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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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vorgeschriebenen Handgriffen der Startphase. Der nun folgende Lärm trieb Roses auf den Balkon hinaus, wo er immer noch den Geruch wahrnehmen und gleichzeitig die Dorfkapelle hören konnte. Liza schloß die Augen – es waren Pannen möglich, die sie lieber nicht mit ansehen wollte. Im richtigen Moment hörte das singende Geräusch der Beschleuniger auf. Der gefleckte Köter, immer noch an seinen Riemen nagend, flimmerte und verschwand mit einem lauten Knall. Der Start hatte tadellos funktioniert. Im Labor herrschte dankbare Stille. Dann …
    »Igor … Igor, du bist ein Genie!«
    Manny Littlejohn hatte seine Wattebäusche wieder entfernt, stand bereits, noch zitternd von dem Erlebnis dieses Wunders. Er hatte die Sache beschleunigt, ohne sich einen Erfolg davon zu versprechen. Einen Fehlschlag hatte er eingerechnet. Er hätte ihn verwerten können. Als eine Garotte, die er auf seine höfliche, unnachahmliche Weise ausgenützt hätte. Aber jetzt …
    »Was soll ich sonst noch dazu sagen, Igor? Du bist ein Genie.« Das geistesabwesende Furzen von Roses, der draußen auf dem Balkon der Dorfkapelle zuhörte, wurde im Labor nicht bemerkt. »Dies ist ein Tag, von dem ich schon seit langem träumte. Ja, um den ich gebetet habe. Du hättest mir Bescheid sagen sollen, Igor!«
    Professor Krawschensky verharrte in weisem Schweigen. Seine persönliche Würde – und die Gegenwart von Liza Simmons, die die Wahrheit kannte – machte jede Verstellung unmöglich. Eine technische Erläuterung half vielleicht, auf jede Eventualität vorzubereiten.
    »Der Hund soll ungefähr drei Minuten im Zustand der Harmonie mit dem Zeitfluß bleiben«, sagte er und lehnte sich vorsichtig gegen den Computer. »Doch das läßt sich nicht exakt kontrollieren. Sobald man sich im Zustand der chronomischen Einheit befindet, gibt es kein Altern mehr. Selbstverständlich haben die Chronoküle keine abnützende Wirkung. Somit finden auch keine chemischen Veränderungen statt, denn sie sind die Folge eines chronokularen Drucks. Die einzig mögliche Zeitkontrolle geschieht auf elektro-chronomische Weise. Denn ich habe interessanterweise festgestellt, daß die Elektrizität sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Chronos existiert. Sie ist zwar nicht die zuverlässigste Kraft, leider, aber wir tun, was wir können …«
    Liza sah, daß der Gründer sich über sein Unvermögen, die Erläuterungen zu verstehen, ärgerte, und sagte rasch: »Was der Professor damit sagen will, ist, daß der Hund ein bißchen früher oder ein bißchen später, als vorausgesagt, in diese Dimension zurückkehren kann. Es ist sehr schwer, den Wiedereintritt exakt zu bestimmen.«
    Sie hielt es nicht für notwendig, zu erwähnen, daß eine Reihe von Artefakten vollkommen verschwunden waren. Oder das andere wieder stark verändert aufgetaucht waren … Roses Varco spähte durch die offene Tür.
    »Sie … Sie, was haben Sie mit dem kleinen, gescheckten Hund gemacht?«
    Die beiden Männer ignorierten Roses. Er gehörte zum Hintergrund, zur Kulisse. Liza meinte, daß Roses eine Antwort verdiente.
    »Er wird in ein paar Minuten wieder hier sein, Roses. Du mußt dir deswegen keine Sorgen machen.«
    »Was ich wissen will – was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Was«, sagte der Gründer, das Kommando mit einer Schärfe übernehmend, die bei Roses vollkommen verschwendet war, »was haben Sie hier zu suchen?«
    »Suchen?«
    »Haben Sie irgendeinen Job in diesem Labor übernommen?«
    »Ich? Ich habe keinen Job.«
    »Aha.«
    Unbeeindruckt, obwohl ein größerer oder geringerer Mann als er vor Ehrfurcht erstarrt wäre, rückte Roses noch ein paar Schritte vor. »Alles, was ich wissen will, ist, was Sie mit dem kleinen gesprenkelten Hund angefangen haben!«
    David Silberstein erschien jetzt auf dem Balkon, eine Explosion im richtigen Moment verhindernd. Er trat lächelnd in das Labor in Erwartung eines kleinen, todsicheren Experimentes mit Blei. Unten auf dem Dorfrasen stimmte die Kapelle gerade den Blumentanz an:
    Trompete, Posaune, Trommel, bum-bum
    Waldhorn und Harmonium …
    »Wie steht es hier bei Ihnen?« fragte David Silberstein den Professor.
    »Gut«, sagte Manny Littlejohn, »sehr gut. Sie sind so schrecklich britisch, P. L. Sie haben mich überhaupt nicht darauf vorbereitet, daß mich hier ein Wunder erwartet.«
    David lächelte geschmeichelt. Er sah zwar keinen Anlaß für so überschwengliche Worte; aber ihm konnte es recht sein. Wenn der Gründer lächelte, lächelte die ganze

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