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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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füllen, sollte er sein Gehalt zurückzahlen.«
    »Wo hast du denn die Entwürfe für deine Tätowierungen her, Daniel? Die Farbschattierungen auf deiner Schulter sind große Klasse.«
    »Lenk nicht ab, Liza. Himmel, sind wir doch alle nur zu einem Zweck in diesem Dorf versammelt worden. Wir wollen weg. Er soll uns nicht mit solchen Nichtigkeiten abspeisen. Wir haben Angst. Deshalb haben wir auch ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.«
    »Ehrlich, Dan, du würdest auch die Wahrheit nicht verstehen, wenn wir sie dir Zeile für Zeile erklären würden. Sie ist viel zu kompliziert.«
    »Ich bin kein Dummkopf. Ich habe die chronomische Theorie genau studiert. Weshalb machst du keinen Versuch mit mir?«
    Sie legte die rechte Hand auf seinen Bauch und steckte den Mittelfinger in seinen Nabel. Er hatte den oberen Ansatz der Schamhaare zu einem Halbmond ausrasiert.
    Mit dem Daumen und dem kleinen Finger drückte sie auf die Haarspitzen, als wären es Knöpfe auf dem Computer-Schaltpult.
    »Ich werde mir Mühe geben, es dir zu erklären. Obwohl du wahrscheinlich halb soviel Angst bekämst, wenn du vorher mit mir ein wenig Sex treiben würdest.«
    Er nahm ihre Hand weg und hielt sie sanft, taktvoll zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie hatte »Fehltaste« gedrückt.
    »Ein andermal, Liz. Ich hatte schon zwei Orgasmen mit Sarah, und drei am Vormittag machen mich so schläfrig, daß ich heute gar nichts mehr zustande bringen würde.«
    Sarah war seine Assistentin. Liza spürte – und verdrängte – einen bemerkenswerten Rückfall in die Vergangenheit. Sie war eifersüchtig.
    »Du mußt es ja wissen. Ich dachte nur, es würde dir Spaß machen. Schließlich gibt es ja noch andere Gelegenheiten.«
    »Du bist mir deswegen nicht böse?«
    »Natürlich nicht. Du mußt schließlich deine Arbeit erledigen wie alle anderen auch.«
    Sie log. Natürlich hätte sie es jetzt gern gehabt. Er stand auf und legte ihr die Arme um den Hals. Eine Liebesersatzgeste. Als Antwort stupste sie ihn mit ihren harten Brustwarzen. Sechs Stupse, und sein Penis vor ihrem Venusberg reagierte immer noch nicht. Sie verlor den Mut.
    »Siehst du, Liza? Nichts als ein alter, abgewetzter Strick.«
    Sie versuchte, den Strick in die Hand zu nehmen, doch er wich ihr aus.
    »Das ist alles so ungerecht, Liz. Diese Sarah kann ein paarmal mit mir bumsen und anschließend sofort mit einem anderen Mann. Und was kann ich? Ich muß mich mit meiner vielen Arbeit herausreden … Das ist einfach erniedrigend. Wir Männer sind entschieden im Nachteil. Die dauernden Kraftakte und Stehmänner in den altmodischen pornographischen Filmen sind erstunken und erlogen. Da kannst du jeden Mann fragen.«
    »Das ist doch gar nicht so wichtig, Daniel.«
    »Für euch Frauen vielleicht nicht. Es stärkt euer Machtbewußtsein.« Er lehnte sich an den Tisch, den Rücken ihr zugewendet, und ließ ersatzweise seine Muskeln spielen. »Ihr könnt sexen, bis euch die Augen tropfen. Aber ich, ich muß nach der Pfeife einer alten, nutzlosen Banane tanzen. Es ist einfach nicht fair.«
    Er stellte ein ganzes Bild weiblicher Sexualität dar. Wahrscheinlich absichtlich. Die Rechte der Männer basieren oft auf verdrehten Argumenten.
    »Es ist nicht wahr, Dan, daß Frauen immer …«
    »Und dann, als Gipfel der Ungerechtigkeit, bist du noch gut zu mir.« Liza erinnerte sich nicht daran, gut gewesen zu sein. »Das ist der Punkt auf dem i. Wahrscheinlich hast du das auf der Schule gelernt – ›sei gut zu den armen Schlingeln, vielleicht brauchst du sie später noch einmal.‹ Deshalb bist du also gut und verständnisvoll zu mir. Immer so verdammt verständnisvoll …!«
    Sie konnte ihm ja nicht verraten, was ihre Vorbereitungskurse auf der Schule ihr wirklich beigebracht hatten, nämlich daß, wenn man erst die Phase der Güte und Anteilnahme erreicht hatte, der Zug längst abgefahren war. (Diese subtilen Unterschiede und Einsichten bei der Aufklärung der Geschlechter hatten die Wiedereinführung geschlechtlich getrennter Sexualerziehung notwendig gemacht.) »Hinter jeder Erektion, liebe Mädchen«, hatte der Aufklärer doziert, »hinter jeder Erektion steht das männliche Ego. Pflegt es, Mädchen. Das männliche Ego ist eine zarte Pflanze; aber es kann eine mächtige Blüte hervortreiben.« Der Aufklärer hatte mehr durch die Blume gesprochen, als der Aufklärung guttat. Liza entschloß sich, in letzter Minute der zarten Pflanze doch noch einen Schuß Dünger zu geben.
    »Du hast unrecht, Daniel.

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