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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Grabmal stehen bleibst.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich ihn.
    »In diesem Raum kommt viel zusammen. Dort ein Sarkophag für die Bestattung eines Christen, drüben an der Wand verzierte Aussparungen für die Urnen der Heiden, die die römischen Götter verehrten; Stuckreliefs von anderen Gottheiten und den Vorfahren der Verstorbenen. Das spricht für ägyptische Einflüsse. Du siehst, hier liegen drei Religionen einträchtig beieinander, die sich im Laufe der Zeit gegenseitig befruchteten und zumindest am Anfang kein Problem miteinander hatten. Innerhalb eines einzigen Familienclans gab es drei verschiedene Glaubensrichtungen.«
    »Das nenne ich tolerant«, sagte ich.
    »Still, da vorne regt sich was«, unterbrach Alvarez.
    Ich ging voran. Der Weg verlief uneben, fiel ab, stieg an, wand sich. Ninian und Alvarez folgten mir. Die Stimmen vor mir wurden lauter und klarer. An der letzten Biegung machte ich Halt; blickte verstohlen um die Ecke. Da war Yasmina. Ihr gegenüber stand ein Mann an einer Tür mit gewundenen Gitterstäben und gekreuzten Palmzweigen darüber. Er hielt den Papyrus in seinen Händen, studierte, was darauf geschrieben stand, während Yasmina auf ihn einredete, die wahre Botschaft des Herrn ans Tageslicht zu bringen.
    »Das ist Kardinal Benedetti«, flüsterte Ninian mir zu.
    »Ich verstehe immer noch nicht, was sie mit ihm zu schaffen hat. Sie gehört zu …«
    Ich bedeutete ihm, ruhig zu sein, damit ich verstehen konnte, was da vor sich ging. Womit ich nicht rechnete, war Alvarez. Er schritt an mir vorbei, ohne dass ich ihn hätte zurückhalten können.
    »Schlangenbrut!«, rief er und humpelte auf die beiden zu. Benedetti und Yasmina schauten überrascht auf. »Alvarez?!
    Was zum Teufel machst du hier?«, fragte Benedetti.
    »Gebt mir, was ihr gestohlen habt«, befahl Alvarez.
    »Gestohlen?«, antwortete Yasmina. »Du hast nicht mehr alle Sinne beisammen, alter Mann.«
    Alvarez zischte sie an. »Schweig, Yasmina. Du weißt nicht, wessen Dienerin du bist. Die Lüge und der Betrug ist sein Geschäft. Er wird auch dich hintergehen.«
    Benedetti ging auf Alvarez zu. »Bruder, lass die Vergangenheit ruhen. Sie ist unveränderlich. Ja, es stimmt, ich habe manches getan, das mich heute nicht mit Stolz erfüllt. Der Herr möge mir gnädig sein. Aber die Dinge haben sich gewandelt. Du hast es selbst erlebt, gestern auf dem Platz, als du dich gegen Armbruster erhoben hast. Ich war auf deiner Seite, ich habe dich gewähren lassen, ich wollte, dass du sprichst, wie viele Hunderttausende in der ganzen Welt.
    Ein Sturm ist losgebrochen, der die Welt erschüttert, sie zur Umkehr ermahnt. Die Zeit des Wandels ist gekommen, jetzt endlich, nach all den Jahren der Willkür und der Erstarrung in unserer Kirche. Deine Worte kamen aus dem Herzen, aus tiefster Überzeugung unseres Glaubens …«
    »Ich glaube dir nicht«, unterbrach ihn Alvarez. »Deine Worte sind die einer Schlange; sie winden sich nach allen Seiten, suchen den Vorteil, der dich voranbringt, bis auf den Thron des Petrus. Du hast keine Erneuerung dieser Kirche, dieser Welt im Sinn. Nein, du willst alles beibehalten, wie es ist, und es nach deinen Plänen sogar noch verschlimmern. Das ist die Wahrheit, die ich sehe.«
    Ninian drängte an meiner Seite vor; ich hielt ihn zurück. Solange sich Benedetti und Yasmina überlegen fühlten, würden sie frei sprechen und diese Charade demaskieren. Das war ein Fehler, denn ich erkannte zu spät, was Yasmina in ihrem Rücken vorbereitete.
    Benedetti ließ nicht locker und versuchte Alvarez von seiner Redlichkeit zu überzeugen. »Bruder, wir beide gemeinsam können etwas bewirken. Ich lade dich ein, mit mir gegen die alten und mächtigen Kräfte in dieser Kirche vorzugehen. Mit der Botschaft des Papyrus werden wir sie in die Knie zwingen, sie aus unserer Mitte verjagen. Komm mit mir zu den Kardinälen. Sie warten.«
    »Ich glaube dir nicht«, widersprach Alvarez. »Du wirst die Botschaft des Herrn genauso unterdrücken wie zuvor. Denn sie setzt dir und deinesgleichen ein Ende. Sie ist das Ende aller Macht.«
    »Genug!«, ging Yasmina harsch dazwischen. »Wir müssen uns beeilen, bevor Kardinal Armbruster etwas bemerkt. Nehmen Sie den Papyrus und lesen Sie ihn den Kardinälen vor.«
    »Armbruster«, sagte Alvarez kopfschüttelnd und wandte sich an Yasmina. »Verstehst du denn nicht, dass die beiden gemeinsame Sache machen? Der eine ist so schlimm wie der andere. Wenn du ihn jetzt ziehen lässt, ist alles

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