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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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hatte er die Tür geöffnet, erwischte ich ihn knapp unterhalb des Nasenbeins. Er ging zu Boden und rührte sich nicht mehr, während sein Blut sich über die Fliesen verteilte. Ich betätigte den Schalter, und die Tür klackte auf. Vor meiner Nase brauste die schwarze Limousine, mit der die drei Spanier gekommen waren, die Via Villa Sacchetti entlang.
    »Mist! Verdammter Mist«, fluchte ich.
    Die zornige Stimme ließ mich herumfahren. »Wo hast du gesteckt?!«, fragte Ninian vorwurfsvoll; in seiner Begleitung Alvarez. »Seit Stunden suchen wir dich.«
    »Habt ihr sie gesehen? Yasmina!«, drängte ich.
    »Sie ist mit dem Wagen weggefahren«, antwortete Alvarez.
    »Und der Zylinder?«
    Ninian antwortete. »Sie hatte etwas unter dem Arm. Was es war, konnte ich nicht erkennen.«
    »Weißt du, wohin sie gefahren sein könnte?«, fragte Alvarez.
    »Keine Ahnung. Sie führte ein Telefonat, bevor sie …«
    »Hat sie gesagt, wohin sie wollte?«, fragte Ninian.
    »Ich habe nur zwei Worte verstanden. Benedetti und …« Alvarez spuckte aus. »Diese Viper.«
    »Und das zweite?«, fragte Ninian.
    »Scavi. Keine Ahnung, was das bedeuten soll.«
    Ninians Kralle wies den Weg. »Aber ich. Ich weiß, wohin sie gegangen ist. Es ist der einzige Ort in der Stadt, wo sie Benedetti unbemerkt treffen kann.«
    Wir hatten Glück. Ein Bus fuhr in die nahe gelegene Haltestelle und sollte uns direkt in die Vatikanstadt bringen.
    »Was ist ›Scavi‹?«, fragte ich Ninian, während der Bus die Viale Bruno Buozzi hinunterpreschte. Italienischen Busfahrern musste man gottlob nicht sagen, dass man es eilig hatte. Die Ungeduld lag ihnen im Blut. Man musste sich nur festhalten.
    Ninian berichtete. »Die Scavi sind oder besser ist eine unterirdische Nekropole, ein Friedhof, auf dem Areal unter dem heutigen Petersplatz. Er grenzt an Caligulas ehemaligen Circus, der gute 500 Meter lang war und sich zur Gänze über die Fläche des heutigen Platzes und des Doms erstreckt hat. Es wird erzählt, dass der heilige Petrus dort im Jahre 67 gekreuzigt wurde. Da dies in jener Zeit mit Christen, Sklaven und Verurteilten öfter vorkam, entstand an der Nordmauer des Circus ein öffentlicher Friedhof, auf dem auch die Gebeine des Petrus zu Grabe getragen wurden. Gesichert ist diese Überlieferung jedoch nicht, genauso wenig, ob sich Petrus jemals in Rom aufgehalten hat.«
    »Es ist nicht sicher?!«, fragte ich.
    »Das ist nicht so wichtig wie das, was darauf geschah. Die frühen Christen verehrten diesen Ort als die eigentliche Grabstätte und errichteten darüber ein Bethaus. In unmittelbarer Umgebung entstanden weitere Grabstätten, Mausoleen, in denen sich Christen, aber auch Heiden beerdigen ließen. Zu unterscheiden waren sie an der Art der Bestattung. Während die Heiden eingeäschert und in einer Urne beigesetzt wurden, erkennt man die christlichen Grablegen an einem Sarg. Im 4. Jahrhundert mussten das Bethaus und die Mausoleen der ersten Basilika weichen, die Kaiser Konstantin aus Dank den Christen für die gewonnene Schlacht erbaute. Dazu wurden die Mausoleen mit Erde aufgeschüttet, damit ein einheitliches Niveau für die Grundmauern entstand. Ein schmales Loch führte nur noch zum Grabe des Petrus, über dem ein Altar entstand. Seine zuvor ausgelagerten Knochen wurden wieder an ihren alten Ort zurückgebracht.«
    »Wo waren sie denn?«, fragte ich.
    »Im frühen 16. Jahrhundert machten sich die Päpste daran, die alte Basilika abzureißen und die uns heute bekannte bauen zu lassen. 1939 ordnete Papst Pius XII. umfangreiche Grabungsarbeiten unter der Krypta an, die bis 1951 andauerten und schließlich mit einer Sensation endeten. Reste des traditionellen Grabes Petri wurden entdeckt; genauer des ursprünglichen Bethauses und des Sockels des vielschichtigen Grabdenkmals. Dabei handelte es sich um eine ›rote Mauer‹ und Nischen mit zwei kleinen Säulen. In der Nähe fanden die Forscher eine Petrusinschrift in griechischer Sprache und Menschenknochen. Da man sie anfänglich für die eines Tieres gehalten hatte, wurden sie in einem Schuhkarton eingelagert. 1965 hatten jedoch weitere Forschungen ergeben, dass es sich um Menschenknochen handelte, die möglicherweise von jemandem aus der Zeit Petri stammten. Ein Gewebevergleich mit einem Schädel, der in S. Giovanni in Laterano als der des Petrus aufbewahrt wurde, ergab eine Übereinstimmung, sodass Grab und Knochen nun als authentisch bezeichnet werden.«
    Der Busfahrer ging energisch in die Eisen.

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