Die Zeit-Moleküle
wird.«
»Nein, Sir. Kaum.«
David Silberstein schaltete das Außenbordmikrophon, den Monitor und den Lautsprecher ab. Er hatte seinen Moment der überlegenen Strategie genossen. Alles andere war Antiklimax. Er war mit sich zufrieden, doch nicht so zufrieden, wie das seinem kaltblütigen Handeln gemäß gewesen wäre. Er hatte das Richtige getan. Warum war seine Befriedigung darüber nicht größer?
Draußen im Dorf gingen alle Scheinwerfer an. Salven aus automatischen Waffen betäubten die Eindringlinge auf der Stelle. Sie wurden mit antibakteriellem Schaum besprüht, um sie vorübergehend keimfrei zu machen. Die Leute, die in die Bank eingedrungen waren, wurden aus den eingebauten Gasdüsen besprüht und bewegungsunfähig gemacht. Man würde sie alle nach St. Kinnow zurückbringen und dort am frühen Morgen auf die Kais legen. Und der Polizei in St. Kinnow würde man eine scharfe Protestnote übermitteln (eine reine Zeitverschwendung). Alles so einfach. So unverschämt einfach. Und erst der Anfang einer Reihe von Widerwärtigkeiten.
David Silberstein überlegte im taghell beleuchteten Büro um drei Uhr morgens, daß die Verdrossenheit oder Enttäuschung im Moment seines Sieges von den Widerwärtigkeiten kamen, die jetzt erst folgten. Es gab einen Verräter im Dorf, und er wußte auch, wer dieser Verräter war. Er hatte keinen Zweifel über dessen Person. Seine Aufgabe wäre viel leichter gewesen, wenn er diesen Mann respektiert oder gemocht hätte. Er stellte die Verbindung zu Sergeant Cole wieder her.
»Schicken Sie zwei Ihrer Leute aus, Sergeant, und nehmen Sie Sir Edwin fest.«
»Ist schon geschehen, Sir.«
Davids Verdrossenheit nahm zu. Natürlich hatte auch Sergeant Cole eine Kopie von den leitenden Angestellten, die in getrennten Gruppen über die Sicherheitsmaßnahmen des Dorfes belehrt worden waren. Und selbstverständlich wußte auch der Sergeant, daß der Doktor und Daniel viel zu ungeschickt und unbeweglich waren, um so einen komplizierten Angriffsplan vorzubereiten, ohne sich verdächtig zu machen. Aber mußte Sergeant Cole seine Schlüsse so prompt ziehen?
»Sie haben Sir Edwin wohl nie gemocht, wie, Sergeant?«
»Das tut hier doch nichts zur Sache, Sir.«
Recht hatte er. Es war unfair, seine eigenen Schwierigkeiten gefühlsmäßig auf den Sergeanten abzuwälzen.
»Ich verrate Ihnen ein Geheimnis, Sergeant. Ich habe ihn auch nicht gemocht.«
Immer den aufrichtigen Mann spielen … Wenn er es sich genau überlegte, mochte er Daniel ebenfalls nicht. Und der Arzt entlockte ihm ebenfalls keine Freudenschreie. Gab es überhaupt jemand im Dorf, den er mochte? Abgesehen von Liza Simmons natürlich. Und die paarte sich jetzt mit diesem verdammten Roses Varco.
»Sie lassen Sir Edwin soeben in mein Büro bringen, Sergeant?«
»Jawohl, Sir. Er wird wahrscheinlich noch in seinem Bett liegen und den Unschuldigen spielen, Sir. Aber meine Männer werden nicht lange brauchen, um ihn zum Anziehen zu bewegen.«
»Ich hoffe, es wird nicht zu Gewalttätigkeiten kommen, Sergeant.«
»Aber Sir, keinesfalls kommt es dazu!«
»Sehr gut, Sergeant. Sie haben sich sehr lobenswert verhalten.«
Silberstein schaltete wieder ab. Er stemmte die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Das Schweigen des frühen Morgens drang jetzt auf ihn ein. Es machte Geräusche in seinen Ohren.
Und dann wurde ihm Sir Edwin vorgeführt. Er war von zwei Posten begleitet. Er sah überraschend zerknittert aus. Gar nicht der perfekte Diplomat, den David eigentlich erwartet hatte. »Setzen Sie sich, Sir Edwin. Meine Leute werden Sie wohl ziemlich erschreckt haben.«
»Keineswegs. Sie waren sehr höflich. Außerdem habe ich nicht geschlafen.«
»Nein. Das konnte ich mir denken.« Er hätte ihm eigentlich etwas Würdiges sagen sollen, etwas Überliefernswertes. Doch David hatte nur eine Frage im Kopf: Wie viele werden ihm nachfolgen?
»In diesem Dorf leben dreihundert Erwachsene, Projektleiter. Ich würde ganz gern wissen, wie ausgerechnet mein Name aus der Trommel herausfallen konnte.«
David zuckte nur die Achseln. »Beweise«, sagte er. Es hatte keinen Sinn, noch mehr Erklärungen abzugeben.
»Das Mädchen, die Simmons, nehme ich an. Und dieser Dreckskerl, der loyale Dorftrottel. Obwohl ich doch ganz bestimmt auch einen Spaziergang hätte unternehmen können, um frische Luft zu schöpfen.«
David hatte keine Ahnung, wovon Sir Edwin redete. Ihm war es auch egal. »Sie leugnen also nicht ab,
Weitere Kostenlose Bücher