geralt spannte sich an, bereit zu Sprung und Hieb. Doch Vilgefortz hob nicht die Hand, streckte sie nur ein wenig seitlich aus. In ihr materialisierte sich plötzlich ein dicker, sechs Fuß langer Stab.
    »Ich weiß«, sagte er, »was dich hindert, die Lage vernünftig einzuschätzen. Ich weiß, was es für dich schwierig und unmöglich macht, die Zukunft richtig vorherzusehen. Es ist dein Hochmut, Geralt. Ich werde dir den Hochmut austreiben. Ich werde ihn dir mit Hilfe dieses Knüppels austreiben.«
    Der Hexer kniff die Augen zusammen, hob die Schwertklinge leicht an. »Ich zittere vor Ungeduld.«
    Etliche Wochen später, nachdem er dank den Bemühungen der Dryaden und dem Wasser des Brokilons wieder genesen war, fragte sich Geralt, welchen Fehler er während des Kampfes gemacht hatte. Und er kam zu dem Schluss, dass er während des Kampfes keinen Fehler gemacht hatte. Den einzigen Fehler hatte er vor dem Kampf gemacht. Er hätte fliehen müssen, ehe der Kampf begann.
    Der Zauberer war schnell, der Stab zuckte in seinen Händen wie ein Blitz. Umso erstaunter war Geralt, als Stock und Schwert bei der Parade mit metallischem Klang aneinanderstießen. Doch ihm blieb keine Zeit zum Staunen. Vilgefortz griff an, der Hexer musste in Volten und Pirouetten herumwirbeln. Er wagte nicht, mit dem Schwert zu parieren. Der verdammte Stab war von Eisen, noch dazu magisch.
    Viermal befand er sich in der Position für einen Gegenangriff und Hieb. Viermal schlug er zu. An die Schläfe, an den Hals, unter die Achsel, zum Oberschenkel. Jeder dieser Schläge wäre tödlich gewesen. Doch jeder wurde pariert.
    Kein Nichtmensch wäre imstande gewesen, so viele Hiebe zu parieren. Allmählich begann Geralt zu verstehen. Doch es war zu spät.
    Den Hieb, den ihm der Zauberer versetzte, sah er nicht kommen. Der Schlag schleuderte ihn gegen die Wand. Er stieß sich mit dem Rücken ab, konnte nicht mehr wegspringen, eine Finte ausführen, der Schlag hatte ihm den Atem genommen. Er erhielt einen zweiten, gegen die Schulter, wurde wieder nach hinten geworfen, mit dem Hinterkopf gegen einen Wandpfeiler, gegen die vorstehende Brust einer Karyatide. Vilgefortz sprang geschickt heran, ließ den Stock wirbeln und rammte ihn ihm in den Magen, unter die Rippen. Kräftig. Geralt klappte zusammen und bekam eins seitlich auf den Kopf. Die Knie wurden ihm plötzlich weich, er stürzte zu Boden. Und das war das Ende des Kampfes. Im Prinzip.
    Hilflos versuchte er sich mit dem Schwert zu decken. Die Klinge, zwischen Wand und Pfeiler eingeklemmt, brach unter dem Schlag mit einem gläsernen, vibrierenden Ächzen. Er deckte den Kopf mit dem linken Arm, der Stock fiel mit Wucht herab und brach ihm den Unterarm. Der Schmerz blendete ihn.
    »Ich könnte dir das Gehirn durch die Ohren herausdrücken«, sagte Vilgefortz aus weiter Ferne. »Aber es soll ja eine Lektion sein. Du hast dich geirrt, Hexer. Du hast den Himmel mit den Sternen verwechselt, die sich nachts an der Oberfläche eines Teiches spiegeln. Aha, du übergibst dich? Gut. Gehirnerschütterung. Blut aus der Nase? Wunderbar. Also dann bis zum Wiedersehen. Irgendwann. Vielleicht.«
    Er sah nichts mehr und hörte nichts. Er versank, ging in etwas Warmem unter. Er nahm an, Vilgefortz sei gegangen. Daher wunderte er sich, als ein Hieb des eisernen Stocks mit Wucht auf sein Bein traf und das Hüftgelenk zerschmetterte.
    Weitere Schläge, falls es welche gab, nahm er nicht mehr wahr.
     
    »Halte durch, Geralt, mach nicht schlapp«, wiederholte Triss Merigold unablässig. »Halte durch. Stirb nicht  ... Bitte stirb nicht  ...«
    »Ciri  ...«
    »Sprich nicht. Gleich hole ich dich hier heraus. Halte durch  ... Bei den Göttern, mir fehlt die Kraft  ...«
    »Yennefer  ... Ich

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